Als einer der ersten Großhändler könnte Alliance Healthcare die Konditionen zurückfahren. Auf einer Außendiensttagung informierten am Donnerstag die beiden Geschäftsleiter Dr. Wolfgang Csaszar und Volker Karg die Belegschaft über das weitere Vorgehen. Rückwirkend zum 1. März soll ein sogenannter Handelsspannenausgleich eingeführt werden. Mitarbeiter fürchten massiven Ärger mit den Apothekern.
Mit dem Handelsspannenausgleich sichern sich die Großhändler eine Mindestmarge: Werden die eigenen Ertragsziele nicht erreicht, kann im Nachhinein der Rabatt für die Kunden gekürzt werden. Allerdings scheint trotz massiven Leidensdrucks noch kein Anbieter diese Reißleine gezogen zu haben.
Bei Alliance müssen aber offenbar zum Ende des Geschäftsjahres die Ertragszahlen noch einmal dringend verbessert werden. Angeblich pocht der Mutterkonzern auf die Überweisung von 12 Millionen Euro, was an sich schon nur circa einem Viertel des Vorjahreswerts entspricht.
Weil das allgemeine Rabattniveau aber gar keine nennenswerten Gewinne zulässt, müssen die Apotheker bei Alliance jetzt also auf einen Teil ihrer Einkaufsvorteile verzichten. Als Zahlen wurden nach dem Termin in Frankfurt 1,75 bis 2,75 Prozent des Umsatzes kolportiert, die rückwirkend ab März aus der Rabattvereinbarung gestrichen werden. Bei Alliance wollte man sich nicht zu dem Thema äußern.
Außendienstmitarbeiter fürchten nicht nur unschöne Diskussionen mit den Kunden, sondern massive Abwanderungen: Ab der zweiten Aprilwoche, so die Angst, könnten die Umsätze um die Hälfte einbrechen. Dazu kommt der Ärger im Zusammenhang mit der Umfirmierung von Vivesco zu Alphega. Selbst bei bislang sehr loyalen Regionalverkaufsleitern soll der Unmut mittlerweile erheblich sein.
In der Alliance-Belegschaft fürchtet man, dass mögliche Marktanteilsverluste beim Mutterkonzern bewusst in Kauf genommen werden: Nach wie vor halten sich Gerüchte, dass kleinere Vertriebszentren wie Magdeburg, Saarbrücken, Berlin, Bayreuth und Würzburg schon kurzfristig zur Disposition stehen könnten.
In England sucht man bereits seit einem Jahr nach Einsparmöglichkeiten; besonders schmerzhafte Einschnitte in den Bereichen Personal, Niederlassungen und Firmenzentrale stehen aber womöglich noch bevor. Erschwerend kommt hinzu, dass in Teilen der deutschen Mannschaft ein grundsätzliches Misstrauen seitens des Mutterkonzerns wahrgenommen wird.
Bereits zum Jahreswechsel hatte Alliance Apotheken über „kleinere Anpassungen“ in einigen Bereichen zum 1. Januar informiert. Um das „von unseren Partnern geschätzte Leistungsniveau aufrecht zu erhalten und zu optimieren“, komme man nicht um Veränderungen im Vergütungsmodell herum, hieß es. Um eine generelle Konditionenkürzung schien es sich damals nicht zu handeln: Einzelne Apotheker berichteten, dass sie zum Jahresende sogar noch einmal nachbessern konnten.
Gute Geschäftszahlen sind für Alliance Boots derzeit entscheidend: Im ersten Halbjahr kommenden Jahres werden die Walgreens-Aktionäre darüber abstimmen, ob sie noch einmal knapp fünf Milliarden US-Dollar in bar auf den Tisch legen und Boots-Chef Stefano Pessina als Großaktionär in ihr Unternehmen lassen oder nicht.Der anstehende Wechsel an der Spitze war übrigens bei der Außendiensttagung kein Thema. Vorstandschef Dr. Ralf Lieb scheidet Ende März aus dem Unternehmen aus; dem Vernehmen nach soll der ehemalige Celesio-Vorstand Dr. Michael Lonsert die Führung in Frankfurt übernehmen.
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