Großhandel

Sanacorp: VIP-Status wird teurer

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Berlin -

Auf die Anpassung ihres Honorarmodells warten die Großhändler noch – Stichwort Hochpreiser. Die Sanacorp passt ihr Dividendenmodell derweil an die Verschiebungen im Preisgefüge an. Ab 2017 müssen Kunden nicht mehr für 400.000 Euro bestellen, um in den Genuss der Zusatzdividende zu kommen, sondern für 600.000 Euro. Bei der Vertreterversammlung in Hamburg wurde über eine entsprechende Änderung der Satzung abgestimmt.

Laut Vorstandschef Dr. Herbert Lang hatte sich bei den Regionalveranstaltungen herauskristallisiert, dass die Gesamtdividende von 14 Prozent nicht unterschritten werden sollte und dass auch die Ausgabe von zusätzlichen freiwilligen Anteilen nicht beschränkt werden sollte.

Da die zur Ausschüttung zur Verfügung stehende Summe nicht unendlich ausgeweitet werden könne, müsse daher die Umsatzschwelle zum Erhalt der Zusatzdividende angehoben werden, argumentierte Lang. Die neue Grenze sei vertretbar: Der Umsatz mit hochpreisigen Arzneimitteln habe sich seit Einführung der Dividendenregelung im Jahr 2012 verdoppelt. Da der Durchschnittsumsatz der Apotheke bei zwei Millionen Euro liege, sollte der Bezug von 600.000 Euro bei der Sanacorp aus seiner Sicht „kein übermäßiges Problem“ darstellen. „Denn das ist ein Erstlieferantenvolumen von gerade einmal 50.000 Euro im Monat“, so Lang.

Tatsächlich müssten sich viele Kunden noch strecken, um in den Genuss der Zusatzdividende zu kommen: Obwohl der Umsatz pro Kopf in den vergangenen Jahren gewachsen ist, kommen die rund 7700 Mitglieder im Durchschnitt derzeit nur auf 550.000 Euro.

Bei der Zusatzdividende ist allerdings nur ein Teil der Genossen dabei; für viele ist die Ausschüttung von 14 statt 3 Prozent angesichts der geringen absoluten Zahlen eher symbolischer Natur. Im vergangenen Jahr hatten knapp 300 Apotheker die Genossenschaft verlassen, weil mit dem neuen Dividendenmodell für sie die Mitgliedschaft unattraktiv geworden war.

Für das abgelaufene Geschäftsjahr erhalten die Mitglieder eine Basisdividende von 3,1 Prozent, das sind 231 Euro bei drei Pflichtanteilen à 2500 Euro. Die Zusatzdividende liegt bei 11 Prozent, entsprechend noch einmal 828 Euro.

Das operative Geschäft der Sanacorp wuchs im vergangenen Jahr mit dem Markt: Der Umsatz kletterte um 3,9 Prozent auf 4,27 Milliarden Euro, das Vorsteuerergebnis verdoppelte sich auf 30 Millionen Euro.

Tendenziell sei eine weitere Normalisierung des Wettbewerbsgeschehens zu beobachten, so Lang. Nach der von Ende 2012 bis 2014 andauernden Rabattschlacht sei der Markt wieder durch etwas mehr Vernunft geprägt; Qualität und Leistung hätten wieder ein größeres Gewicht. „Mit Blick auf die hohe Versorgungsqualität der Apotheken, und damit letztlich der Bevölkerung, war dies auch notwendig.“ Für die Sanacorp bedeute die einen deutlichen Schritt auf dem Weg zur „strategisch notwendigen Zielrendite“.

Allerdings sieht Lang bereits wieder Tendenzen, die einen Rückfall in ein irrationales Wettbewerbsverhalten und damit langfristig negative Folgen für die Versorgung nach sich ziehen könnten. Er warnte die Apotheker davor, sich durch kurzfristige Lockangebote die längerfristige Sicht vernebeln zu lassen. Mittlerweile hätten viele Pharmazeuten erkannt, dass ein hoher nomineller Rabatt zwar schön aussehe, aber nichts bringe, wenn die Ware nicht geliefert werden könne oder von der Vergütung ausgeschlossen sei.

Ärger bereiten Lang gestreute Gerüchte, die im Zusammenhang mit dem Rückzug von der Börse die wirtschaftliche Stabilität der Sanacorp in Frage stellten. Das genaue Gegenteil sei der Fall: Sowohl die unternehmerische Idee als auch die wirtschaftliche Substanz der Genossenschaft würden durch den Rückkauf der stimmrechtslosen Vorzugsaktien gestärkt, der derzeit 25 Prozent des Grundkapitals ausmachen.

Drei Viertel der Anteile habe man bereits erworben, berichtete Lang. Er hofft, dass alle Vorzugsaktionäre mitspielen. Denn am 3. Juli würden mit Inkrafttreten der EU-Marktmissbrauchsverordnung die bisher geltenden Vorteile des Freiverkehrs abgeschafft und der Aufwand der entsprechend notierten Unternehmen wieder steigen.

Lang sprach sich in seiner Rede auch für die Anpassung des Großhandelshonorars aus und für die bedarfsgerechte Belieferung des Großhandels durch die Industrie. Er kritisierte Hersteller, die Ware kontingentierten, und forderte sie auf, ihren gesetzlichen Verpflichtungen nachzukommen.

Mit Blick auf das Verfahren um die Konditionen des Großhandels sprach er sich einmal mehr für eine Zwischenlösung aus: Der Rabatt sollte bei 3,15 Prozent gedeckelt sein, „echte Skonti“ von 1 bis 1,5 Prozent sollten darüber hinaus aber gewährt werden können.

Bei der Schwestergenossenschaft Astera in Frankreich lief es abermals durchwachsen: In Frankreich legten die Umsätze um 1 Prozent auf 3,41 Milliarden Euro zu, in Belgien lagen sie mit 281 Millionen Euro auf Vorjahresniveau. Unter dem Strich blieben beim Partner 19 Millionen Euro hängen. Die operativen Gesellschaften werden unter dem Dach des Gemeinschaftsunternehmens Sanastera geführt, das dann hälftig an die Genossenschaften ausschüttet.

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