Die Noweda kündigt gegenüber Apotheken massive Kürzungen der Konditionen an. Ab April sollen die Rabatte um 0,9 Prozent gestutzt werden, im Juli drohen weitere Kürzungen für Apotheken, die aus Sicht der Genossenschaft unattraktiv einkaufen. Wie viele Kunden von den angedrohten Sparmaßnahmen tatsächlich betroffen sein werden, ist allerdings unklar.
Die Noweda moniert in einem Schreiben an Apotheken, dass ein „ökonomisches Ungleichgewicht durch überhöhte Rabatte im Markt entstanden“ sei. Dieses sei durch Programme zur Kostensenkung oder weitere Einschnitte bei der Handelsspanne nicht mehr zu kompensieren – jedenfalls nicht ohne Einschnitte beim Leistungsangebot.
Solche Einschnitte hätten jedoch nicht hinnehmbare Auswirkungen auf die Patienten und auf die Konkurrenzfähigkeit der Apotheke. Um das zu verhindern, sehe man sich gezwungen, ab April einen „Servicebeitrag“ von 0,9 Prozent zu berechnen, schreibt die Noweda. Anders ausgedrückt: Die Genossenschaft kürzt die Konditionen um fast 1 Prozent. Je nach Umsatz der Apotheke sind das fünfstellige Beträge.
Nach der Logik der Genossenschaft profitieren die Apotheken von einer starken Noweda. Damit diese „vital“ und „solide“ bleibe, „ist es notwendig, dass Noweda wieder einen auskömmlichen Rohertrag erwirtschaftet“, heißt es im Schreiben. Im Juli soll deshalb zusätzlich ein „Packungsausgleich“ eingeführt werden, auch bekannt als Handelsspannenausgleich. Die Großhändler veranschlagen einen durchschnittlichen Packungswert, liegt die Apotheke im Einkauf darüber, sinkt ihr Rabatt.
Aufgrund des Fixums von 70 Cent pro Packung im Großhandelshonorar sind günstige Arzneimittel attraktiver für die Grossisten. Da Apotheken mit einem niedrigeren durchschnittlichen Packungswert auf der anderen Seite nicht bonifiziert werden, ist der Handelsspannenausgleich für die Großhändler ein attraktives Instrument, um die eigene Marge zu verbessern.
Allerdings können die Apotheker ihren Einkauf selbst kaum beeinflussen, da der Löwenanteil des Umsatzes aus dem Rezeptgeschäft kommt. Da Modelle wie der „Packungsausgleich“ der Noweda aber sehr schmerzhaft sein können, werden sie in den Konditionenverhandlungen oft wieder gestrichen. Die Großhändler profitieren letztlich von Apothekern, die sich nicht wehren können oder wollen. Wie viele Apotheken tatsächlich einen Handelsspannenausgleich hinnehmen müssen, ist daher unklar.
Dasselbe gilt für Kürzungen wie dem aktuellen „Servicebeitrag“ der Noweda. Großkunden wird der Abschlag von 0,9 Prozent normalerweise nicht zugemutet. Generell werden solche Kürzungen selten in der Fläche angekündigt. Die Großhändler testen gerne zunächst im Osten der Republik, wo der Wettbewerb nicht so intensiv ist wie beispielsweise im Ruhrgebiet.
Laut Bilanz lag die Rohertragsmarge der Noweda im Ende Juni abgelaufenen Geschäftsjahr mit 4,53 Prozent leicht unter dem Vorjahreswert. Im Geschäftsjahr 2013/14 war der Wert erstmals unter 5 Prozent abgesackt. Allerdings ist die Noweda auch im vergangenen Jahr über dem Markt gewachsen und hat ihren Gesamtumsatz um 6 Prozent auf knapp 5,6 Milliarden Euro gesteigert. Der deutsche Großhandelsmarkt legte insgesamt um 3,6 Prozent zu.
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