Rx-Marge fällt auf 4 Prozent Großhändler fordern Honorarerhöhung

Großhändler fordern Honorarerhöhung

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Berlin -

Die Großhändler fordern von der Politik eine Honorarerhöhung. Der Branchenverband Phagro beklagt eine weiter sinkende Handelsspanne aufgrund immer mehr hochpreisiger Arzneimittel. „Hier besteht dringender Handlungsbedarf“, so der Phagro-Vorsitzende André Blümel.

Im vergangenen Jahr hat sich der negative Trend bei den Großhändlern dem Phagro zufolge verstetigt: Der Absatz verschreibungspflichtiger Arzneimittel sei insgesamt rückläufig. 705 Millionen Packungen im Vorjahr entsprechen ungefähr dem Niveau von 2013. Zum Vergleich: Der bisherige Höchstwert wurde 2019 mit 721 Millionen Rx-Packungen aufgestellt. Gleichzeitig stieg der Umsatz auf 30,7 Milliarden Euro. Diese Kurve geht seit zehn Jahren steil nach oben: 2011 hatten die Großhändler einen Rx-Umsatz von 20,2 Milliarden Euro verbucht.

Darin zeigt sich das Problem der Großhändler: Denn der Anteil hochpreisiger Arzneimittel steigt weiter an und macht heute mehr als ein Drittel des Rx-Umsatzes aus. Weil die Marge der Großhändler gedeckelt ist, drückt diese Entwicklung auf die eigene Handelsspanne. Bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln liege diese bei 3,99 Prozent. Vor der Honorarumstellung mit dem Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) im Jahr 2012 lag die Marge laut Phagro noch bei 5,8 Prozent (2010). Seit Umsetzung der neuen Vergütung ist sie Jahr für Jahr gesunken auf jetzt erstmals unter 4 Prozent.

Die Großhändler bekommen einen variablen Aufschlag von 3,15 Prozent auf den Herstellerabgabepreis (netto) sowie einen Festzuschlag von 70 Cent. Der prozentuale Zuschlag ist aber bei 37,80 Euro gedeckelt. Ab einem Packungspreis von 1200 Euro steigt die Vergütung nicht mehr. Je teurer das Arzneimittel, desto niedriger die prozentuale Marge des Großhandels. „Und das, obwohl gerade die hochpreisigen, komplexen Medikamente – etwa kühlkettenpflichtige Präparate – in der Regel weit höhere Anforderungen an Lagerung und Transport stellen und dafür zusätzliche Investitionen erforderlich sind“, moniert der Verband.

Der Phagro fordert daher von der Ampel eine Anpassung des derzeitigen Vergütungsmodells. „Es berücksichtigt weder die Strukturveränderungen im Arzneimittelmarkt noch die erheblichen Kostensteigerungen der vergangenen zehn Jahre“, so der Phagro. Verbandschef Blümel verweist auf die Auflagen wie Securpharm und die Investitionen in temperaturgeführte Lager- und Transportkapazitäten. Dazu stiegen die Energie- und Personalkosten. „Das alles schultern unsere Unternehmen und sind gleichzeitig eingezwängt in den Schraubstock der Arzneimittelpreisverordnung. Hier besteht dringender Handlungsbedarf“, so Blümel. Nach Phagro-Angaben machen das Großhandelshonorar 3,1 Prozent der Arzneimittelkosten aus – verglichen mit 14,5 Prozent für die Apotheken und 14,9 Prozent für die Umsatzsteuer.

Der Phagro-Chef verweist auf die zusätzlichen Aufgaben, die die Großhändler in der Pandemie übernommen haben: „2021 haben unsere Unternehmen einen enormen Kraftakt an der Belastungsgrenze vollbracht.“ 125 Millionen Impfdosen hätten die Großhändler ausgeliefert. Die flächendeckende Versorgung über den Großhandel sei aber „schon seit längerem nicht mehr ausreichend finanziert“. Jetzt sei die Infrastruktur tatsächlich in Gefahr.

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