Großhandel

Phoenix dementiert Verkaufsgerüchte

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Berlin -

Zwei große deutsche Großhändler gehören schon zu US-Konzernen. Dass sich die Multis aus Übersee auch für den Branchenprimus Phoenix interessieren könnten, beansprucht die Phantasie nicht über die Maßen. Tatsächlich wird im Markt seit Jahresbeginn von einem verstärkten Interesse aus den USA getuschelt. Die Gerüchte erhalten jetzt neue Nahrung. Doch Phoenix dementiert jede Verkaufsoption auf das Entschiedenste.

Das aktuelle Gerücht betrifft eine interne Veranstaltung, bei der von Übernahme die Rede gewesen sein soll. Vor einigen Wochen soll demnach eine Handvoll Apothekenberater von Phoenix eingeschworen worden sein. Das Ziel: Die Braut hübsch machen. Sollte Phoenix bis zum 31. Dezember den Marktanteil bei 30 Prozent stabilisieren, gäbe es einen Interessenten, so das Gerücht. Dabei soll es sich um AmerisourceBergen (ASB) handeln. Sollten die Mannheimer die magische Schwelle erreichen, würde ein attraktives Angebot vorgelegt werden, heißt es weiter.

10.000 Euro Honorar soll den Beratern versprochen worden sein – und zwar für jede Apotheke, die Phoenix als neuen Hauptlieferanten beauftragt. Schließlich hätten die Berater auch Kontakte zu den Softwarehäusern, die über die aktuellen Konditionen im Markt Bescheid wüssten. Von den Amerikanern soll ebenfalls die Rede gewesen sein.

Zu dem vermeintlichen Treffen hat sich Phoenix auf Nachfrage nicht konkret geäußert. Wohl aber zu den allgemeinen Verkaufsgerüchten: „Mutmaßungen dieser Art entbehren jeder Grundlage“, erklärte ein Sprecher des Großhändlers.

Der Sprecher erklärte weiter: „Familie Merckle, die Inhaber der Phoenix Group, haben bereits mehrfach gegenüber der Geschäftsführung und den Mitarbeitern erklärt, dass sie Phoenix als ein wichtiges und dauerhaftes Standbein ihrer Unternehmensgruppe betrachtet und Phoenix nicht zum Verkauf steht. Gemeinsam mit der Geschäftsführung will sie das Unternehmen weiterentwickeln und Wachstumschancen in Europa wahrnehmen, wo immer sie sich bieten“, heißt es aus Mannheim weiter.

Schon Anfang des Jahres war an verschiedenen Stellen das Gerücht aufgetaucht, Phoenix habe jenseits des Atlantiks einen Verehrer. Dieser würde den letzten verbliebenen europäischen Pharmahändler gerne übernehmen, sollte Phoenix den Marktanteil in Deutschland auf über 30 Prozent hieven können. Zuletzt lag man wohl bei etwas über 28 Prozent.

Phoenix hatte die Gerüchte damals nicht kommentiert, und auch im Markt verstummte das Getuschel vorübergehend. Unbestritten ist der Branchenprimus allerdings auf Wachstum aus. Das hat sich bei mancher Konditionenverhandlung im ersten Quartal gezeigt und mutmaßlich jetzt bei diesem ominösen Treffen. Allerdings dürfte es bei Phoenix – wie bei jedem Großhändler – immer Ziel der Unternehmenspolitik sein, den eigenen Marktanteil zu erhöhen – unabhängig von etwaigen Verkaufsabsichten.

In Folge des AMNOG und der Offensive der Noweda war Phoenix zwischenzeitlich auf 25 Prozent abgestürzt, hatte sich aber wieder zurück gekämpft. Laut Konzernchef Oliver Windholz lag Phoenix im vergangenen Jahr sogar über dem Wert von vor der Krise. 28 Prozent wolle man nachhaltig halten, kündigte Windholz im Frühjahr 2015 an – immerhin war der Konzern vor 25 Jahren weit über einem Drittel gestartet.

Nicht von der Hand zu weisen ist, dass sich der Pharmahandel global konsolidiert: Walgreens hat mit Alliance Boots zusammengetan hat und McKesson mit Celesio. Weil auf Seite der Hersteller die großen Fusionen nicht abreißen, wird das als Notwendigkeit gesehen, um „big to big“ verhandeln zu können.

McKesson hatte nach der Celesio-Übernahme schon einmal den Versuch gestartet, Herstellern neue Skontosätze zu diktieren. Und Walgreens Boots Alliance (WBA) mit Stefano Pessina an der Spitze hat – gemeinsam mit ASB – Kickback-Vereinbarungen mit der Industrie schon länger für sich entdeckt.

Gegen diese Schwergewichte wirkt Phoenix mit knapp 23 Milliarden Euro Gesamtumsatz als deutscher Marktführer fast klein. Zwar wurden die Synergieeffekte aus den Übernahmen der Konkurrenten durchaus hinterfragt. Doch in den Konzernzentralen in Übersee hat man in den vergangenen Jahren hinzugelernt.

Mit Cardinal Health gibt es zumindest auf dem Papier noch einen US-Riesen, der sich noch nicht im deutschen und gesamteuropäischen Pharmahandelsmarkt breit gemacht hat. Cardinal ist etwa fünfmal so schwer wie Phoenix. Der Konzern mit Hauptsitz in Dublin, Ohio, jagte 2013 Konkurrent McKesson die Megakette CVS als Großkunden ab.

Und dann ist immer auch mit Stefano Pessina zu rechnen: Der Italiener hatte schon 2009 öffentlich Interesse an Phoenix bekundet und wäre zumindest theoretisch in der Lage, über ASB zuzuschlagen. Beim US-Großhändler ist WBA als Eigentümer von 15 Prozent der Aktien fest an Bord – bis zu 25 Prozent kann der Kettenkonzern laut Partnerschaftsvereinbarung einsammeln. Damit sind beide Konzerne formal voneinander unabhängig – und Pessina könnte als Meister der Allianzen doch noch zum „König der Arzneimittel“ aufsteigen.

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