Die Familie Strüngmann und weitere Investoren haben Interesse an Galderma. Für rund 10,2 Milliarden Franken (knapp 9 Milliarden Euro) will das Konsortium das Hautpflegegeschäft von Nestlé übernehmen. Die Dermatikasparte passt nicht mehr ins Konzept des weltgrößten Lebensmittelkonzerns.
Zum Konsortium gehören die Santo-Holding der Familie Strüngmann sowie der schwedischen Investor EQT der Industriellenfamilie Wallenberg (AstraZeneca). Mit an Bord sind außerdem die staatliche Investmentfirma Abu Dhabi Investment Authority (ADIA) und der kanadische Pensionskassenverwalter Public Sector Pension Investment Boards (PSP). Die neuen Eigentümer wollen das Geschäft ausbauen: Nestlé Skin Health soll in seiner nächsten Wachstums- und Innovationsphase unterstützt werden und dabei auf die Erfahrung des Netzwerks der Investoren zugreifen können. Im Bereich der ästhetischen Medizin soll in das Marketing und Innovation in enger Zusammenarbeit mit Ärzten investiert werden.
Potenzial sehen die Käufer auch im Bereich der verschreibungspflichtigen Produkte. Die Forschung und Entwicklung soll ausgebaut werden. Galderma bietet ein breites Sortiment an Rx-Produkten im Bereich ästhetische Medizin an. Zudem soll das US-Geschäft ausgeweitet, neue Produkte eingeführt und die Expansion des Bereichs Selbstmedikation ausgebaut werden. Der Kosmetikhersteller hat in diesem Segment die Marken Cetaphil, Cetaphil Sun Daylong, Loceryl und Excipial im Sortiment.
Nestlé hatte bereits angekündigt, seine Hautsparte verkaufen zu wollen. Das Geschäft entwickelte sich zuletzt gut: Mit einem Umsatzwachstum von 5 Prozent wuchs die Sparte im letzten Quartal schneller als der Gesamtkonzern. Der steigerte seinen publizierten Umsatz um 4,3 Prozent. Galderma, wichtigster Bestandteil der Abteilung, hat laut Zahlen von Insight Health 2018 einen Umsatz von rund 100 Millionen Euro auf Basis der Apothekenverkaufspreise (AVP) erwirtschaftet – ebenfalls ein Wachstum von 5 Prozent.
Galderma war 1981 als Joint Venture von Nestlé und L‘Oréal gegründet worden. 2014 hatte Nestlé den 50-prozentigen L‘Oréal-Anteil an Galderma übernommen. Eine Aufspaltung der Sparte, über die einige Experten spekuliert hatten, plant das Konsortium offenbar nicht. Der Hauptsitz soll in der Schweiz verbleiben.
Die andere in deutschen Apotheken präsente Nestlé-Sparte – Nestlé Health Science – bleibt von der geplanten Veräußerung unberührt. Die beiden Geschäftsbereiche stehen dem Konzern zufolge in keiner Verbindung. Mit der Übernahme des kanadischen Mutterkonzerns Atrium durch Nestlé Ende 2017 war Mucos in die Health-Science-Sparte eingegliedert worden. Auch die Marke Pure Encapsulations war dabei an Nestlé gegangen.
CEO Ulf Mark Schneider will Nestlé massiv umbauen. Mit seinem Antritt Anfang 2017 hat er dem umstrittenen Konzern eine klare Linie auferlegt: Das größte Unternehmen der Schweiz soll sich wieder mehr auf sein Kerngeschäft konzentrieren, also Nahrungsmittel, Getränke und Nahrungsergänzungsmittel.
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