Während über die Zulässigkeit von Skonti vor Gericht gestritten wird, stellt auch die Noweda ihre Vereinbarungen mit den Apotheken auf Zahlungsziele um. Jedenfalls zehren laut Geschäftsbericht gestiegene Skonti die eingesparten Rabatte und erhobenen Gebühren auf. Ansonsten läuft das Geschäft frei nach dem Motto: Umsatz statt Ertrag.
Im Ende Juni abgelaufenen Geschäftsjahr erzielte die Noweda einen Gesamtumsatz von knapp 5,3 Milliarden Euro, das waren 8 Prozent mehr als im Vorjahr. Zum Vergleich: Der Gesamtmarkt legte laut Insight Health um 4,5 Prozent zu. Um 379 Millionen Euro konnte die Noweda ihren Umsatz in Deutschland ausbauen, sodass die Genossenschaft aus Essen auch ohne ihre neuen Tochterfirmen in Luxemburg und der Schweiz pünktlich zum 75-jährigen Jubiläum die Schwelle von 5 Milliarden Euro nehmen konnte.
Die luxemburgische Tochter CPL kam im vorangegangenen Geschäftsjahr auf 126 Millionen Euro, in der Schweiz wies PharmaFocus vor dem Einstieg der Noweda im Jahr 2013 Umsätze von 80 Millionen Franken aus. Mit einem Zuwachs von 29 Millionen war das Plus in diesem Jahr also zweistellig.
Allerdings hat das Wachstum seinen Preis: Die Rohertragsmarge fiel abermals und liegt jetzt noch bei 4,54 Prozent vom Umsatz. Im vergangenen Jahr war die Quote erstmals unter 5 Prozent abgesackt. Der von Firmenchef Wilfried Hollmann verordnete Rückzug aus der Rabattschlacht hat bislang offenbar nicht die erhoffte Wirkung erzielt: Zwar sind die Erlösschmälerungen – zumindest prozentual – gesunken. Doch niedrigere Rabatte wurden durch höhere Kundenskonti aufgezehrt.
Die Erträge aus Werbekostenzuschüssen, Gebühren sowie der Datenvermarktung lagen wie im Vorjahr bei 39 Millionen Euro. Das operative Ergebnis (EBIT) lag mit 57 Millionen Euro leicht über Vorjahresniveau – trotz um 9 Prozent auf 120 Millionen Euro gestiegener Personalkosten und um 5 Prozent auf 88 Millionen Euro gestiegener Aufwendungen für Auslieferung und Verwaltung. Zuletzt hatte die Noweda eine Mindestlohngebühr eingeführt.
Wegen eines Sondereffekts im Vorjahr stiegen die Steuern um fast 50 Prozent auf 22 Millionen Euro, sodass unter dem Strich ein Gewinn von 29 Millionen Euro stand. Im Vorjahr waren es noch 34 Millionen Euro gewesen.
Der Bilanzgewinn der Genossenschaft in Höhe von 21 Millionen Euro soll, wie schon im Vorjahr, nahezu komplett als Dividende ausgeschüttet werden. Am Samstag entscheiden die Vertreter bei der Generalversammlung in Essen über den Abschluss. Die Zahl der Mitglieder kletterte wegen weniger Neuzugängen nur um 38 auf 8747, sie soll weiter leicht zunehmen.
Im laufenden Geschäftsjahr will die Noweda wieder leicht über Markt wachsen. Auf der Ertragsseite erwartet man in Essen keine Verbesserung, sondern rechnet damit, dass die Handelsspanne im Rx-Bereich wegen der zunehmenden Problematik der Hochpreisartikel weiter absinken wird.
Auch die Konditionen bleiben auf der Kippe: „Aufgrund der konsequenten Anwendung des Kostenverursachungsprinzips werden höhere Gebührenerträge erzielt, die allerdings durch zunehmende Kundenskonti kompensiert werden“, heißt es im Ausblick.
Zumindest von den Herstellern will sich die Noweda nach dem Erfolg im Streit mit Wörwag nicht die Butter vom Brot nehmen lassen: „Lieferantenseitig werden die bisher erzielten Konditionen gehalten, da die Lieferanten die Bedeutung beziehungsweise den Einfluss einer Apothekergenossenschaft zunehmend schätzen.“
APOTHEKE ADHOC Debatte