Sandoz/Hexal: Novartis vor Umbau dpa/APOTHEKE ADHOC, 15.11.2018 09:25 Uhr
Der Schweizer Pharmakonzern Novartis will die Generikasparte Sandoz entgegen anderslautender Medienberichte nicht abspalten. „Es gibt keinen Entscheid oder Pläne bezüglich einer neuen Eignerschaft von Sandoz“, sagte ein Konzernsprecher. Ziel sei es, Sandoz zu einem fokussierten und agilen Weltmarktführer für differenzierte patentfreie Arzneimittel zu machen. Erst im Sommer hatte Novartis den Spin-Off der Augensparte beschlossen.
Sandoz soll dem Sprecher zufolge mehr „Freiraum für autonomes Handeln innerhalb der Novartis-Gruppe“ erhalten. „So soll sichergestellt werden, dass Sandoz im globalen globalen Geschäft mit patentfreien Medikamenten nachhaltig wettbewerbsfähig bleiben kann.“ Dadurch werde sichergestellt, dass sich Novartis – der globalen Strategie folgend ein fokussiertes Arzneimittelunternehmen zu werden – auf Bereiche konzentriere, in denen ein echter nicht gedeckter medizinischer Bedarf, Markt für Markt, bestehe.
Laut einem Bericht des „Tagesanzeigers“ plant der Konzern die Abspaltung der Generikasparte Sandoz. Das habe Konzernchef Vas Narasimhan an einem Investorentreffen vergangene Woche gesagt. Offziell wird von einem Umbau gesprochen. Wie das Blatt unter Berufung auf Teilnehmer schreibt, plant der Konzern die Generikasparte Sandoz in den kommenden zwei Jahren in eine eigenständige Sparte umzubauen. Für diese würden dann alle strategischen Optionen geprüft.
Die Aussage über die strategischen Optionen wiederum würde von Mitarbeitern und Analysten so übersetzt, dass Novartis die Abspaltung der Sparte vorbereite. „Sandoz wird abgespalten, das ist die informelle Information, die wir bekommen“, zitiert das Blatt einen Arbeitnehmervertreter. Eine Analystin interpretiert die Ankündigung ähnlich, wie aus dem Bericht hervorgeht.
Der Konzern selbst habe dem Blatt gegenüber die Pläne nicht dementiert. Auf die Frage, ob eine Ausgliederung Sandoz nebst allfälligem Verkauf geplant sei, habe der Konzern folgendes Statement abgegeben: „Unser Ziel ist es, Sandoz in einen fokussierten und agilen globalen Marktführer für differenzierte, patentfreie Medikamente zu verwandeln.“ Weiter hab darin gestanden: „Auf diese Weise werden wir weiterhin ein enges Alignment zur Novartis-Strategie sicherstellen, ein fokussiertes Arzneimittelunternehmen zu werden, das sich auf Bereiche mit echtem unerfülltem medizinischem Bedarf konzentriert, und zwar von Markt zu Markt.“
Die Sparte steht schon seit längerem unter Druck. Grund ist der anhaltende Preisdruck bei Generika. Zuletzt hatte Novartis im September beschlossen, sich von Teilen seines Generika-Portfolios in den USA zu trennen. So veräußert die US-Tochter insbesondere ihr US-Dermatologiegeschäft sowie das Portfolio mit Generika-Tabletten an den indischen Hersteller Aurobindo.
Unter Sandoz wird seit 2003 das Generikageschäft von Novartis gebündelt. Die Marke geht auf den 1886 im schweizerischen Basel gegründeten Farbstoffhersteller Kern & Sandoz zurück. 1996 führte der Zusammenschluss von Sandoz und Ciba-Geigy zur Gründung von Novartis. Die Schweizer hatten Hexal 2005 für rund 6 Milliarden Euro von der Strüngmann-Familie übernommen. Sie gründeten den Generikahersteller 1986 in Holzkirchen. Hexal zählt zu den Top-Generikaanbietern in Deutschland. Das Unternehmen hat laut eigenen Angaben rund 3100 verschiedene Arzneimittel für rund zehn Therapiegebiete im Sortiment.
Nur wenige Monate zuvor hatte Novartis mitgeteilt, sich nun endgültig von der Augensparte Alcon über einen Spin-Off zu trennen. Im Laufe des ersten Halbjahres soll die Sparte als eigenständiges Unternehmen in der Schweiz und den USA notiert sein. Strategisch würden Abspaltungspläne für die Generikasparte in die Vision des seit Februar amtierenden Konzernchefs passen. Wiederholt hat er erklärt, den Pharmakonzern auf innovative Medikamente fokussieren zu wollen.