Wenn die Mitarbeiter von Alliance Healthcare morgens auf dem Weg zur Hauptverwaltung am alten Firmensitz vorbeikommen, dürften sie ein wenig wehmütig werden. Denn das Gebäude in der Solmsstraße 25 wird gerade abgerissen. Dort, wo einst Dr. Thomas Trümper mit seiner Mannschaft regierte, entstehen Luxuswohnungen.
Im März 2015 hatte Alliance die ehemalige Hauptverwaltung verkauft. Zwischen 15 und 20 Millionen Euro soll das Objekt gebracht haben, das mit 7,6 Millionen Euro in den Büchern stand. Beim Mutterkonzern in London hatte man ursprünglich gehofft, einen Verkaufserlös von 30 Millionen Euro überwiesen zu bekommen.
Einig wurde sich die Finanzabteilung damals mit einem Immobilieninvestor: Die Wohnkompagnie, eine Tochter der Zech-Group, kaufte das 3631 Quadratmeter große Areal, um aus dem Büro- ein Wohnobjekt zu machen. „Sophie – eine Einladung zum Glücklichsein“, heißt das Projekt. Wo einst über Konditionen und Strategien nachgedacht wurde, sollen künftig Menschen zu Hause sein.
Entstehen soll ein Mehrfamilienhaus mit 124 Wohneinheiten unterschiedlicher Couleur: „Das bewusst urban ausgerichtete Wohnquartier bietet 1- bis 6-Zimmer-Eigentumswohnungen mit gehobener Ausstattung, durchdachten Grundrissen und viel Raum für die persönliche Note“, heißt es im Prospekt. Geplant sind Wohnungen mit bis zu 2,80 Meter hohen Räumen, mit Parkett und Fußbodenheizung sowie Balkon oder Terrasse.
Jede Wohnung sei vorausschauend geplant worden, um auf den Wandel zukünftiger Ansprüche flexibel umgestalten zu können. So habe man nicht nur an die kompakte Singlewohnung gedacht, sondern auch an Wohnungen für Paare bis hin zu Wohnungen mit 159 Quadratmetern, die Platz für die Familie schafften – und darüber hinaus auch noch einem Au Pair ein separates Kleinstapartment mit 25 Quadratmetern böten.
Aktuell wird das alte Anzag-Gebäude abgerissen, für Anfang kommenden Jahres ist der Baubeginn geplant. Die zweigeschossige Tiefgarage soll saniert und auf insgesamt 113 Stellplätze erweitert werden. Auf acht Vollgeschossen soll dann eine Wohnfläche von 9840 Quadratmetern entstehen. Im dritten Quartal 2018 sollen die neuen Eigentümer einziehen können.
Das Interesse ist da: Bereits zum Vertriebsstart haben sich nach Firmenangaben mehr als 100 qualifizierte Interessenten gemeldet. Iris Dilger, geschäftsführende Gesellschafterin von Wohnkompagnie Rhein-Main, hatte die Lage sofort überzeugt: „Mein Kollege Sven Ehnert und ich waren uns schon im Klaren darüber, dass wir in Bockenheim mit der Umwidmung von Büro zu unserem Sophie-Wohnprojekt vieles richtig machen würden. Das wir jedoch derart den Nerv unserer Kunden treffen, hat auch uns überrascht und natürlich gefreut.“
Ein Grund für die hohe Nachfrage sei die ruhige, gleichzeitig zentrale Lage mit Einkaufsmöglichkeiten, Nachtleben und einer guten Verkehrsanbindung in der urbanen Struktur des Stadtteils Bockenheim. Gekrönt werde Sophie durch Südbalkone und Terrassen, einen großzügigen grünen Innenhof sowie einerseits den Blick auf die Frankfurter Skyline und andererseits auf den Taunus. Hinzu komme die hochwertige Ausstattung.
Und Alliance? Die Hauptverwaltung zog im November 2015 ein paar Häuser weiter in die Solmsstraße 73. Am neuen Standort arbeiten die rund 200 Mitarbeiter auf zwei Büroetagen – erstmals nicht mehr in Einzel-, sondern in Großraumbüros. Firmenchef Frieder Bangerter versprach beim Einzug: „Die neuen Büros werden die engere und effizientere Zusammenarbeit der Teams fördern.“
Mitarbeiter klagen aber über verschlechterte Arbeitsbedingungen seit dem Umzug. Abteilungsleiter müssten jetzt in einem Großraumbüro arbeiten, ungestörtes Telefonieren mit Kunden oder Lieferanten sei nicht mehr möglich. Vertrauliche Telefonate würden per Handy auf dem Flur oder vor der Tür geführt. Auch der Umgangston in der Frankfurter Firmenzentrale sei rauer geworden.
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