Herstellerrabatt

Reimporteure hoffen auf 2014

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Berlin -

Preismoratorium und Herstellerrabatt: Union und FDP haben der

Pharmaindustrie in den vergangenen drei Jahren große Opfer abverlangt.

Doch neben Merck, Pfizer & Co. haben vor allem die Reimporteure

gelitten. Denn obwohl sie nur eine Handelsspanne erwirtschaften, mussten

sie den 16-prozentigen Zwangsrabatt ebenfalls bezahlen. Jetzt hofft die

Branche, dass die neue Regierung die Daumenschrauben nicht gleich

wieder anzieht.

Laut Emra-Chef Dirk Oltersdorf ist derzeit ungewiss, wie es 2014 mit dem Herstellerrabatt weitergeht. Nach Gesetzeslage wären die Firmen vom Sonderopfer befreit – eine Welt ohne Zwangsrabatt kann sich Oltersdorf aber nicht vorstellen. Aus seiner Sicht muss die Branche zahlen, während die Kassen ihren Versicherten gleichzeitig Prämien spendieren.

Ähnlich argumentiert Eurim-Chef Andreas Mohringer: „Hier wird zu Lasten der Pharmaindustrie umverteilt.“ Er wartet mit Spannung auf die Stellungnahme des Schätzerkreises zu den GKV-Finanzen. Bis dahin sei überhaupt nicht auszumachen, wie es mit dem Zwangsrabatt weitergehe: „Wir können uns nicht vorbereiten. Uns fehlt jegliche Planungssicherheit.“

Weil die Reimporteure aus der Not heraus ihre Sortimente angepasst und unwirtschaftliche Produkte wie Strattera (Atomoxetin, Lilly), Exelon (Rivastigmin, Novartis) und Lysodren (Mitotan, HRA) rigoros aussortiert haben, ist in den vergangenen Jahren auch die Importquote gesunken: von rund 12 auf zeitweise bis zu 10 Prozent. Erschwerend hinzu kommen Patentabläufe und neue Anforderungen wie die GDP-Richtlinie.

Einzelne Herkunftsländer seien bezogen auf einige Produkte komplett weggefallen, sagt Jörg Geller, Geschäftsführer von Kohlpharma. Er beziffert den Umsatzverlust seines Unternehmens auf 25 Prozent. Außerdem hat der Branchenprimus – wie andere Mitbewerber auch – die Hälfte seines Ertrages verloren. Das Familienunternehmen hatte mit Verweis auf den erhöhten Zwangsrabatt rund 300 Mitarbeiter entlassen.

Ansgar Eschkötter, Geschäftsführer von Pharma Westen, spricht von drei Leidensjahren, die die Branche durchgemacht hat. Er verweist auf kleinere Mitbewerber wie Isopharm, Docpharm und Veron Pharma, die sich sogar vom Herstellerrabatt befreien lassen mussten, weil sie das Spargesetz sonst nicht überlebt hätten.

„Einigen Firmen geht es sehr schlecht“, ergänzt Mohringer. Er rechnet damit, dass für diese Unternehmen der schlimmste Fall noch eintreten könnte: Denn die EU-Kommission macht gerade gegen die Härtefallregelung mobil – im Zweifelsfall könnten die Firmen die erlassenen Beträge zurückzahlen müssen.

Die großen Anbieter sind nach eigenem Bekunden noch vergleichsweise gut davon gekommen und haben trotz Umsatzeinbruch schwarze Zahlen geschrieben und ein breites Sortiment erhalten: Orifarm und Emra profitieren davon, dass sie international aufgestellt sind.

„Wir sind gut durchgekommen und konnten sogar mehr Personal einstellen“, sagt Oltersdorf und verweist darauf, dass Emra das BtM-Sortiment ausgebaut habe. Eurim ist laut Mohringer in der komfortablen Lage, komplett eigenfinanziert zu sein und „Hungerzeiten“ überstehen zu können.

Sollte der Zwangsrabatt in die Verlängerung gehen, werden laut Mohringer nicht alle Reimporteure überleben. „Läuft die gesetzliche Vorschrift aus, können wieder neue Produkte eingeführt und mehr Einsparpotenzial für die Kassen generiert werden“, so der Eurim-Chef. Bessere Margen für die Reimporteure könnten allerdings auch Begehrlichkeiten bei Lieferanten und Kunden wecken, gibt Oltersdorf zu bedenken.

Geller sieht angesichts gut gefüllter Kassen keinen Grund, warum die neue Regierung die Sparmaßnahmen verlängern sollte. Sollte sich die Lage verschlechtern, könnten ähnliche Instrumentarien aber schnell wieder eingeführt werden: Aus Sicht der Politik habe es sich bewährt, die Hersteller zur Kasse zu bitten, so Geller.

Auch Eschkötter geht davon aus, dass umgesetzt wird, was im Gesetz steht. Dann könnte es aus seiner Sicht auch endlich mit den „Mondpreisen“ vorbei sein: Einige Reimporteure waren zuletzt in großem Maßstab dazu übergegangen, Produkte anzubieten, die unter dem Strich teurer waren als das jeweilige Original.

Dass die Preise explodieren, glaubt er nicht: Die Pharmaindustrie werde besonnen reagieren, um nicht sofort das nächste Sparpaket herbeizuführen, so Eschkötter. Für seine Branche sieht er allerdings schon die nächste Herausforderung: Wenn der Bestandsmarkt überprüft wird, könnten abermals Produkte aus dem Portfolio der Reimporteure herausfallen.

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