In der kommenden Woche stellt Celesio die Zahlen für das erste Halbjahr vor. In Finanzkreisen munkelt man, dass es eine Gewinnwarnung geben könnte. Solche Gerüchte gibt es zwar regelmäßig, nicht nur bei Celesio. Doch so, wie es derzeit um Gehe bestellt ist, könnte dem Konzern der lang erhoffte Aufschwung verwehrt bleiben. Denn die deutsche Großhandelstochter ist nach internen Unterlagen weit entfernt von den Planungen – und steuert auf das womöglich schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte zu.
2012 war für den Pharmagroßhandel ein gutes Jahr. Die Bundesregierung hatte mit dem neuen Fixzuschlag einen Rabattdeckel spendiert; das Geschäft sollte endlich wieder kostendeckend möglich sein. Auch bei Gehe lief es ordentlich: Vom Umsatz in Höhe von 4 Milliarden Euro blieb dem Vernehmen nach ein Gewinn von rund 60 Millionen Euro vor Steuern übrig. Das Geschäft ließe sich „wieder profitabel betreiben“, freute man sich in Stuttgart.
Im Herbst plante man daher für 2013 ein weiteres Gewinnwachstum – auf rund 70 Millionen Euro vor beziehungsweise 40 Millionen Euro nach Steuern. Doch dann ging Phoenix mit Kampfkonditionen in den Markt, um verlorene Kunden wiederzuholen. Seitdem wird, um im Bilde zu bleiben, im Wettbewerb um die Apotheken Blut vergossen.
Gehe hat dem Vernehmen nach per 30. Juni ein Vorsteuerergebnis von rund 5 Millionen Euro vermeldet. Das liegt nicht nur deutlich unter dem Vorjahreswert von etwa 30 Millionen Euro, sondern auch weit entfernt von den Planungen. Im besten Fall steuert der Großhändler für das Gesamtjahr auf einen geringen Gewinn oder eine Nullrunde zu. Beobachter gehen sogar davon aus, dass die Ertragslage im zweiten Halbjahr noch schlechter werden könnte und dass Gehe in die Verlustzone rutschen könnte.
Problematisch ist dabei, dass sich die Investition von Ertrag in Umsatz auf der Erlösseite bislang nicht niederschlägt. Zwar konnte Gehe in den ersten sechs Monaten den Umsatz um 4 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro ausbauen.
Doch der Markt wuchs deutlich stärker – der Marktanteil von Gehe sank damit trotz des Wachstums von etwa 16 auf 15 Prozent. Mit sinkender Bedeutung am Markt könnten die Kosten erneut auf den Prüfstand kommen – und mit ihr einzelne Niederlassungen.
Sollte Gehe in diesem Jahr mit einem negativen Ergebnis abschließen, wäre dies ein Novum in der jüngeren Geschichte. Selbst 2007 und 2008, also in der schwierigen Zeit nach der DocMorris-Übernahme, stand bei Gehe ein Nettogewinn von 12 beziehungsweise 15 Millionen Euro in den Büchern.
Die Chancen für eine Trendwende stehen schlecht. Gehe leidet nicht nur unter den schwierigen Marktbedingungen. Auch der angepeilte Wandel des Mutterkonzerns zum Industriedienstleister und das Apothekennetzwerk mit der Dachmarke Lloyds kommen hierzulande dem Vernehmen nach nur schleppend voran. Dazu brodelt es intern: Zuletzt hatten mehrere Führungskräfte dem Stuttgarter Großhändler den Rücken gekehrt.
Um die Stimmung aufzubessern setzt Gehe-Chef André Blümel auf Workshops und externe Berater. Business-Coach Uwe Böning soll Vertriebs-, Betriebs- und Niederlassungsleiter motivieren. Alleine dadurch wird sich die Krise aber nicht meistern lassen. Aus dem Umfeld heißt es, es fehle an qualifiziertem Personal genauso wie an tragfähigen Konzepten und Durchschlagskraft.
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