Die Noweda schaltet nach ihrer Offensive im Jahr 2012 einen Gang zurück.
Im Ende Juni abgelaufenen Geschäftsjahr kletterte der Umsatz zwar noch
einmal um 6 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro. Doch zumindest in den sechs
Monaten seit Januar hat die allgemeine Rabattschlacht auch den
Angreifer aus Essen eingeholt. Bei der Generalversammlung in einer Woche
wird Noweda-Chef Wilfried Hollmann erklären, dass es im
Konditionenpoker Grenzen gibt.
Mehr als eine halbe Milliarde Euro Umsatz hatten Hollmanns Vertriebsmitarbeiter bis Juni 2012 geholt. Auch danach ging es nach Firmenangaben mit „sehr guten Umsatzzuwächsen im gesamten Einzugsgebiet“ weiter – bis im Herbst vergangenen Jahres Phoenix in die Gegenoffensive ging.
Ab Januar habe man in einigen Regionen einen „Rückgang der Umsatzzuwachsrate“ in Kauf nehmen müssen, heißt es bei der Noweda. Vor dem Hintergrund der guten Geschäftsentwicklung davor lässt sich nicht ausschließen, dass die Genossenschaft aus Essen im zweiten Geschäftshalbjahr sogar Marktanteile eingebüßt hat. Immerhin hat der Markt in den ersten sechs Monaten dieses Jahres je nach Quelle zwischen 8 und 12 Prozent zugelegt.
Bei der Noweda macht man keinen Hehl daraus, dass die wilden Zeiten erst einmal vorbei sind. In einigen Fällen sei die Belieferung aufgrund der schwierigen finanziellen Situation des jeweiligen Mitglieds „auf einen risikoadäquaten Umfang zurückgeführt“ worden, erklärt das Management beispielsweise.
Außerdem hätten mehrere Einkaufsgruppen die Noweda „mit Bedingungen konfrontiert, die sowohl das gesetzlich zulässige Maß als auch das ökonomisch Machbare bei weitem überschritten“.
Aus dieser Kampfzone zieht sich das Unternehmen nach eigenem Bekunden zurück: „Der Vorstand hat in diesen Fällen eine weitere Belieferung ausgeschlossen, um nicht gegen geltende staatliche Regelungen und gegen den Kodex einer genossenschaftlichen Großhandlung zu verstoßen.“
Schon im Mai hatte Hollmann angekündigt, dass sich sein Unternehmen früher oder später aus der Rabattschlacht zurückziehen werde: „Auch Noweda wird seine Preispolitik korrigieren – auf die Gefahr hin, einige Kunden zu verlieren“, sagte er der Süddeutschen Zeitung (SZ). Allerdings gibt es auch Hinweise aus dem Markt, dass aus der Ankündigung, zumindest im Neukundengeschäft, nicht viel geworden ist.
Die Rohertragsmarge lag im Gesamtjahr wie zuvor bei vergleichsweise niedrigen 5 Prozent. Während 2012 neue Kunden offenbar noch vergleichsweise günstig gewonnen wurden, konnte sich die Noweda zuletzt der allgemeinen Rabattschlacht nicht entziehen: Man habe auf „ökonomisch unverständliche Aktivitäten eines Wettbewerbers“ reagieren müssen, so das Management. In verschiedenen Niederlassungen habe dies zu Erlösschmälerungen geführt.
Trotz Investitionen in Höhe von 25 Millionen Euro in den Niederlassungen stieg das Vorsteuerergebnis um 10 Prozent auf 59 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss lag wegen höherer Steuern auf Vorjahresniveau. Mit 200 Neuzugängen hat die Noweda jetzt 8600 Mitglieder.
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