Die Rabattschlacht im Pharmagroßhandel hat auch bei der Sanacorp Spuren hinterlassen: Die Genossenschaft wird sich an den eigenen Rücklagen bedienen müssen, um trotz Gewinneinbruch eine Dividende ausschütten zu können. Während die Apotheker bei der morgigen Vertreterversammlung die aktuellen Zahlen präsentiert bekommen, müssen die Außendienstler schon zum Rotstift greifen.
Seit der Umstellung des Großhandelshonorars im Jahr 2012 gilt bei den Konditionen die neue „Schachtelwährung“ – wie es Sanacorp-Chef Dr. Herbert Lang treffend bezeichnet hatte. Wegen der Fixpauschale von 70 Cent ist es für die Großhändler attraktiver, viele günstige Packungen zu fahren. Über Vorgaben zum durchschnittlichen Packungspreis versuchen die Großhändler seither, das Bestellverhalten ihrer Kunden entsprechend zu steuern.
Wie andere Großhändler hatte auch die Sanacorp seinerzeit eine Art Malus eingeführt: Die Apotheken bekommen dabei einen bestimmten Satz von ihrem Hausrabatt abgezogen, wenn sie ihren Durchschnittspreis überschreiten. Mehr als 5 Prozent Abweichung kosten etwa 0,2 Prozentpunkte, mehr als 10 Prozent 0,3 Prozentpunkte. Ein typischer Wert waren 27 Euro.
Während der Durchschnittswert bislang jedoch individuell berechnet wurde, soll jetzt offenbar auf einen einheitlichen Wert umgestellt werden: Von 22 Euro ist im Markt die Rede.
Das könnte vor allem für Apotheker teuer werden, die aufgrund der umliegenden Ärzte viele teure Arzneimittel abgeben müssen. Allerdings setzen die Großhändler ihre Konditionen in der Praxis nie 1:1 um, letztlich werden die Konditionen immer individuell vereinbart.
Dasselbe gilt für Gebühren: Dem Vernehmen nach pochen die Außendienstler der Genossenschaft jetzt häufiger auf die Dienstleistungspauschale von 95 Euro. Zuvor konnte diese noch häufig wegverhandelt werden. Auch von einer Tourengebühr von 95 Cent pro Fahrt bei Nichterreichen der vereinbarten Mindestumsätze ist jetzt öfter zu hören.
Der Trend bei den Konditionen zeigt auch bei der Sanacorp insgesamt nach unten. Schließlich will sich die Genossenschaft aus dem operativen Geschäft finanzieren und nicht aus den eigenen Rücklagen. Und nicht zuletzt erwarten die Apotheker am Ende des Jahres eine Dividende auf ihre Einlagen. Kein leichtes Umfeld also, in dem der Großhändler an diesem Wochenende seinen 90. Geburtstag feiert.
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