Gutachten zum Rx-Versandverbot

Noweda: Breitseite gegen Schulz-Asche

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Berlin -

Der Großhändler Noweda hatte gemeinsam mit dem Deutschen Apotheker Verlag ein Gutachten über die Einkommenslage der Apotheken anfertigen lassen, um damit die Existenzgefährdung der Vor-Ort-Apotheken durch den Rx-Versandhandel zu belegen. Anders als von den Initiatoren beabsichtigt, hatte aber Grünen-Politikerin Kordula Schulz-Asche die Ergebnisse als Beleg interpretiert, dass die flächendeckende Versorgung keineswegs in Gefahr, sondern die ungleiche Umsatzverteilung der Apotheken Kern des Problems sei. Das ließ Noweda-Chef Dr. Michael Kuck nicht ruhen. Aus seinem Urlaub schrieb er Schulz-Asche einen geharnischten Brief und schickte eine Sonder-Infomail an alle Noweda-Kunden.

Die Zahlen des Gutachtens widerlegten für Schulz-Asche die Alarm-These der ABDA von der Existenzgefährung durch Internetapotheken: „Es existiert ein massives Verteilungsproblem der Einkommen zwischen guten und schlechten Lagen sowie großen und kleinen Apotheken! Die Diskussion um den Versandhandel mit rezeptpflichtigen Medikamenten erscheint vor diesem Hintergrund als nicht mehr als ein Ablenkungsmanöver der Großverdiener“, postete Schulz-Asche auf ihrer Internetseite.

Das heutige starre Preissystem sorge dafür, dass Apotheken, deren Umsatz größtenteils von durch die Versichertengemeinschaft bezahlten verschreibungspflichtigen Arzneimitteln abhänge, umso größer sei, je mehr Arzneimittelpackungen über den Tresen wanderten. „Während die kleinsten Apotheken auf diese Weise gerade so erhalten werden können, dringen die größten Apotheken in beachtliche Einkommenssphären vor. Und: Gute Beratung zahlt sich derzeit überhaupt nicht aus. Das muss sich ändern“, so die Grünen-Politikerin.

Mit einer rhetorischen Breitseite wendet sich jetzt Noweda-Chef Kuck an Schulz-Asche und die Noweda-Kunden: Anders als von der grünen Politikerin behauptet, weise das Gutachten „präzise und mit stichhaltigen Begründungen“ nach, dass der Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung in Deutschland – insbesondere in ländlichen Gegenden – ganz erheblich gefährde.

„Hunderte, möglicherweise tausende Vor-Ort-Apotheken werden aufgeben müssen, wenn europäische Versandkonzerne weiterhin mit Rabatten und Boni Umsätze der Vor-Ort-Apotheken auf sich ziehen dürfen“, so Kuck. Das Rx-Versandverbot sei der einzig sinnvolle Weg, um die Versorgung dauerhaft sicherzustellen. Erstmals weise das Gutachten anhand von „Daten und Fakten“ die Bedrohung des Rx-Versandhandels nach.

Statt dies zur Kenntnis zu nehmen, befasse sie sich „eingehend mit der aus dem Gutachten am Rande zu entnehmenden Information, wonach ein Teil der Apotheken ein Betriebsergebnis ab 144.000 beziehungsweise 160.000 Euro erwirtschaftet“, wirft Kuck Schulz-Asche selektive Wahrnehmung vor. Diese Erkenntnis genüge, um „reflexartig nach Umverteilung“ zu rufen. Ein Sicherstellungszuschlag solle „Umverteilung von reichen zu ärmeren Apotheken“ finanzieren.

Auch wenn die Grünen seit jeher in besonderer Weise mit der Unterstützung und Förderung von Arzneimittelversendern wie DocMorris hervorgetan hätten, sei dieser Vorstoß nun doch erstaunlich. Bemerkenswert sei zudem die Selbstverständlichkeit, mit der Schulz-Asche Apotheker mit den oben genannten Betriebsergebnisse als „reich“ bezeichne: „Möglicherweise ist es Ihnen entgangen, dass es sich bei diesen Beträgen um Bruttoeinkommen handelt. Abzuziehen sind nicht nur die jeweiligen Steuern in Höhe von mindestens 30 Prozent, sondern auch die Beiträge zur Altersvorsorge, die Apothekerinnen und Apotheker anders als viele andere Berufsgruppen komplett alleine tragen müssen.“

Darüber hinaus hätten Apotheker wie jeder Selbstständige aus dem Betriebsergebnis Investitionen für den Erhalt und die Zukunftssicherung des Betriebes zu tätigen. Es handele sich um einen Unternehmerlohn, der „wohl nur im Rahmen einer Neiddebatte als unangemessen bezeichnet werden“ könne. Kuck: „Alles in allem ist es jedoch schwer vorstellbar, sehr geehrte Frau Schulz-Asche, dass Ihnen tatsächlich die Möglichkeit fehlt, Betriebsergebnisse von Apotheken angemessen und richtig einordnen zu können.“

Ihre „Vorab-Stellungnahme“ zu dem Gutachten könne daher nur als Versuch gewertet werden, von dem eigentlichen Ergebnis der Studie abzulenken. Nur schwer nachvollziehbar sei allerdings, weshalb ausgerechnet die Grünen sich „derart gegen die Vor-Ort-Apotheken in Deutschland“ positionierten.

Vor-Ort-Apotheken stünden für frauenfreundliche, wohnortnahe Arbeitsplätze, die Belebung von Innenstädten, die Zahlung von Steuern in den Gemeinden und dezentrale mittelständische Versorgungsstrukturen. „Doch all das muss und soll ganz offensichtlich hinter den wirtschaftlichen Interessen der von Grünen unterstützten EU-Arzneimittelversender zurücktreten“, so Kuck.

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