Hartmann: ABDA ist unfähig APOTHEKE ADHOC, 13.12.2017 11:43 Uhr
Der Vorsitzende des Bundesverband Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK), Dr. Stefan Hartmann, hat von der ABDA eine klare Haltung zur Diskussion über das vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) beauftrage Honoargutachten eingefordert. „Die Politik wartet vergeblich auf eine konstruktive Beteiligung unserer Standesvertreter“, so Hartmann. Hinzu komme „die Unfähigkeit des eigenen Verbandes, einzelne querschießende Vorstände, die schon jetzt eigene Honorare umverteilen wollen, im Zaum zu halten“. Die Gutachter-Vorschläge bringen laut Hartmann die meisten Apotheken in wirtschaftliche Gefahr.
Die Zukunft des Apothekenhonorars stehe angesichts politischer Windstille in den Sternen. Hartmann: „Im Augenblick erleben wir, was passiert, wenn ein Wirtschaftsministerium einem externen Beraterbüro einen Auftrag erteilt. Man fühlt sich wie in einem Konzern, in dem externe und marktunkundige Unternehmensberater einen gezielten Personalabbau zur schnellen Kostensenkung empfehlen.“ Anders als die ABDA habe der BVDAK eine klare Position zum Thema „Vergütung apothekerlicher Leistung“, die man gegenüber der Politik ruhig, aber hartnäckig vertreten müsse.
Dass der Notdienst, die BtM-Abgabe und insbesondere die Rezeptur bei Weitem nicht kostendeckend seien, sei seit mehreren Jahrzehnten bekannt. Es verwundere daher nicht, dass es auch im Rezepturbereich zur sichtbaren Marktspreizung komme. Dass in diesen drei Bereichen massiv aufgestockt werden müsse, dürfte diskussionsfrei sein. „Mit der möglichen und pauschalen Senkung des Honorars von 8,35 Euro auf 5,80 Euro müssten jedoch tatsächlich circa 7600 Apotheken schnell schließen. Das ist durchaus nachvollziehbar und erstaunt ebenfalls nicht“, so Hartmann.
Die Annahme aber, dass mit dieser Marktbereinigung die übrigbleibenden Apotheken wirtschaftlich gestärkt würden, sei ein Trugschluss. An dieser Stelle werde deutlich, dass die Gutachter die reellen Zahlen von „gesunden“ Apotheken nicht kennen. Kürze man nämlich in einer durchschnittlichen Apotheke mit Abgabe von 2500 Rx-Packungen pro Monat das Honorar nur um zwei Euro, so verliere die Apotheke im Jahr 60.000 Euro an Gewinn. Fielen zudem die 3-prozentige Großhandelsmarge weg, dürfte der Gewinn um weitere 100.000 Euro minimiert werden.
Hartmann: „Damit würden die restlichen, verbleibenden 12.000 Apotheken ebenfalls notleidend. Ob dies im Sinne der Politik sein kann, die sich bis heute für ein flächendeckendes Netz stationärer Apotheken ausgesprochen hat, bleibt äußerst fraglich.“ Gesucht sei also ein Entgelt für die Erfüllung des gesamten Versorgungsauftrages, bei dem die Leistungen der stationär tätigen Apotheker in den angesprochenen Teilbereichen Rezeptur, Notdienst und BtM besser als bisher vergütet würden, weil die jährlich steigenden Kosten und die nötigen Investitionen in die Infrastruktur der Betriebe eine dynamische Anpassung verlange.
Theoretische Einkommensvergleiche, die sich die Berater aus den Finanzämtern besorgen ließen, können die Politik leicht auf einen Irrweg führen. Natürlich gebe es Apotheker, die mehr verdienten, Ärzte sowieso, aber auch viele, die weniger als im Durchschnitt auf dem Konto hätten. „Alles nur bedingt brauchbar – also in jedem Fall anpassbar an die tatsächlichen Gegebenheiten“, so der BVDAK-Chef weiter. Sein Verband fordere daher eine geschlossene und ehrlichere Haltung der ABDA. Es könne nur darum gehen, zusätzlich notwendige Honorare klar und nachvollziehbar zu begründen. Stattdessen erlebe man, dass eine Kammerpräsidentin unabgesprochen für eine Umverteilung plädiere und damit die Verhandlungsposition des Berufsstandes massiv schädige. Lachender Dritter sei die GKV, weil sie von jeder Honorarkürzung profitiere. Unverständlich sei auch, weshalb die ABDA monatelang über das Vergütungssystem intern diskutiere, ohne dem Berufsstand endlich ein fertiges Konzept zu präsentieren.
„Jetzt wird es angesichts der veröffentlichten Meinung noch schwerer, die Politik von den guten Argumenten einer Honorarerhöhung zu überzeugen“, so Hartmann: „Wir müssen unsere guten Argumente für eine Honorarerhöhung gegenüber der Politik hartnäckig vertreten und nachvollziehbar begründen und das kann nur gelingen, indem der gesamte Berufstand an einem Strang zieht.“