Die Auslieferung des Biontech-Impfstoffs an Apotheken beginnt. Viele Inhaber:innen wollen gleich an die Arztpraxen ausfahren, werden aber zum Umpacken gezwungen. Denn teilweise wollen die Großhändler die Kühlkisten gleich wieder mitnehmen.
Die Apotheken dürfen die Impfstoffe nur über ihren Hauptlieferanten bestellen. Branchenprimus Phoenix schreibt an die Kund:innen: „Wir bitten um Verständnis, dass unsere Fahrer angewiesen sind, die Lieferwannen und Kühlboxen inklusive Schaumstoffeinleger bei Anlieferung in der Apotheke umgehend wieder mitzunehmen.“
Und tatsächlich: Kommt der Fahrer mit den roten Wannen und dem grünen Deckel, nimmt er diese sofort wieder mit. Zuvor ist der Empfang zu bestätigen, erst dann wird die Lieferung vorsichtig geöffnet. In der Wann ist aber nicht nur die übliche Kühlbox – die Vials sind vielmehr in einer Kunststoffplatte verankert, die als Halterung dient.
Die Apotheken stellt das Vorgehen vor Probleme, denn im Kühlschrank sind die Vials nicht gegen Umstoßen gesichert. Auch die Arztpraxen wundern sich nach der Lieferung, dass die kleinen Fläschchen ohne jeden Schutz im Kühlschrank stehen. Vermutlich werden sich die Apotheken in den kommenden Tagen damit behelfen müssen, dass sie zum Beispiel Styroporplatten mit Löchern versehen und so kleine Halterungen selber basteln.
Apotheker Tobias Powalowski, Inhaber der St. Martin-Apotheke im bayerischen Lauingen, hat dafür kein Verständnis. Er hat geplant, die Kisten direkt nach Anlieferung an die Praxen auszufahren. Dort sollen die Impfstoffe ausgeladen werden, die Kühlboxen würden dann mit der Nachmittagstour an Phoenix zurückgehen. „Von mir aus sollen sie Pfand einführen, aber ich lasse den Fahrer nicht mit den Kisten wieder gehen“, so Powalowski. Das hat er seinem Phoenix-Außendienstler auch schon mitgeteilt.
Selbst wenn Phoenix – was auch aus anderen Apotheken kolportiert wird – zu wenig Kühlkisten hat, wäre das derzeit vorgesehene System aus Powalowskis Sicht nicht hilfreich. Schließlich könne der Großhändler die anderen Apotheken ja nicht auf den Impfstoff warten lassen, bis wieder Kisten in der Niederlassung sind. Am frühen Nachmittag erwartet er den Fahrer.
Was sich bereits abzeichnet: Die Praxen werden weniger Impfstoff erhalten als bestellt. Die Quote liege in seinem Fall bei etwa zwei Drittel, berichtet Powalowski. Auch Phoenix hatte bereits in der vergangene Woche angekündigt, dass es zu Mengenkürzungen kommen kann, „da die Nachfrage die zur Verfügung stehende Impfstoffmenge deutlich übersteigen wird“.
Das Problem mit den Kisten gibt es dem Vernehmen nach auch bei anderen Großhändlern. Sanacorp nehme die Kühlkisten auch gleich wieder mit. Bei einer Gehe-Niederlassung in Süddeutschland dürfen die Apotheken zumindest den Schaumstoffeinleger behalten, die Kisten gehen jedoch gleich wieder mit.
APOTHEKE ADHOC Debatte