Dieter Kämmerer, ehemaliger Vorsitzender des Pharmagroßhändlers Gehe, ist am vergangenen Sonntag im Alter von 80 Jahren verstorben. Der Konzern würdigte Kämmerers unternehmerischen Weitblick, sein stets kundenorientiertes Denken sowie seine offene und menschliche Art.
1936 geboren, kam Kämmerer 1980 von IBM zu Gehe und übernahm im Vorstand zunächst das Ressort Finanzen. Der Kaufmann war seinem ehemaligen Kollegen Dieter Schadt gefolgt, der sich Ende der 1970er Jahre daran gemacht hatte, dem Stuttgarter Großhändler als CEO durch Zukäufe zu neuer Größe zu verhelfen.
Unter Schadt und Kämmerer begann Anfang der 1990er Jahre nach dem Umzug von München nach Stuttgart die Internationalisierung. 1993 kaufte Gehe den französischen Marktführer OCP; im selben Jahr übernahm Kämmerer die Leitung des Unternehmens. Schadt wechselte in den Chefsessel von Großaktionär Haniel. Den Posten des Finanzchefs bei Gehe übernahm der spätere Arcandor-Chef Karl Gerhard Eick.
Kämmerer führte den Expansionskurs fort; Gehe kaufte etwa in Belgien, Portugal und Tschechien. Andere Ausflüge etwa nach Russland oder Ungarn wurden nach kurzem wieder aufgegeben. Auch aus der Produktion (Azuchemie, Aliud, Allphamed, Jenapharm) stieg Gehe wieder aus, um Interessenkonflikte zu vermeiden.
Stattdessen kaufte Kämmerer mit dem britischen Großhändler AAH 1995 die ersten Apotheken; zwei Jahre später kam die Apothekenkette Lloydspharmacy dazu. „Wir haben Europa als Ganzes im Visier“, gab der Gehe-Chef damals zu Protokoll.
Ende 1998 ging Kämmerer in den Ruhestand und übergab an den langjährigen Rechtsberater des Konzerns, Dr. Fritz Oesterle. Er blieb dem Konzern verbunden: Bis 2014 saß er im Aufsichtsrat der deutschen Landesgesellschaft Gehe.
Bei den Mitarbeitern des Konzerns war Kämmerer sehr beliebt, da er eine klare Vision hatte und genauso verbindlich wie angenehm im Umgang war. Bis heute in Erinnerung sind vielen Kollegen aus jener Zeit die Weihnachtsfeiern in der Hauptverwaltung, bei denen Kämmerer stets eine Weihnachtsgeschichte vorlas.
Kämmerer habe Gehe/Celesio in herausragender Weise mitgeprägt, heißt es vom Konzern. „Er hatte maßgeblichen Anteil an der in dieser Zeit vollzogenen Internationalisierung des Konzerns und der damit verbundenen erheblichen Geschäftsausweitung.“
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