Hermes übernimmt Vertrieb für Omega Patrick Hollstein, 19.04.2023 14:30 Uhr
Nach personellen Turbulenzen im Management und im Vertrieb stellt sich Omega neu auf. Den Apothekenvertrieb übernimmt ab Mai kurzfristig der Biolectra-Hersteller Hermes Arzneimittel, der schon seit Anfang 2022 die Marken EllaOne, PiDaNa und Compeed im Gepäck hat.
Vor wenigen Wochen machten Gerüchte über erhebliche personelle Turbulenzen bei Omega die Runde. Tatsächlich schied Deutschlandchef Daniel Diesel nach fünf Jahren überraschend aus, Marketingleiterin Dr. Stefanie Haefele verließ das Unternehmen nach nur zwei Jahren ebenfalls. Auch im Vertrieb soll es mehrere Abgänge gegeben haben.
In diese Situation platzt nun die Ankündigung, dass Hermes Arzneimittel schon ab Mai für das OTC-Sortiment von Omega sowohl den Apothekenvertrieb als auch den Vertrieb an den pharmazeutischen Großhandel übernehmen wird. Betroffen sind 17 Marken mit einem Angebot von insgesamt 140 verschiedenen Produkten, darunter Granu Fink, Clabin, Wartner, Pencivir und Azaron.
„Das sind bewährte und bekannte Marken, für die sich im deutschen Apothekenmarkt noch deutliche Wachstumschancen bieten“, erklärt Hermes-Geschäftsführer Thomas Stadler. „Mit unserer Vertriebserfahrung und unserer starken Präsenz in den Apotheken werden wir gemeinsam mit dem Team der Omega Pharma diese Chancen nutzen.“
Tobias Geiger, neuer Geschäftsführer von Omega, sagt: „Dank der Partnerschaft mit Hermes Arzneimittel werden wir den Service und die Präsenz von Omega Pharma in den Apotheken weiterhin stärken können. Ein stark serviceorientierter Partner wie Hermes Arzneimittel ist für uns wichtig, um unsere führenden Marken wie Granu Fink, Pencivir und Wartner den Verbrauchern besser zugänglich zu machen und die Apotheker bei ihrer Empfehlung zu unterstützen."
Bereits seit Anfang 2022 ist Hermes Vertriebspartner für die Notfallkontrazeptiva EllaOne und PiDaNa sowie die Compeed-Pflaster ist. Alle drei Marken gehörten damals zum französischen Hersteller HRA Pharma, der kurz vor der Bekanntgabe vom Omega-Mutterkonzern Perrigo gekauft worden war. Nichtsdestotrotz hatten die beiden Geschäftsführer Jörg Wieczorek (Hermes) und Alison Hartley (HRA) die Vereinbarung noch unter Dach und Fach gebracht.
Omega geht zurück auf Deutsche Chefaro, die 1972 als Tochter des Chemiekonzerns Akzo Nobel gegründet und 2001 durch den belgischen Hersteller Omega übernommen worden war. 2013 folgten der Umzug von Düsseldorf nach Herrenberg bei Stuttgart und die Umbenennung; ein Jahr zuvor hatte der belgische Hersteller für 470 Millionen Euro verschiedene OTC-Marken von GlaxoSmithKline (GSK) gekauft, die heute für ein Drittel des Umsatzes verantwortlich sind. Darunter war auch die Drogeriemarke Abtei, die im vergangenen Jahr um das apothekenexklusive Produkt Zaffranax ergänzt worden war.
Zum Portfolio gehören auch Femtest, Fagorutin, Lactacyd, Niquitin, Opticalm, XLS-Medical und Zantic. Außerdem werden verschiedene Nahtmaterialien angeboten. Yokebe kommt über die Tochterfirma Naturwohl. Rund 30 Millionen Euro erwirtschaftet Omega in der Apotheke sowie rund 40 Millionen Euro im Mass Market.
Omega in Belgien war 1987 vom Apotheker Marc Coucke gegründet worden, 2012 nahm er den Hersteller nach 13 Jahren von der Börse. Mit dabei waren die Finanzinvestoren Waterland, Hamilton, Harbourinvest und Stepstone. 2014 übernahm Perrigo den belgischen Hersteller – die Übernahme erwies sich später als zu kostspielig: Perrigo musste mehrmals Abschreibungen vornehmen und hat nach Meinung von Kritikern mit 3,6 Milliarden Euro zu viel gezahlt. In den Folgejahren drehte sich dann das Personalkarussell.