Pharma Privat

A-plusplusplus gegen den Aderlass

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Berlin -

Der Großhandelsverbund Pharma Privat stellt sein Kooperationsangebot neu auf. Die beiden langjährigen Verbünde E-plus und A-plus werden unter einem Dach zusammengeführt und um eine Variante erweitert. Künftig können die Apotheken damit zwischen drei Ausbaustufen wählen – auch solche, die bislang bei Ebert+Jacobi waren und nun bei Noweda gelandet sind. Sie müssen sich zwischen Dachmarke und Genossenschaftsanteilen entscheiden.

Als Dachmarke bleibt der Name A-plus erhalten, aber nur in der höchsten Stufe, dem sogenannten Plus-Modell. Wählen können die Apotheken außerdem zwischen dem Basic und Comfort. Das Basic-Angebot entspricht weitgehend dem bisherigen E-plus-Modell. Es wird aber um einige Serviceangebote aufgewertet. Es kostet weiterhin 149 Euro monatlich. „Dafür erhalten die Apotheker aber künftig eine bessere Leistung“, sagt Hanns-Heinrich Kehr, Geschäftsführer von Pharma Privat.

Die neue, mittlere Kooperationsstufe Comfort umfasst neben dem Einkauf und einer Absatzanalyse das digitale Angebot einer eigenen Website. Dort können Kunden nicht nur Ware, die in der Apotheke vorrätig ist, vorbestellen, sondern auf Ware aus dem kompletten Bestand der Privatgroßhändler zugreifen. Der Webauftritt ist individuell auf die teilnehmenden Apotheken zugeschnitten. Dazu kommt Beratung und Betreuung durch sogenannte „Partnermanager“ im Außendienst. Unterstützung beim Marketing und bei der Qualifizierung runden das Angebot ab. Plus enthält neben der Dachmarke dieselben Bausteine, allerdings in intensiverer Ausprägung.

Über die monatlichen Kosten der Varianten Comfort und Plus wollte Kehr keine Auskunft erteilen. Die Teilnahme ist relativ flexibel: Die Kündigungsfristen für A-plus betragen sechs Monate, für Comfort drei Monate und für Basic ein Monat. Neben diesen Varianten können interessierte Apotheker auch nur einzelne Module wie die Online-Akademie zur Qualifizierung buchen. Dazu soll es eine feste Preisliste geben.

„Wir hatten bislang nur zwei Stufen. Dazwischen war die Kluft zu groß“, so Kehr. Die Apotheker können zudem individuell zwischen 30 verschieden Themen auswählen: Diabetes beispielsweise. Darauf wird das komplette Angebot von der Dekoration über den Internetauftritt bis hin zum Qualifizierungsangebot für die Mitarbeiter zugeschnitten. Neu entwickelt werden derzeit die Themen Darmkompetenz und Haut und Kosmetik.

Derzeit haben die Kooperationen A-plus 250 und E-plus 1450 Mitglieder. Ziel ist es, dass alle E-plus-Apotheken zumindest in den Basic-Tarif wechseln. Nach eigenen Angaben gehört die Kooperation von Pharma Privat zu den Top 5 im Apothekenmarkt.

Geführt wird das neue Kooperationsangebot unter dem einheitlichen Dach von „Wave“. Verantwortlich ist Oliver Prönnecke, der früher die Anzag-Kooperation Vivesco leitete. Prönnecke war maßgeblich an der Entwicklung von „Wave“ beteiligt. Die am Markt bekannte Qualitätsmarke A-plus soll weiterhin das Erkennungszeichen der Kooperation für die Apothekenkunden bleiben.

„Veränderte politischen Rahmenbedingungen und auch das sich ändernde Konsumverhalten waren Anlass für uns, die Anforderungen an unsere Kooperationen zu überprüfen“, so Prönnecke. „Wir bieten unseren Kunden zukünftig noch mehr Unterstützung und haben spezielle Programme entwickelt, damit sie sich auf ihre Kernkompetenz – die Beratung ihrer Kunden – konzentrieren können. Die einzelnen Stufen unterscheiden sich durch die Intensität der Kooperation.“ Starten soll das neue Kooperationsangebot im Juli. Derzeit wird das Konzept den bisherigen Kooperationspartnern vorgestellt.

Entscheiden müssen sich jetzt die Kunden von Ebert+Jacobi, die durch den Verkauf an die Noweda im genossenschaftlichen Lager gelandet sind. Die Noweda lehnt Dachmarkenkonzepte ab, lockt aber mit Genossenschaftsanteilen. Wie viele Apotheken betroffen sind, wollte man bei Pharma Privat nicht verraten. Aus Sicht von A-plus macht die Mitgliedschaft in der Kooperation nur Sinn, wenn man auch Großhandelskunde ist.

A-Plus basierte ursprünglich auf der Idee einiger Apotheker aus dem Raum Braunschweig/Magdeburg, die bereits seit 1999 gemeinsame Kundenbindungsaktivitäten entwickelten. Heute hat der Verbund als selbstständiges Tochterunternehmen von Pharma Privat seinen Sitz in Würzburg. Seit 1984 arbeiten die privaten Pharmagroßhändler in Deutschland zusammen.

Pharma Privat erzielt aktuell mit 1000 Beschäftigten einen Umsatz von 1,7 Milliarden Euro und verfügt über acht Gesellschafter und elf Betriebsstätten in ganz Deutschland. Zur Kooperation gehören die Unternehmen Max Jenne, Richard Kehr, Kehr Holdermann, Kehr Berlin, Otto Geilenkirchen, C. Krieger, Leopold Fiebig und Fiebig Ebert+Jacobi.

Im Dezember gab das Kartellamt grünes Licht für die Übernahme von Ebert+Jacobi durch die Noweda. Damit stärkte die Essener Genossenschaft ihre Position als Nummer 2 im Großhandelsmarkt hinter Phoenix und vor Gehe, Sanacorp und Alliance Healthcare. Anfang November war die geplante Übernahme verkündet worden. Es war der letzte große Coup des inzwischen ausgeschiedenen Noweda-Chefs Wilfried Hollmann.

Nach der Konsolidierung der Branche in den 1990er Jahren und dem Verkauf von „von der Linde“ und W. Kapferer kamen die inhabergeführten Pharmagroßhändler zuletzt auf einen Marktanteil von rund 10 Prozent. Etwas mehr als ein Drittel musste Pharma Privat abgeben.

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