Während die meisten Apotheken in der vergangenen Saison auf Erkältungspräparaten wie Gelomyrtol (Pohl Boskamp), Sinupret (Bionorica) & Co. sitzen geblieben sind, könnte das Thema grippaler Infekt in diesem Jahr wieder an Bedeutung gewinnen. Dazu gehört auch die Stärkung des Immunsystems – und damit Zusatzverkäufe.
In den ersten kälteren und regnerischen Tagen des Jahres scheint es, als ob die Erkältungssaison in diesem Winter wieder ausgeprägter verlaufen könnte als im vergangenen Jahr. Die ersten Kund:innen suchen die Apotheke auf, um sich über Präparate zur Immunstärkung zu informieren, andere benötigen bereits Hustenlöser, Halsschmerztabletten und Nasenspray.
Innerhalb des Beratungsgespräches ist eine kurze Einordnung der Symptome wichtig. Viele Kund:innen gehen davon aus, dass sie die Grippe hätten, obwohl es lediglich ein grippaler Infekt ist. Beide Erkrankungen unterscheiden sich in ihrer Symptomatik. So beginnt die Influenza meist plötzlich, der Allgemeinzustand verschlechtert sich binnen Stunden und es kommt zu teilweise hohem Fieber. Bei einer Grippe gehört der/die Kund:in in die Arztpraxis.
Bei einer verstopften Nase können abschwellende Nasensprays mit Xylometazolin oder Oxymetazolin kurzzeitig Abhilfe schaffen. Die Anwendung sollte auf wenige Tage begrenzt werden. Öfter als dreimal täglich sollte nicht gesprüht werden. Um eine trockene Nase zu vermeiden können salzhaltige Nasensprays, Öle oder Salben angewendet werden.
Nasensprays
Pari Protect (Ectoin und Meersalz, Pari)
Hysan (Hyaluronsäure, Ursapharm)
Nasenöle
Gelositin (Pohl Boskamp)
Weleda Nasenöl (Calendula, Campher, Eukalyptus und weitere, Weleda)
Nasensalben
Emser Nasensalbe Sensitiv (Emser Salz, Sidroga)
Bepanthen Augen- und Nasensalbe (Dexpanthenol, Bayer)
Schmerzmittel sollten immer nur dann angewendet werden, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Im Rahmen eines grippalen Infektes können Analgetika wie Paracetamol, Ibuprofen und ASS bei Fieber und starken Halsschmerzen zum Einsatz kommen. Auch bei Kopf- und Gelenkschmerzen aufgrund der Erkältung können die Arzneistoffe Linderung verschaffen. Sollten die Beschwerden jedoch anhalten oder innerhalb von drei bis fünf Tagen sogar schlimmer werden, so sollte der/die Betroffene die Arztpraxis aufsuchen.
Besonders häufig fragen Kund:innen nach sogenannten Kombipräparaten. Nicht immer sind diese Arzneimittel die beste Wahl, denn sie können Symptome unterdrücken und im schlimmsten Fall zu einer Sekundärinfektion mit Bakterien führen. Der aufputschende Effekt durch die Zugabe von Pseudoephedrin (Aspirin Complex, Bayer) lässt fleißige Arbeitnehmer:innen weiter im Job durchhalten. Dabei könnten zwei Tage im Bett die bessere Lösung für den angeschlagenen Körper sein. Antitussiva wie Dextromethorphan (Wick Medinait, Wick Pharma) können das Abhusten unterdrücken und zu einer Verfestigung des Schleimes führen. Antihistaminika wie Chlorphenamin (Grippostad C, Stada) reduzieren zwar die Schleimproduktion, weisen jedoch einige Neben- und Wechselwirkungen auf. Chlorphenamin steht auf der Priscus-Liste und sollte bei älteren Personen nicht mehr zum Einsatz kommen.
Wer erst gar nicht erst krank werden möchte, der versucht das körpereigene Immunsystem zu stärken. Dabei setzen viele auf die Topseller Vitamin C, Zink und Vitamin D. In jedem Winter sind diese drei Stoffe wieder vermehrt nachgefragt. Bei Vitamin C ist die Versorgung weitestgehend über die Ernährung abgedeckt. Anders sieht das bei Vitamin D und Zink aus. Wieviel Zink der Körper aufnimmt hängt von der Art und Weise der Ernährung ab. Veganer blockieren durch die pflanzenbasierte Nahrung die Zinkaufnahme. Vitamin D wird mit Hilfe des Sonnenlichtes gebildet und nur sehr begrenzt über die Nahrung aufgenommen. Im Winter kann es zu einem Mangelzustand kommen. Die Möglichkeiten der Supplementierung sind vielfältig.
Neben Tabletten und flüssigen Zubereitungen sind in den vergangenen Jahren auch Kapseln auf pflanzlicher Basis und Sprays mit Vitamin D auf den Markt gekommen. Ganz neu ist die Darreichungsform Kaugummi.
Tabletten
Vitamin D Sandoz 500 I.E. / 1000 I.E. (Hexal)
Vigantol 500 I.E. / 1000 I.E. (P&G/Wick Pharma)
Kapseln
Vitamin D3 1000 vegan Vital-Kapseln (Salus)
Vitamin D-Loges 2000 I.E. / 7000 I.E. pflanzlich (Dr. Loges)
Lutsch- und Kautabletten
Vitamin D-Loges 5600 I.E Wochendepot (Dr. Loges)
Doppelherz Vitamin D Gel-Tabs (Queisser)
Tropfen
Dekristol 20.000 I.E/ml (Mibe)
Vigantol Öl 20.000 I.E. (Wick Pharma)
Spray
Vitamin D3 Hevert 1000 I.E. Spray (Hevert)
Vitamin D3 Direkt-Spray (Dr. Theiss)
Kaugummi
Immungum (Hager Pharma)
Generell sollten Zusatzverkäufe einen Gewinn für beide Seiten darstellen. Cross-Selling kann nur funktionieren, wenn der/die Kund:in sich gut beraten fühlt und einen Sinn im empfohlenen Produkt sieht. Ist der/die Kund:in beispielsweise auf dem Sprung oder zeigt er/sie mit seiner Körpersprache Desinteresse, kann auf eine ausführliche Beratung zu unterstützenden Produkten verzichtet werden. Ein Tipp Abseits des Beratungsgespräches: Die richtige Platzierung der saisonalen Produkte. So wird nicht nur die Kundschaft auf die Präparate aufmerksam, sondern auch die Mitarbeiter:innen denken daran, eine Empfehlung auszusprechen.
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