Belieferungsanspruch

Großhändler hoffen auf Milliardenumsätze

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Mit der AMG-Novelle haben Deutschlands Pharmagroßhändler einen Belieferungsanspruch gegenüber der Industrie erhalten. Nun wartet die Branche mit Spannung auf Zahlen, wie sich das Direktgeschäft entwickelt. Rein rechnerisch könnten jährlich Umsätze von knapp zwei Milliarden Euro zu Herstellerabgabepreisen zurück in den Großhandel finden. Der Branche winken damit Zuwächse von bis zu 8 Prozent.

Nach aktuellen Zahlen von IMS Health lag das Direktgeschäft im ersten Halbjahr bei 17,9 Prozent. Allerdings entfiel nur knapp die Hälfte der Direktumsätze von insgesamt 2,2 Milliarden Euro auf den Bereich der Originalpräparate - also jene Produkte, die die Apotheken bislang nur beim Hersteller bestellen konnten und die nun wieder über den Großhandel erhältlich sein sollten.

Wenig Änderungen dürfte es dagegen bei Generika und sonstigen Produkten geben, die auch in der Vergangenheit „freiwillig“ bei den Herstellern bestellt wurden und die zusammen ein Umsatzvolumen von 1,24 Milliarden Euro im Direktvertrieb ausmachen.

Doch alleine im Bereich der Originalpräparate könnte der Belieferungsanspruch das Geschäft der Großhändler nachhaltig beleben: Mit einem Plus von 8,4 Prozent hat der Direktvertrieb laut IMS im ersten Halbjahr den Großhandel sichtlich abgehängt (+ 1,5 Prozent).

Vor allem bei den patentgeschützten Medikamente ist regelmäßig das größte Umsatzwachstum zu verzeichnen: Hier legte der Direktvertrieb um 17,3 Prozent zu. Dabei war der Absatz im Bereich der Originalpräparate im Direktvertrieb zuletzt sogar deutlich rückläufig (- 14,6 Prozent), was laut IMS an der Verlagerung auf Importe und Generika lag. Die Großhändler mussten dagegen für einen Umsatzzuwachs von 12,2 Prozent knapp 4 Prozent mehr Packungen fahren.

Vor allem teure Präparate lieferten die Hersteller bislang in Eigenregie: Rein rechnerisch kostet die Originalpackung im Direktvertrieb 300 Euro, im Großhandel knapp 90 Euro. Damit hält sich auch der mit dem Versorgungsauftrag verbundene Mehraufwand in Grenzen: Im Direktvertrieb wurden in den ersten sechs Monaten 3,2 Millionen Packungen mit Originalpräparaten vertrieben - gerade einmal 2 Prozent aller direkt und 0,5 Prozent aller über den Großhandel vertriebenen Packungen.

Kein Wunder also, dass die Großhändler mittlerweile verstärkt bei den Apotheken dafür werben, Originalpräparate wieder über sie zu bestellen: „Ab sofort können Sie ehemalige Direktvertriebsartikel wie Humira, Erypo oder Prezista bei Ihrer Gehe bestellen“, wirbt etwa die Gehe-Kooperation „Gesund leben“ bei ihren Mitgliedsapotheken. „Weniger Aufwand, weniger Kosten. Mehr Komfort. Mehr Flexibilität.“

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