Strukturformel statt Männeken APOTHEKE ADHOC, 26.02.2016 08:50 Uhr
Für OTC-Hersteller ist das Packungsdesign entscheidend. Farbe und Schrift sollen die Zielgruppe zum Kauf überzeugen. Die Abgrenzung ist gerade für Generikahersteller schwieriger, wenn statt einer Marke nur der Wirkstoff auf der Verpackung steht. Die Berliner Firma HEC Pharm bildet deshalb die jeweiligen Strukturformeln ab.
Die Idee stammt von Geschäftsführer Dr. Günther Kinast. Der Apotheker hatte auf einem Kongress Strukturformeln gesehen und konnte sich die chemische Darstellungsweise auch auf den eigenen Verpackungen vorstellen. „Die Formel ist wie die Sprache des Arzneimittels“, sagt er. Als Chemiker, Pharmazeut und Pharmakologe habe er einen besonderen Bezug zu den Inhaltsstoffen.
Zunächst gab es Gegenwind: Kollegen hätten befürchtet, dass es wegen des direkten Bezugs zum chemischen Wirkstoff ein schlechtes Feedback geben werde, sagt Kinast. Auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) konterte beim ersten Einreichungsversuch: Piktogramme seien laut der Behörde auf Sekundärpackmitteln nicht erlaubt, sagt Kinast.
Daraufhin legte der Apotheker nach: „Auf den Verpackungen ist das abgebildet, was drin ist.“ Seitdem hat er laut eigenem Bekunden nie wieder etwas vom BfArM gehört. Dass auf den Packungen keine „Männeken“ abgebildet werden, versteht sich laut Kinast von selbst. Alle weiteren Zulassungen seien ohne Probleme über die Bühne gegangen. Den Anfang machte 2012 Azithromycin, mit dem der Hersteller bei allen großen Kassen Rabattpartner ist.
Auch Telefonnummer und E-Mail-Adresse stehen auf der Verpackung. Dadurch wolle man Transparenz beim Patienten herstellen – und nicht erst im Beipackzettel. „Es ist für uns wichtig, dass Patienten bei Fragen oder Unsicherheiten einen schnellen Ansprechpartner haben.“ Das Design komme bei Apotheken und beim Patienten gut an, so Kinast.
Im vergangenen Jahr hat die Firma, die zum gleichnamigen chinesischen Hersteller gehört, erstmals mehr als eine Million Euro Umsatz erwirtschaftet. Die Verkaufserlöse gehen vor allem auf Azithromycin zurück. Weitere Produkte sind Ciprofloxacin und Levofloxacin. Neuestes Produkt ist Clarithromycin, das als Retardtablette angeboten wird. „In den kommenden zwei Jahren sollen zehn weitere Produkte eingeführt werden“, sagt Marketingleiter Malte Kinast.
Die deutsche HEC-Niederlassung wurde 2010 eröffnet. In der Hauptstadt kümmern sich insgesamt vier Mitarbeiter vor allem um die Zulassung der Arzneimittel in Europa und den Vertrieb der Präparate. Das Unternehmen geht auf einen Aluminiumhersteller zurück. 2001 erwarb die Firma neue Werke in der chinesischen Provinz Hubei, darunter waren Produktionsstätten für pharmazeutische Wirkstoffe. Wenige Jahre später wurde die Sparte HEC Pharm gegründet. HEC konzentriert sich auf vier therapeutische Bereiche: Antibiotika, Onkologie, Neurologie und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.