AOK-Rabattverträge

Hexal steigt ein und räumt ab Alexander Müller und Julia Pradel, 22.11.2011 17:08 Uhr

Berlin - 

Der Generikakonzern Hexal hat sich erstmals an einer Wirkstoffausschreibung beteiligt – mit Erfolg: Bei der siebten Rabattvertragsrunde der AOK hat die Gruppe um den Holzkirchener Hersteller die meisten Zuschläge erhalten und damit die beiden anderen Generikariesen Stada und Ratiopharm auf die Plätze verwiesen.

„Wir betrachten immer die Marktentwicklung insgesamt und richten danach unsere Strategie aus“, begründet ein Hexal-Sprecher die Beteiligung an der Rabattrunde. Bislang hatte der Konzern nur mit 1A Pharma geboten. Mit der neuen Strategie sei man jetzt flexibler.

Doch es geht auch um die Marke Hexal: „Wir wollen unser Fundament im klassischen Segment verbreitern, um bei Neueinführungen das Optimum herauszuholen“, so der Sprecher. Angesichts der zunehmenden Bedeutung der Rabattverträge im Apothekenalltag will Hexal offenbar die eigene Präsenz in der Offizin stärken.

Der erste Schritt ist mit den AOK-Verträgen gelungen: 139 Fachlose hat der Konzern insgesamt gewonnen, 87 davon Hexal, 1A Pharma 52 und die Konzernmutter Novartis 8. Die Gruppe um Stada kommt auf zusammen 119 mit Aliud als Speerspitze. Die Konzerntochter hat zusätzlich den Wirkstoff Fentanyl in einer Bietergemeinschaft mit Pfizer in allen acht Losgebieten gewonnen. Der neue Ratiopharm-Eigentümer Teva ist als Bietergemeinschaft angetreten und hat 118 Lose gewonnen.

Winthrop und die Konzernmutter Sanofi haben zusammen 42 Lose gewonnen. Den Wirkstoff Fenofibrat hat Winthrop in Bietergemeinschaft mit Betapharm gewonnen – allerdings nur für die AOK Nordost. Betapharm – aktuell AOK-Rabattpartner für Metoprolol – ging ansonsten bei dieser Runde leer aus. Besser haben es Heumann und Heunet mit gemeinsam 33 und Actavis mit 32 gemacht, Heumann hat sieben weitere Lose zusammen mit Abbott. Mibe ist allein oder in Bietergemeinschaft 29-mal, TAD 24-mal und Neuraxpharm 23-mal vertreten.

 

Es folgen Aristo (20), Pfizer (19 plus Fentanyl), Mylan (17) sowie Basics und Medac (je 16). CNP Pharma, Gedeon Richter, Grünenthal, Medice und Wörwag (je 8) sowie Axios (2) sind jeweils nur bei einem Wirkstoff vertreten.

Erneut haben sich damit vor allem die großen Hersteller durchgesetzt. Mehr als Hälfte aller Zuschläge entfallen auf die drei Marktführer Hexal, Ratiopharm und Stada. Der Branchenverband Pro Generika kritisiert die zunehmende Marktkonzentration: Außerhalb der Rabattverträge hätten die zehn umsatzstärksten Unternehmen einen Marktanteil von lediglich 35 Prozent.

Die AOK sieht das anders: Wo immer möglich, sei man auch mit dem jüngsten Ausschreibungsverfahren dem Mittelstand entgegengekommen, sagt der Rabattvertragschef Dr. Christopher Hermann. So habe man die Zahl der Ausschreibungsregionen auf acht Gebietslose erweitert, um insbesondere die Chancen kleinerer Unternehmen zu verbessern.

Angesichts der Ergebnisse ist dieser Aspekt allerdings nur für Vergaberechtler interessant: Lediglich bei 13 Wirkstoffen ist das Feld der Rabattpartner gemischt, bei allen anderen hat ein Unternehmen alle acht Lose gewonnen.