Großhandel

Gehe ringt mit dem Feuervogel Carolin Bauer, 27.06.2013 10:33 Uhr

Berlin - 

Die Führungsmannschaft der Gehe kommt heute für zwei Tage im Naturpark Hotel Ebnisee bei Schwäbisch-Gmünd zu ihrem Jahrestreffen zusammen. Die Stimmung ist angespannt: Mit dem Programm „Gehe Go!“ soll die neue Konzernlinie umgesetzt werden. Mehrere langjährige Führungskräfte hat Gehe aber wegen der Neuausrichtung in den vergangenen Monaten bereits verloren. Jetzt muss auch noch über Kürzungen gesprochen werden.

Nach einem gemeinsamen Picknick am See soll beim Führungskräftetreffen zunächst die aktuelle Marktsituation besprochen werden: „Inhaltlich beschäftigen wir uns wie immer mit den Herausforderungen des laufenden und kommenden Geschäftsjahres“, erklärt eine Gehe-Sprecherin.

In diesem Jahr könnten sich aber viele Fragen auch um „Gehe Go!“ drehen. Der Großhändler hatte das Programm seinen Mitarbeitern bereits per E-Mail in groben Zügen vorgestellt.

Als Geschäftsführer haben André Blümel, Rainer Baumgärtner und Dr. Peter Schreiner das Konzept initiiert. Kurzfristig sollen vor allem Kosten gespart und Erträge gesteigert werden: Interne Veranstaltungen wie der Diana-Törn oder Golfturniere wurden abgeschafft. Die freiwilligen sozialen Leistungen wie Betriebsfeiern oder Geschenke an Mitarbeiter sollen gekürzt werden.

Zudem soll es eine Nullrunde bei den Gehältern der außertariflichen Angestellten geben. Weitere Maßnahmen seien in Bearbeitung. „Eine Entscheidung über die Kürzung des Weihnachtsgeldes wurde nicht getroffen. Das Jubiläumsgeld wurde nicht gestrichen“, so eine Gehe-Sprecherin.

Bereits beschlossen ist das Projekt „Feuervogel“ – womöglich eine Anspielung auf den Wettbewerber Phoenix. Das Konditionsmodell steht genauso auf dem Prüfstand wie das Service-Level. Die Strategie steht unter dem Motto „Tit for Tat“ (Wie Du mir, so ich Dir).

Neben den Sofortmaßnahmen gibt es den Punkt „Geschäftsmodell und Transformation“. Dabei geht es um die Pläne von Celesio-Chef Markus Pinger, ein europaweites Apotheken-Netzwerk unter der Dachmarke Lloyds sowie ein Dienstleistungsgeschäft für Hersteller („End-to-end supply chain“) aufzubauen.

In diesem Zusammenhang werden auch die bestehenden Standorte überprüft. Der Großhändler will die neue Struktur aber nicht übers Knie brechen, sondern langfristig anpassen. Im Mai hatte Celesio Gerüchte über eine Schließung von bis zu sechs Gehe-Niederlassungen zurückgewiesen.

Während die Geschäftsführung die Strategie des Mutterkonzerns vertritt, gibt es in der Belegschaft kritische Stimmen – nicht nur wegen der Sparmaßnahmen, sondern auch wegen der Neuausrichtung. Vermisst werden vor allem konkrete Vorschläge, um die Großhandelskrise zu meistern. Die Stimmung im Unternehmen beschreiben aktuelle und ehemalige Mitarbeiter als mehr als angespannt.