Hilfsmittelversorgung

Hartmann umgeht Barmer-Verträge Alexander Müller, 20.04.2012 11:52 Uhr

Berlin - 

Die Barmer GEK hat neue Hilfsmittelverträge für aufsaugende Inkontinenzartikel abgeschossen. Je nach Region treten die Verträge zwischen März und Mai in Kraft. Weil der Medizinproduktehersteller Paul Hartmann diesmal komplett leer ausgegangen ist, bietet er den Versicherten der Kasse seine Produkte im Direktbezug – auf eigene Rechnung und zu besonderen Konditionen. Dabei unterbietet der Hersteller den Preis der Apotheken.

 

Hartmann hatte die Barmer-Versicherten schon über das Ergebnis der Ausschreibung informiert. In einem zweiten Brief berichtete der Hersteller in der vergangenen Woche, das seitdem viele Reklamationen eingegangen seien. „Sehr häufig wurden die hohen Aufzahlungen sowie die Produktqualität des neuen Versorgers beanstandet“, heißt es in dem Schreiben.

Deswegen bietet Hartmann den Barmer-Versicherten den Direktbezug der eigenen Produkte zu exklusiven Sonderpreisen, die unterhalb der normalen Apothekenpreise liegen. Der Hersteller weist die Versicherten aber darauf hin, dass die Rezepte in diesem Fall nicht mit der Barmer abgerechnet werden können und dass die Versicherten die Kosten komplett privat tragen müssen.

 

 

Eine Preisliste liegt dem Schreiben bei. Sie umfasst insgesamt rund 50 Produkte, darunter Inkontinenzeinlagen der Marken MoliMed und MoliForm, Slips der Marke MoliCare sowie Einlagen, Fixierhöschen und Inkontinenzunterlagen. Die Versandeinheiten sind Großpackungen mit bis zu 252 Stück (MoliMed Premium Mini für 47,90 Euro). Die Versandkosten von 5,99 Euro entfallen ab einem Bestellwert von 20 Euro. Angeschrieben wurden Hartmann zufolge alle Barmer-Versicherten, die schon einmal Produkte des Herstellers bezogen haben.

Die Barmer GEK hatte eigentlich exklusive Verträge mit Lieferanten und Sanitätshäusern geschlossen. Bei der Ausschreibung hatte die Kasse das Bundesgebiet in 20 Regionallose aufgeteilt. Partner der Barmer sind Unizell Medicare mit vier Losen, in drei Gebieten die Anbieter Attends, MediMarkt Homecare, MediCenter und MediClean sowie mit je zwei Losen Mohage Mommsen und Seresco.

Einem Sprecher der Kasse zufolge hat sich jeder Partner verpflichtet, mindestens ein Produkt aufzahlungsfrei anzubieten, so dass die Patienten nur die gesetzliche Zuzahlung übernehmen müssten. Wünscht der Versicherte allerdings das Inkontinenzhilfsmittel eines anderen Herstellers, könne es daher durchaus zu Aufzahlungen kommen. In diese Lücke drängt Hartmann mit seiner Aktion.