Die Sanacorp will von der Börse. Die Genossenschaft bietet den Aktionären pro Vorzugsaktie 25,99 Euro an. Darin ist die geplante Dividendenausschüttung von 99 Cent aus 2015 enthalten. Grund für den Ausstieg sind laut Unternehmensangaben bevorstehende Kostenerhöhungen. Damit könnte der Pharmagroßhändler aus München bald komplett den Apothekern gehören.
Bereits vor zwei Jahren war das Unternehmen vom regulierten Markt in den Entry Standard des Freiverkehrs der Frankfurter Wertpapierbörse gewechselt, wo weniger strenge Regeln Pflichten gelten. Vorstand und Aufsichtsrat der Sanacorp AG haben jetzt beschlossen, die Vorzugsaktien aus dem Freiverkehr zu nehmen. Der Deutschen Börse wurde ein Kündigungsschreiben übermittelt. Die Frist endet am 14. Juni.
Der Angebotspreis von 25,99 Euro sei ein fairer Verkaufswert, sagt Florian Meilinger, der bei der Sanacorp für Investor Relations verantwortlich ist. Aktionäre die bis dahin nicht verkaufen, erhalten weiterhin die Dividende und können an Hauptversammlungen teilnehmen.
Die Sanacorp will mit dem Ausstieg bevorstehende Kostenerhöhungen angesichts der erweiterten Transparenzpflichten der am 3. Juli 2016 in Kraft tretenden EU-Marktmissbrauchsverordnung vermeiden. Mit der Entscheidung will die AG den künftigen Verwaltungs- und Kostenaufwand reduzieren.
Die Sanacorp ist seit Herbst 1996 an der Börse gelistet. Insgesamt sind 2.212.675 Vorzugsaktien im Umlauf, die vor allem von Privatanlegern wie Apothekern gehalten werden. Alle stimmberechtigten Stammaktien – sechs Millionen Stück – werden ausschließlich von der Genossenschaft gehalten.
Über mehrere Jahre hinweg hatten sich Vorstand und Aufsichtsrat im Vorfeld Gedanken gemacht, wie sich die geplante Übernahme des Konkurrenten Anzag (heute Alliance Healthcare Deutschland) finanzieren lassen könnte – ohne dass die Apotheker ihren Einfluss im Unternehmen mit Fremdinvestoren teilen müssten.
Im Dezember 1994 wurde beschlossen, 25 Prozent des Kapitals als stimmrechtslose Vorzugsaktien an die Börse zu bringen. Viele Apotheker, aber auch institutionelle Anleger griffen damals zu. 35 Millionen D-Mark spülte der Gang aufs Parkett in die Kassen, die nach dem Scheitern des Deals in Frankfurt bis heute gut gefüllt sind. Alle Stimmrechte blieben so bei der Genossenschaft; auch die Immobilien wurden vom Apothekerunternehmen an die Aktiengesellschaft und die operativen Gesellschaften untervermietet.
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