Großhändler fürchten den Direktvertrieb der Hersteller wie der Teufel das Weihwasser. Neben den eigenen Umsatzeinbußen erwarten sie aber auch Kostensteigerungen bei der Arzneimittelversorgung. „Die Teiloptimierung der Hersteller beim Direktvertrieb hochpreisiger Präparate macht das Gesundheitssystem teurer“, sagte Dr. Thomas Trümper, Vorsitzender des Bundesverbandes Phagro und Vorstandsvorsitzender der Andreae-Noris Zahn AG (Anzag) während der Handelsblatt-Konferenz „Pharma 2008“ in Frankfurt.
Die Hersteller könnten ihre Abgabepreise selbst festlegen und die eigenen Logistikkosten aufschlagen, erklärte Trümper. Wenn sie dann trotzdem über den Großhandel lieferten, kassierten die sie doppelt, da die Politik die Distributionskosten mit einrechne. „Wir wollen keine weiteren Regulierungen. Aber der Gesetzgeber behindert den Wettbewerb“, so Trümper.
„Es ist erstaunlich, dass wir ausgerechnet heute über die Notwendigkeit des Großhandels diskutieren“, sagte Ulrich von der Linde vom gleichnamigen Großhandel. „Gerade bei der Umsetzung der Rabattverträge brauchen die Apotheken den Großhandel.“ Auch er sieht im Direktvertrieb die teurere Alternative.
André Blümel, Vorsitzender Geschäftsführer von Gehe, meinte, zukünftig werde man sich auf das Nebeneinander im Markt einstellen und der Industrie entsprechende Angebote machen müssen: „Die Großhandelsfunktion wird durch die Zunahme des Direktgeschäfts unterhöhlt. Hier gilt es zu justieren.“ Auch kämen mit Drogerieketten neue Anbieter in den Markt.
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