Das Joint Venture von GlaxoSmithKline (GSK) und Novartis nimmt Gestalt an. Nach den Chefposten sind auch die wichtigsten Jobs im Führungsteam besetzt. Für einen Teil der Manager ist die neue Welt vertrautes Terrain.
Die Region Deutschland/Österreich/Schweiz (DACH) wird künftig vom bisherigen Novartis-Standort in München aus gesteuert. Anfang 2016 soll der Umzug über die Bühne gehen. Die GSK-Zentrale für Nordwesteuropa in Hamburg wird dann aufgegeben; das erst vor drei Jahren eingeführte Cluster gibt es bereits seit März nicht mehr.
Mit Anton van de Putte und Frank Hauerken haben die beiden bisherigen Verantwortlichen bereits Platz gemacht für den bisherigen OTC-Europachef von Novartis, Erhard Heck. Er hat die Verantwortung für die DACH-Region übernommen. Das Europa- und Amerikageschäft leitet Brian McNamara, der zuletzt bei Novartis die Gesamtverantwortung für das OTC-Geschäft hatte. Der Chefsessel geht an Emma Walmsley, die 2010 von L'Oréal zu GSK gekommen war und seitdem an der Spitze der Consumer-Sparte stand.
Ebenfalls von GSK kommt Thomas Maurer, der in München die Marketingleitung übernehmen wird. Maurer war bereits von 2001 bis 2006 auf diesem Posten; davor hatte er seit 1995 als Brand Manager für Novartis gearbeitet. Nach einem zweijährigen Ausflug als Country Manager Dänemark/Island wechselte er im September 2008 als Marketing & Sales Director zu GSK, zunächst für DACH, später für das Cluster Nordwesteuropa. Anfang 2014 wurde ihm bei GSK abermals die Verantwortung für Skandinavien übertragen.
Im internen Wettbewerb hat er sich gegen Nicole Kettenus-Schwarz durchgesetzt, die bislang Marketingchefin bei Novartis war. Bei GSK waren Pauline Silverman (Oral Health) und Misel Ahom (alle anderen Produkte) den Bereich geleitet.
Von Novartis kommt der alte und neue Sales Director für den Apothekenbereich, Stefan Walk. Der Wirtschaftsingenieur war 2011 vom Mutterkonzern in Genf nach München gekommen und ist seit Oktober 2013 auf seinem Posten, davor er er für die Finanzen zuständig.
Auch der österreichische Landeschef Gerhard Lötsch und sein Kollege aus der Schweiz, Alexander Boppel, kommen vom „Juniorpartner“: Lötsch leitet für Novartis seit 2005 die Geschäfte in Österreich, Boppel ist seit Juni 2012 in der Schweiz verantwortlich. Er war im April 2007 für die Funktion des Head of Global Marketing Planning von Procter & Gamble (P&G) abgeworben worden und hatte ab April 2009 drei Jahre lang die Marketingleitung in München übernommen.
Von GSK kommt schließlich der Sales Director für den Mass Market, Götz Tiefenbacher. Er ist seit 2012 bei GSK für diesen Bereich verantwortlich und war zuvor Sales Director bei Reckitt Benckiser (RB). Für den britischen Konsumgüterkonzern war er seit 1999 tätig. Mit ihm arbeitet weiter Björn Schwarz als Außendienstleiter zusammen.
Mit einem Umsatz von rund 200 Millionen Euro ist Novartis nach Bayer und Ratiopharm die Nummer 3 im deutschen OTC-Markt, vor Klosterfrau, Stada, Boehringer, Hexal, Schabe und J&J. 56 Prozent der Erlöse werden mit Voltaren-Produkten erwirtschaftet, andere Marken sind Fenistil, Lamisil, Otriven, Lemocin, Rhinomer, Omniflora, Venoruton, Sweatosan, NeoTussal, Döderlein, Importal, Privin und Tavegil. Insgesamt beschäftigt Novartis in diesem Bereich rund 200 Mitarbeiter, davon sind 70 im Außendienst tätig.
GSK erlöst hierzulande mit Consumer-Produkten rund 350 Millionen Euro. Der größte Teil entfällt allerdings auf Mundspüllösungen sowie Zahnpasten und -bürsten: Mit Marken wie Chlorhexamed und Corsodyl (Apotheke) sowie Dr. Best, Corega, Odol/Odel-med3, Parodontax und Sensodyne kommt der britische Konzern auf einen Marktanteil von rund 25 Prozent im Bereich der Mundhygiene.
Das OTC-Geschäft in der Apotheke ist nach dem Verkauf verschiedener nur regional bedeutender Marken an Omega auf rund 60 Millionen Euro eingebrochen, von denen die Hälfte auf Chlorhexamed entfällt. Rund 550 Mitarbeiter sind im Bereich Consumer tätig.
Weltweit ist das neue Gemeinschaftsunternehmen mit einem Umsatz von 10 Milliarden US-Dollar künftig die Nummer 1 im OTC-Geschäft vor Bayer mit 7,4 Milliarden Dollar sowie Johnson & Johnson (J&J). Mehr als die Hälfte des Geschäfts entfällt auf Marken mit Erlösen von jeweils mehr als 300 Millionen Dollar. Novartis könnte sich auf Strecke aus dem Unternehmen zurückziehen.
Allerdings müssen sich die Konzerne nach Auflage der EU-Kommission noch von einigen Produkten trennen. Hierzulande betroffen sind NiQutin und Penicivir. Das Nikotinersatzpräparat von GSK ist mit einem Marktanteil von 4 Prozent in Deutschland vergleichsweise unbedeutend und stand zuletzt auch nicht mehr im Fokus der Vertriebsaktivitäten. Stattdessen setzen die beiden Konzerne künftig ganz auf Nicotinell. Das Novartis-Produkt hat einen Anteil von rund 35 Prozent im deutschen Markt und ist damit die Nummer 2 hinter Nicorette (Johnson & Johnson, J&J) mit rund 60 Prozent.
Zovirax und Pencivir liegen Kopf an Kopf mit jeweils rund 30 Prozent Marktanteil. Abgeschlagen folgen Aciclostad sowie Aciclovir Ratiopharm und Lomaherpan mit knapp zwei- beziehungsweise einstelligen Marktanteilen. Obwohl sich das Novartis-Produkt zuletzt gut entwickelt hat, hält GSK an dem hauseigenen Originalpräparat fest. So gesehen war es vielleicht ganz hilfreich, dass der Schweizer Konzern die Dachmarke Fenistil bei seinem Herpesmittel wieder ablegen musste. Aktuell wird sogar das Hydrocortison-haltige Produkt umbenannt in Fenihydrocort.
APOTHEKE ADHOC Debatte