Noweda plant Neubau bei Hamburg Alexander Müller, 02.06.2015 12:56 Uhr
Erst vor zwei Jahren hat die Noweda ihren neuen Standort in Hamburg eröffnet. Jetzt steht offenbar ein Umzug an. Der Großhändler plant westlich der Hansestadt in Barsbüttel einen Neubau. Derzeit laufen Gespräche mit der Gemeinde über einen Bebauungsplan. Das Gelände gehört dem Pharmahersteller Takeda, doch die Japaner haben ihre Strukturen in Deutschland verschlankt und wollen verkaufen.
Die Noweda hatte im Juni 2013 ihr neues Lager im Norden von Hamburg eröffnet, um Apotheken im Raum Hamburg und Schleswig-Holstein sowie in Teilen Niedersachsens und Mecklenburg-Vorpommerns besser zu erreichen. Doch während die Genossenschaft normalerweise Eigentum bezieht, ist man in Hamburg nur zur Miete.
Mit einem eigenen Standort könnte dies korrigiert werden. Denn dass Noweda ein zweites Lager in knapp 25 Kilometer Entfernung betreiben will, ist nicht sehr wahrscheinlich. Ob nur der Wunsch nach Eigentum oder auch die Auslastung des Lagers in Poppenbüttel eine Rolle spielt, ist noch unklar. Beim Großhändler war bislang niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.
Das Gelände in Barsbüttel im Ortsteil Willinghusen ist 4,8 Hektar groß. Takeda hatte dort Tierversuche für die Forschung durchgeführt, 2013 wurde der Standort stillgelegt. Noweda würde den hinteren, relativ freien Teil des Grundstücks erwerben und die Gebäude abreißen, in denen unter anderem Hunde untergebracht waren. Dort soll dann ein Lager von 10.800 Quadratmetern entstehen.
Allerdings ist dafür eine Änderung des Bebauungsplans nötig, was die Politik auf den Plan ruft. Am kommenden Dienstag werden Vertreter der Noweda dem Ortsbeirat ihre Pläne vorstellen. Inklusive Bürgerbeteiligung und Einbindung der Fachabteilungen kann es bis zu einer endgültigen Entscheidung bis zu einem Jahr dauern.
Auch für das Bürogebäude im vorderen Teil des Grundstücks gibt es offenbar bereits einen Interessenten. Laut einem Bericht des „Hamburger Abendblatt“ will das Thünen-Institut für Holzforschung das Gebäude kaufen. Demnach hatte Takeda 2004 und 2005 noch 23 Millionen Euro in neue Labore und Büros investiert. Der Hersteller versucht aber seit Längerem, das Gelände zu verkaufen und hatte sogar Bürgerinformationsveranstaltungen zu dem Thema organisiert.
Die Gemeinde könnte wiederum das Laborgebäude für einen symbolischen Preis übernehmen und dort ein soziales Zentrum schaffen. Im Gespräch sind laut Abendblatt ein Bürgerhaus, ein Jugendclub und später eine Kindertagesstätte. Die Schaffung von neuen Wohneinheiten ist dagegen gescheitert, auch weil sich eine Bürgerinitiative gegen eine intensive Bebauung ausgesprochen hatte.
In Hamburg hatte es vor einem halben Jahr Spannungen zwischen Vertriebs- und Betriebsleiter gegeben. Weder Oliver Wackernagel, in dessen Zuständigkeit die Niederlassung fällt, noch die beiden Ressortchefs aus Essen, Udo Harneit und Karl Josef Paulweber, konnten den Streit schlichten. Am Ende trennten sich gleich für beide Manager und für die Noweda die Wege. Die Betriebsleitung hat Jens Rutter übernommen. Für den Vertrieb ist Daniel Brakel zuständig.
Die Noweda baut derzeit schon ein weiteres neues Logistikzentrum im baden-württembergischen Böblingen. Der Spatenstich erfolgte im April. Das Lager soll Mitte 2016 in Betrieb genommen werden. Die Noweda will zwischen 30 und 35 Millionen Euro investieren.
Im Ländle hat die Noweda bislang nur Mosbach ein Lager – ein ehemaliger Kapferer-Standort. Ob diese Niederlassung zugunsten von Böblingen aufgegeben wird, war bei der Noweda bislang nicht zu erfahren. Dafür spricht, dass beide Niederlassungen sehr nah beieinander liegen und der Kapferer-Standort in die Jahre gekommen ist.
Eine ähnliche Situation gab es jedenfalls vor einigen Jahren in Bayern: In Bergkirchen westlich von München hatte die Noweda 2010 eine neue Niederlassung gebaut. Der ehemalige Kapferer-Standort in Garching auf der anderen Seite der Stadt war in der Folge geschlossen worden.
Der Neubau in Böblingen kann jedenfalls als Kampfansage an die Konkurrenz verstanden werden. Der Ort liegt rund 20 Kilometer südwestlich von Stuttgart. In der Landeshauptstadt hat nicht nur Gehe seinen Hauptsitz, sondern auch Alliance Healthcare eine Niederlassung. Phoenix in Neuhausen und die Sanacorp in Asperg sind nicht viel weiter entfernt.
Die Noweda betreibt heute bundesweit 16 Niederlassungen, fast jede dritte liegt allerdings im Stammland Nordrhein-Westfalen (NRW). In den vergangenen Jahren hatte die Noweda bereits zwei neue neue Niederlassungen gebaut: 2011 startete der Betrieb im niedersächsischen Peine, 2013 in Hamburg.