Die Lage im deutschen Pharmagroßhandel ist angespannt. Rabattschlacht und hohe Kostenstrukturen zehren an den Nerven. Bei Alliance Healthcare kommt jetzt womöglich noch ein Wechsel in der Chefetage hinzu: Vorstandschef Dr. Ralf Lieb wird den Großhändler dem Vernehmen nach verlassen. In Frankfurt wollte man entsprechende Gerüchte weder bestätigen noch dementieren.
Lieb kam 2010 zur Alliance und war im Vorstand zunächst für die Finanzen zuständig. Nachdem er sich in die Großhandelsmaterie eingearbeitet hatte, trat er vor knapp einem Jahr die Nachfolge von Dr. Thomas Trümper an. Liebs Vertrag wurde zuletzt bis Juli 2016 verlängert. Die Gründe für den vorzeitigen Ausstieg sind bislang nicht bekannt.
Der Großhändler bräuchte damit kurzfristig einen neuen Chef. Mit dem Abgang von Wolfgang Traut und Michael Mock war der Vorstand vor zwei Jahren dramatisch gestutzt worden; die Verantwortung für das operative Geschäft war weitgehend auf die nachgeordnete Geschäftsleitung verteilt worden.
Ob Ornella Barra, die beim Mutterkonzern Alliance Boots die Verantwortung für das Großhandelsgeschäft hat, bereits einen Nachfolger im Visier hat, war nicht zu erfahren. Mit Jürgen Klapper war im Herbst ein aufgrund seiner Erfahrung passender Kandidat überraschend freigestellt worden. Das Schlüsselressort Handel und Services hatte danach der ehemalige Megapharm-Chef Dr. Wolfgang Csaszar übernommen.
Allerdings sind bei Alliance die Beinfreiheiten des Managements ohnehin beschränkt. Strategische Entscheidungen werden bei Alliance Boots auf oberster Ebene beziehungsweise im sogenannten Operating Committee getroffen. Für den westeuropäischen Markt verantwortlich ist der ehemalige Celesio-Vorstand Wolfgang Mähr.
Trümper wiederum leitet den Aufsichtsrat der ehemaligen Anzag, in dem neben Mock auch Apobank-Chef Dr. Herbert Pfennig sitzt. Ob Alliance auf Dauer Aktiengesellschaft bleibt und damit einen Vorstand braucht, steht auf einem anderen Blatt. Als zweites Vorstandsmitglied ist Martin Trotier für Personal und Recht verantwortlich und außerdem Arbeitsdirektor.
Doch der Mutterkonzern dürfte angesichts der Bilanzen nicht mit der Ertragslage in Deutschland zufrieden sein. In England hatte man bereits im vergangenen Jahr nach Einsparmöglichkeiten gesucht. Resultat: Die Firmenzentrale in Frankfurt steht zur Disposition und der Außendienst soll neu strukturiert werden. Auch bei den Mitarbeitern soll gespart werden.
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