Um 17,5 Prozent ist Phoenix in Deutschland im vergangenen Geschäftsjahr gewachsen – bei einem Marktwachstum von 7,3 Prozent im Pharmagroßhandel. In den zwölf Monaten bis Ende Januar summierten sich die Umsätze auf dem Heimatmarkt auf knapp 8 Milliarden Euro. Den Marktanteil von mehr als 28 Prozent wolle man nachhaltig halten, kündigte Konzernchef Oliver Windholz an.
Laut Windholz liegt der Marktanteil von Phoenix mittlerweile sogar über dem Wert vor dem Absturz auf 25 Prozent infolge des AMNOG. Allerdings hatte die Kundengewinnung ihren Preis: 80 Millionen Euro hat der Branchenprimus aus seiner Marge verloren. „Manchmal muss man in einzelne Märkte investieren“, sagt Windholz.
Die Rabatte seien eine strategische Investition, die erforderlich gewesen und mittelfristig angelegt sei. Der Umsatz habe eine besondere Rolle gespielt, so Windholz. „Wir brauchen ein bestimmtes Volumen schon wegen unserer Logistikstruktur.“
Wie die Mitbewerber konnte sich Phoenix in Deutschland beim operativen Ergebnis noch aus den roten Zahlen retten. Mit 15 Millionen Euro habe das EBITDA aber 40 Millionen Euro unter Plan gelegen. „Der Ertrag wird wieder steigen“, ist Windholz zuversichtlich. Man sehe bereits erste Anzeichen einer Besserung.
Auch wenn Deutschland laut Windholz das höchste Servicelevel im Pharmagroßhandel hat: Der Konzernchef glaubt nicht, dass die Apotheken bereit sind, Abstriche hinzunehmen. Und am Ende bestimmten Angebot und Nachfrage den Markt. Auch die Apotheker hätten sich zuletzt sehr kritisch geäußert. „Ich sehe nur ein Geschäftsmodell, das funktioniert“, so Windholz, der allerdings einräumt, dass man gemeinsam mit den Apotheken an einer Optimierung arbeiten müsse. Phoenix liefert im Durchschnitt 4,3 mal am Tag an seine Kunden.
Windholz glaubt auch nicht, dass die Leistungen des Pharmagroßhandels so einfach zu kopieren sind. „Wir tun viel mehr, als Kisten von A nach B zu fahren.“ Nicht zulassen werde man aber, dass es zu einem Rosinenpicken komme. „Der Großhandel wird nicht der Lückenbüßer sein.“ Phoenix stellt derzeit seine Konditionen um, um wieder mehr preiswerte und damit margenstarke Packungen zu bekommen.
Um Geld zu sparen, will Phoenix zudem die Strukturen weiter straffen: In acht Regionen sollen jeweils zwei oder drei Niederlassungen zusammengefasst werden – mit je einem Vertriebs- und Betriebsleiter. Auch die Call-Center sollen zusammengelegt werden. Allerdings müssten durch diese Maßnahmen bis zu 50 Mitarbeiter gehen. Mit dem Betriebsrat befinde man sich diesbezüglich in guten Gesprächen, so Windholz. Ergebnisse erwartet er Anfang Juni.
Insgesamt setzte Phoenix 21,8 Milliarden Euro um, das sind 2,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Gewinn sank von 160 auf 70 Millionen Euro, neben den Rabatten in Deutschland schlugen Abschreibungen in Frankreich in Höhe von 70 Millionen Euro und in Kroatien in Höhe von 14 Millionen Euro zu Buche.
Im laufenden Geschäftsjahr will Phoenix wieder über dem europäischen Markt wachsen, den man in Mannheim ein Plus von 1 Prozent vorhersagt. Auch der Ertrag soll leicht steigen. Nach Investitionen hält man in Mannheim wieder Ausschau. Im vergangenen Geschäftsjahr war dem Konzern in Serbien mit der Übernahme von 60 Apotheken der Einstieg ins Apotheken-Geschäft gelungen.
Außerdem hält Windholz nach Partnern auch auf globaler Ebene Ausschau, vor allem bei Herstellern. Mit Teva, Actavis und Sandoz gibt es bereits überregionale Partnermodelle. Auch auf Großhandelsebene seien Kooperationen möglich. Windholz stellte aber klar: „Wir bleiben zu 100 Prozent Merckle.“
APOTHEKE ADHOC Debatte