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Großaktionär vergessen – Panne bei Zur Rose Patrick Hollstein, 03.12.2018 10:07 Uhr

Berlin - 

Peinliche Panne: Bei der Kapitalerhöhung des DocMorris-Mutterkonzerns Zur Rose wurde die Unternehmerfamilie Frey als Hauptaktionärin vergessen. Obwohl die Gruppe mit 14,5 Prozent größter Einzelaktionär ist und im Vorfeld erklärt hatte, die entsprechenden Anteile zeichnen zu wollen, ging die Transaktion ohne sie über die Bühne. Nun wird nach einer Lösung gesucht.

Die Familie Frey war vor zwei Jahren über ihre Beteiligungsgesellschaft KWE als erster externer Großinvestor bei Zur Rose eingestiegen; bis dahin durfte kein Aktionär mehr als 3 Prozent auf sich vereinen. Doch 2016 musste sich Zur Rose auf die Suche nach frischem Geld machen, denn zum Jahresende lief damals eine Anleihe über 50 Millionen Euro aus, mit der Zur Rose 2012 den Kauf von DocMorris finanziert hatte.

Als Investor dürfte die Familie Frey im Vorfeld des EuGH-Urteils zu Rx-Boni ihre Chance gesehen haben. Nach der erforderlichen Satzungsänderung erwarb KWE für 40 Millionen Franken in zwei Tranchen 22 Prozent der Anteile. Durch den Einstieg des saudischen Königshauses und den Börsengang im Sommer 2017 sank der Anteil auf 14,5 Prozent.

Dieses Paket wollte die Familie auch bei der aktuellen Kapitalerhöhung zur Finanzierung der Medpex-Übernahme halten. Um eine Verwässerung der Anteile zu vermeiden, verkündete KWE schon bei Bekanntgabe der Ausgabe neuer Aktien, im vollen Umfang von den Bezugsrechten Gebrauch zu machen. Diese Absichtserklärung des Hauptaktionärs war natürlich auch als Botschaft an den Kapitalmarkt zu verstehen.

Der Auftrag wurde laut Zur Rose auch ordnungsgemäss bei der Hausbank eingereicht, die den Eingang schriftlich bestätigte, jedoch versehentlich nicht an die mit der Kapitalerhöhung beauftragten Banken übermittelte. Damit wurden die entsprechenden Bezugsrechte nicht rechtsgültig ausgeübt – der Familie Frey beziehungsweise ihrer Beteiligungsgesellschaft KWE wurden in der Folge keine Aktien zugeteilt. Der Anteil sackte damit auf knapp 10,8 Prozent ab.

Somit waren in der Börsenmeldung zum Vollzug die Aktien, die von der KWE gezeichnet werden sollten, nicht enthalten. „Diese Aktien konnten daher bei der Ermittlung der Anzahl Aktien im International Offering auch nicht als während der Bezugsfrist gezeichnet berücksichtigt werden“, heißt es von Zur Rose. Statt 41 wären also 59 Prozent der neuen Aktien von bestehenden Aktionären gezeichnet worden; statt einem Drittel hätte sich fast die Hälfte von ihnen an der Maßnahme beteiligt.

Der Investor hat Zur Rose informiert, dass mit der Hausbank zeitnah nach einer Lösung gesucht wird. Das dürfte alles andere als einfach werden: Zwar sind rund drei Viertel der Aktien von Zur Rose in Streubesitz. Doch der Kauf eines solch großen Pakets – immerhin knapp 4 Prozent – würden den Börsenkurs massiv beeinflussen. Womöglich muss sich die Bank an einen der Finanzinvestoren wenden, die größere Aktienpakete halten. Zur Rose betont, dass der Vorfall weder einen Einfluss auf die geplante Lieferung der neuen Aktien gegen Bezahlung des Angebotspreises am 4. Dezember noch auf die Kapitalstruktur der Gruppe hat.

Im Zusammenhang mit der Übernahme von Medpex, der Nummer 3 im deutschen Markt, wurden knapp 2,7 Millionen Aktien neu ausgegeben. Wie Zur Rose mitteilte, hatte nur ein Drittel der Aktionäre von ihrem Bezugsrecht Gebrauch gemacht. Je sieben Aktien hätten die bisherigen Gesellschafter drei neue Aktien zeichnen können. Ein Handel mit den Bezugsrechten war ausgeschlossen; Aktien, die nicht von bestehenden Aktionären gezeichnet wurden, sollten vielmehr durch ein öffentliches Angebot an berechtigte Investoren in der Schweiz sowie durch Privatplatzierungen in bestimmten Ländern außerhalb der Schweiz und den USA platziert werden.

Nach derzeitigem Stand gibt es – neben Frey und Al Faisaliah – mehrere institutionelle Anleger, die größere Aktienpakete halten, darunter die Finanzinvestoren Wellington und T. Rowe Price sowie Fonds der Vermögensverwalter Patrick Schmitz-Morkramer und Patrick Bierbaum. Neu an Bord sind mit einem Paket von 4,5 Prozent auch Christiane Maria Bülow-Bichler, Ulrich Spindler, Tobias Kindlieb und Frank Müller. Die Medpex-Gründer hatten einen Teil des Kaufpreises in Aktien von Zur Rose erhalten.

Zu ihrem Vermögen kam die Familie Frey vor allem mit dem Verkauf des Reiseveranstalters Privat Safaris an Kuoni. Über Corisol beziehungsweise deren Finanzvehikel KWE, Swiss Small Cap Invest und VBF beteiligt sich die Familie heute vor allem an mittelgroßen Unternehmen aus der Schweiz, aber auch im Ausland. Vanessa Frey, Jahrgang 1980 und Tochter von Firmengründer Beat Frey, sitzt im Verwaltungsrat von Zur Rose.

Akutell gibt es Beteiligungen unter anderem an Agrotropic, einem Importeur von Blumen aus Überseeländern. In China ist Corisol bei mehreren Firmen an Bord. Außerdem beteiligt sich die Holding an börsennotierten Unternehmen. Beispiele sind Schweiter Technologies und Inficon. In Vietnam ist Corisol etwa an Imexpharm und dem Agrarlieferanten Dabaco beteiligt. In Neuseeland gehören der Gruppe schließlich 18.000 Hektar Wald.