Dermatologen-Portal

Hautärzte behandeln online – aber nur Selbstzahler

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Berlin -

Der Berufsverband der deutschen Dermatologen (BVDD) hat ein eigenes Telemedizinportal gestartet – und stößt damit direkt auf Kritik. Patienten können sich kostenlos anmelden, Fotos ihres Hautbefunds einsenden und sich dann beraten lassen, allerdings nur gegen ein Entgelt.

Anders als beispielsweise Teleclinic ist OnlineDoctor – so der Name des Dermatologen-Portals – asynchron: Der Patient ist nicht in Echtzeitkontakt mit einem Arzt, sondern sucht sich vorab einen Dermatologen aus, dem er die Fotos seiner erkrankten Hautstellen schickt. Der Arzt hat dann 48 Stunden Zeit für die Auswertung der Bilder. Erkennt der Dermatologe einen Notfall, kann der Nutzer direkt einen Termin vereinbaren. Über 100 Hautärzte haben sich bereits angemeldet. Künftig soll das Angebot noch um die Ausstellung von E-Rezepten und ein hausärztlich-fachärztliches Telekonsil erweitert werden.

Technikpartner des Projekts ist die Schweizer Firma OnlineDoctor, die ein solches Portal in der Eidgenossenschaft schon betreibt. Das 2016 gegründete Start-up besteht nach eigener Darstellung aus Dermatologen, Betriebswirten der Universität St. Gallen, Software-Entwicklern und Key-Account-Managern. Im Juli gründete das Unternehmen für das hiesige Projekt eine Deutschland-Tochter, die in Berlin und Hamburg ansässig ist.

Für die Ärzte ist das Angebot kostenlos, sie müssen lediglich IBAN, E-Mail-Adresse, ein Foto und die Lebenslange Arztnummer (LANR) angeben. Mehr noch: Jeder Arzt erhält eine „vergleichsweise gute Vergütung für jeden bearbeiteten Fall“, wirbt OnlineDoctor auf seiner Homepage um die Gunst der Hautärzte. Sie können das Tool demnach problemlos in den Praxisalltag integrieren und die Anfragen auch vom heimischen Sofa aus bearbeiten. „Die Anfragen erfolgen strukturiert durch ein textbasiertes Dialogsystem, ohne dass der Arzt aktiv tätig werden muss“, schreibt OnlineDoctor.

Auf der anderen Seite stehen die Patienten, von denen das Geld kommt: Denn pro Befund werden 39 Euro fällig. Davon gehen laut Handelsblatt 25 Euro an die Dermatologen und 14 Euro an OnlineDoctor. Und Pläne, das zu ändern, gebe es nicht: Der Verband sehe keine Selektivverträge mit Krankenkassen vor. „Wir sind nicht an dem Punkt, derartige Pläne zu schmieden”, zitiert das Handelsblatt einen Verbandssprecher.

Mit dieser Strategie zieht OnlineDoctor nun Kritik auf sich. Denn dessen Aufbau befördere die Zwei-Klassen-Medizin in Deutschland, so der Vorwurf: Während ein Privatpatient innerhalb weniger Tage einen Termin beim Hautarzt bekommt, muss ein Kassenpatient wochenlang warten – oder bezahlt die 39 Euro für einen Online-Befund. Wer das nicht kann, hat Pech. Der Verbraucherzentrale Bundesverband fordert entsprechend, Patienten müssten sich das Angebot unabhängig von ihren Einkommensverhältnissen leisten können. Denn es sei eine gute Ergänzung zum Angebot vor Ort und könne helfen, Fachärzte zu entlasten.

Der selbstständige Gesundheitsberater Heinz Lohmann hingegen macht den Kassenpatienten Hoffnung: „Der Verband sucht natürlich ein neues Geschäftsfeld, aber das Geschäftsmodell mit Selbstzahlern wird sich in dieser Form nicht durchsetzen“, zitiert ihn das Handelsblatt. Der gesellschaftliche Druck werde dafür sorgen, dass Angebote wie OnlineDoctor Selektivverträge überspringen und schon bald in die Regelversorgung aufgenommen werden. Das würden die Beispiele vergleichbarer digitaler Angebote in anderen Ländern beweisen. Zumindest der politische Wille geht hierzulande in dieselbe Richtung.

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