Das Sozialgericht Stuttgart wird vermutlich morgen seine Entscheidung zu den AOK-Rabattverträgen bekannt geben. Das Ergebnis wird nicht nur von Apothekern mit Spannung erwartet; auch Großhändler müssen sich möglichst schnell mit den neuen Rabattarzneimitteln bevorraten. Zwar werden mögliche Verträge zu den noch ausstehenden 61 Wirkstoffen nicht wie von der AOK geplant zum 1. Januar 2008 in Kraft treten, weil die Apothekensoftware nicht so schnell aktualisiert werden kann. Dennoch stehen die Großhändler gewaltig unter Zeitdruck, denn zur Bevorratung benötigen sie etwa sechs bis acht Wochen - vorausgesetzt, dass die Hersteller lieferfähig sind.
Für eine schnelle Umsetzung der neuen Verträge - so sie nicht doch noch gänzlich gestoppt werden - könnte schon der Konkurrenzdruck der Großhändler untereinander sorgen: „Der Wettbewerb setzt den Druck. Im Ein- und Verkauf ist viel passiert, um eine gleichmäßige Versorgung sicherzustellen“, erklärte Ulrich Kehr vom Pharma-Großhändler Kehr aus Braunschweig gegenüber APOTHEKE ADHOC.
Offenbar hat sich zudem der Informationsaustausch mit der verhandlungsführenden AOK Baden-Württemberg verbessert: „Die handelnden Protagonisten haben ein besseres Verständnis für die Zeiträume bekommen, die für die Auslieferung notwendig sind“, sagte Thomas Graf vom Frankfurter Großhändler Andreae-Noris Zahn AG (ANZAG). Zumindest bei den bereits abgeschlossenen Verträgen zu 22 Wirkstoffen sei eine reibungslose Umsetzung zu erwarten, da es sich „hauptsächlich um mittelgroße oder große Hersteller handelt“.
Bei den auslaufenden Rabattverträgen der ersten AOK-Runde seien bis zum Jahresende keine Lieferprobleme zu erwarten, sagte Dr. Thomas Trümper, Vorsitzender des Bundesverbandes des pharmazeutischen Großhandels (Phagro) gegenüber APOTHEKE ADHOC: „Natürlich sind Hersteller und Großhändler bestrebt, ihre Lagerbestände so gering wie möglich zu halten, aber Anzeichen für Engpässe sehe ich nicht.“ Die AOK solle dennoch jetzt die Entscheidung treffen, die Verträge zu den noch fehlenden Wirkstoffen erst Anfang März umzusetzen, fordert Trümper. „Daran ginge das deutsche Gesundheitssystem nicht kaputt. Letztlich ist die Zufriedenheit des Patienten das Entscheidende, die Wirtschaftlichkeit sollte nicht ausschließlich im Mittelpunkt stehen“, so der Phagro-Chef.
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