Großhandel

Sanacorp: AEP stellt Strukturfrage

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München -

Die Rabattschlacht ist aus Sicht der Großhändler irrational und ärgerlich, aber nicht zu vergleichen mit den Folgen, die AEP für den Markt haben könnte: „Der Eintritt des neuen Discount-Wettbeweber stellt für uns alle die Strukturfrage“, sagte Sanacorp-Chef Dr. Herbert Lang bei der Vertreterversammlung in München: „Er stellt die Zusammenarbeit von Großhandel und Apotheke in Frage, aber auch die Struktur der Arzneimittelversorgung in Deutschland insgesamt.“

Um das Leistungsniveau und die Rabatte im Pharmagroßhandel gehe es nur auf den ersten Blick, so Lang: „In Wirklichkeit werden die grundsätzlichen Strukturen unsere gemeinsamen Marktes in Frage gestellt.“

Zur Diskussion stehe daher, wie die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung in den kommenden Jahren aussehen solle. Diese Debatte werde von AEP auch mit intensiver Lobbyarbeit bei der Politik in Berlin platziert. „Und die Frage, die die Politik beantworten muss, ist: Will man weiterhin Qualität oder setzt man blind auf Discount!“

„Das bisherige Modell der Arzneimittelversorgung besteht in einer qualitativ hochwertigen, sicheren sowie zeit- und wohnortnahen Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln“, so Lang. Erst der vollsortierte Großhandel mit seiner hohen Lieferfähigkeit und -frequenz ermögliche es den Apotheken, ihre Kunden schnell und hochwertig zu versorgen. „Und genau das verschafft Ihnen einen nicht zu unterschätzenden Wettbewerbsvorteil!“

Lang zufolge gibt es in Berlin durchaus Befürworter der Idee, dass Discount auch in Arzneimittelversorgung möglich ist. „Sollte sich das Geschäftsmodell aber in politischer Meinungsbildung durchsetzen, werden auch andere Themen mit allen Konsequenzen wieder auftauchen“, mahnte der Sanacorp-Chef.

Der Anspruch der Apotheken aus der aktuellen Imagekampagne der ABDA – „Wir sind schneller als das Internet“ – lasse sich nicht halten, wenn der Großhandel nur noch einmal täglich liefere. Als Beispiel nannte Lang den 24-Stunden-Lieferservice von Amazon.

„Ohne Abstriche bei der Versorgungsqualität funktioniert Discount nur, wenn er als reine Rosinenpickerei angelegt ist“, so Lang. Aber auch hier leide die Qualität zwangsläufig: Wenn die Mischkalkultation wegfalle, weil einzelne Anbieter nur die Schnelldreher lieferten, müssten auch die anderen Großhändler Leistung und Sortiment einschränken. „Am Ende dieses 'Race to the bottom' – also dieses Abwärtswettlaufs der Leistungsstandards – würden wir uns alle letztlich auf einem deutlich niedrigeren Niveau, was Versorgungssicherheit und -qualität angeht, wiederfinden.“

Die Konsequenzen müssten wieder die Apotheker ausbaden, nicht nur mit Blick auf zusätzliche Kosten infolge größerer Kapitalbindung im Warenlager, sondern auch was die Diskussion um den Versandhandel und das Fremd- und Mehrbesitzverbot angehe.

Lang verwies auf den Eintritt internationaler Großkonzerne in den deutschen Großhandels- und Apothekenmarkt, der – vor allem bei geringen Margen im Großhandelsgeschäft – zu einer „signifikanten Veränderung der Wettbewerbsstrukturen hin zu einer höheren vertikalen Wertschöpfungstiefe“ führen könnte. Drei der fünf führenden Großhändler in Deutschland betrieben im Ausland Apothekenketten, und das Fremdbesitzverbot sei nicht in Stein gemeißelt. Wie schnell eine solche Regelung gekippt werden könne, zeige das Beispiel Griechenland.

Insofern sollten die Apotheker sich weiterhin auf und zusammen mit der vorgelagerten Handelsstufe engagieren. „Es ist unsere gemeinschaftliche Aufgabe als Apotheker und genossenschaftlicher Großhandel, der Politik die Vorteile der schnellen, qualitativ hochwertigen, wohnortnahen Arzneimittelversorgung mit allen Strukturen, die dazu beitragen, zu verdeutlichen.“

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