Phoenix will zum ersten Ansprechpartner für die Pharmaindustrie werden, vor allem in den kleineren osteuropäischen Ländern sollen die Firmen sich so den Aufwand eigener Niederlassungen ersparen. Doch nicht alle Hersteller wollen rundum versorgt werden. Weil Phoenix zu mächtig zu werden droht, hat Stada in Serbien einen Großhändler gekauft.
Im Oktober kaufte die Stada den Großhändler Velexfarm mit Hauptsitz in Belgrad. Das Unternehmen mit 226 Mitarbeitern beliefert knapp 550 Apotheken und erzielte 2016 einen Umsatz von mehr als 38 Millionen Euro. Zu den Lieferanten gehören neben der Stada-Tochter Hemofarm internationale Pharmakonzerne wie GlaxoSmithKline, Pfizer, Bayer, Merck und Boehringer auch OTC-Firmen wie Engelhard, Reckitt Benckiser und Ursapharm. Eigenen Apotheken gibt es nicht.
Zweck der Übernahme sie die Stärkung der Geschäftsaktivitäten im serbischen Markt gewesen, so Konzernchef Dr. Matthias Wiedenfels. Seinen Angaben zufolge hat der Marktführer im Großhandel – Phoenix – einen Marktanteil von 50 Prozent. „Wir haben hier ein Oligopol“, so Wiedenfels. Ziel sei daher die vertikale Integration der eigenen Aktivitäten im serbischen Markt.
Das Distributionsmodell im serbischen Generikamarkt wurde bereits umgestellt: Statt auf einen Vertrieb über Großhändler setzt Hemofarm nun stärker auf den Direktvertrieb. Seit der Übernahme durch Hemofarm bietet Velexfarm neben dem klassischen Großhandel auch Vertriebs- und Marketingdienstleistungen für Hemofarm an. Dazu zählen Category-Management- und Verkaufsaktionen zur Steigerung des Absatzes am Point of Sale in der Apotheke sowie ein Arztaußendienst.
Die Kosten für die Übernahme waren überschaubar: 700.000 Euro zahlte Stada für das Unternehmen, ein Fall für die Barkasse. Nachdem der Vertrag im Oktober unterschrieben wurde, konnte die Transaktion nach der Zustimmung der Wettbewerbsbehörde im Januar abgeschlossen werden.
Serbien ist für Hersteller kein einfaches Pflaster. 2010 und 2011 hatte die Stada Forderungen von knapp 130 Millionen Euro abschreiben müssen, weil die Zahlungsmoral staatlicher Institutionen zu wünschen übrig ließ. Bei Stada wurde die Angelegenheit zur Chefsache: Der Vorstand informierte Präsident Boris Tadić und Wirtschaftsminister Mladjan Dinkic über die Probleme. Als der deutsche Konzern mit dem Rückzug aus der Balkanrepublik drohte, gab die serbische Regierung 2011 eine Patronatserklärung für alle Außenstände ab und zahlte schließlich.
Stada hatte Hemofarm 2006 für rund 480 Millionen Euro gekauft. Ebenfalls übernommen wurden Minderheitsbeteiligungen an den Großhändlern Velefarm und Vetfarm, an denen neben Stada der Staat beteiligt ist. Bei Velefarm gab es 2015 Streit mit dem Insolvenzverwalter über gegenseitige Forderungen, der später beigelegt wurde.
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