Gehe verschickt Rechnung an falsche Apotheke Alexander Müller, 10.03.2017 10:25 Uhr
Fast so interessant wie die eigenen Einkaufskonditionen sind die der Konkurrenz. Bekommen die Kollegen höhere Rabatte, lohnt sich ein Wechsel? Eine Apothekerin aus Nordrhein-Westfalen erhielt jetzt ganz unverhofft Einblicke: Gehe schickte ihr neben der eigenen Abrechnung auch die Aufstellung eines Kollegen. Beim Stuttgarter Großhändler laufen die Recherchen noch, wie es zu dem Fehler kommen konnte.
Grundsätzlich lohnt sich für Apotheker, bei der Kontrolle der Großhandelsrechnung genau hinzusehen. Die vereinbarten Konditionen sind häufig sehr komplex und die Abrechnungen verworren. Doch in diesem Fall war der Fehler allein anhand der Menge verschickten Papiers offensichtlich: Mehr als 40 Seiten Abrechnung erhielt die Apotheke.
Hinter der eigene Rechnung war nach Auskunft der Apotheke eine weitere vollständig enthalten. Von einer dritten Apotheke waren die ersten beiden Seiten der Rechnung mit im Paket gelandet. Da es sich um weiter entfernte Kollegen handelte, hatte die Inhaberin nicht das geringste Interesse an den zusätzlichen Aufstellungen und ging das Ganze pragmatisch an: Sie informierte die Kollegen und gab die Rechnungen in die Post.
Die betroffenen Apotheken haben sich einer Gehe-Sprecherin zufolge noch nicht bei ihrem Großhändler gemeldet. Deshalb kann man den Fall in Stuttgart noch nicht nachvollziehen. Da die Rechnungen händisch eingetütet werden, ist aber wahrscheinlich, dass es sich einfach um einen menschlichen Fehler handelt. „Ein solches Versehen darf natürlich nicht passieren“, sagt die Gehe-Sprecherin. Bei den betroffenen Apothekern werde man sich dafür selbstverständlich entschuldigen. Unabhängig davon besteht bei Gehe neuerdings die Möglichkeit, sich seine elektronische Sammelrechnung online abzurufen.
Heikler wäre es in diesem Fall gewesen, wenn die Apotheke die Abrechnung eines Konkurrenten aus der Nachbarschaft erhalten hätte – mit allen Konditionen und Rabatten. In diesem Fall hat die Panne keine weiteren Auswirkungen, außer dass Gehe bei den drei Apothekern etwas blöd dasteht.
So ärgerlich solche Pannen im Einzelfall sind, sie kommen vor, das mussten auch schon andere erfahren: Im Dezember schickte das Digitale Rezept Zentrum (DRZ) die Rezeptabrechnung einer Apotheke aus Niedersachsen an einen Kollegen im Siegerland. Aus den versehentlich mitgeschickten Daten waren unter anderem die Anzahl der Rezepte und Packungen pro verordnendem Arzt ersichtlich sowie der Rohertrag der Apotheke – streng vertrauliche Informationen. Das DRZ, das zum Softwarehaus Pharmatechnik gehört, räumte den Fehler ein und entschuldigte sich.
Noch gravierender war eine Panne bei der Sanacorp im Juli in der Vertriebsregion Hamburg/Bad Segeberg. Beim Versand einer Seminareinladung wurden versehentlich sensible Kundendaten in großem Umfang an Apotheken verschickt. Offenbar handelte es sich bei der Tabelle mit rund 70 Seiten um die komplette Datenbank des Mitarbeiters. Die Sanacorp hat in der Folge sofort Maßnahmen ergriffen, um solche Pannen künftig zu vermeiden.