Tarifverhandlungen

Großhandel: Kompromiss auch in BaWü

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Berlin -

Im aktuellen Tarifstreit im Groß- und Außenhandel haben sich auch in Baden-Württemberg Gewerkschaft und Arbeitgeber auf einen Kompromiss geeinigt. Er folgt den bereits ausgehandelten Tarifverträgen in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. In Niedersachsen-Bremen gibt es einen Tarifabschluss für den Genossenschaftlichen Großhandel. Die Verhandlungen für den allgemeinen Großhandel, zu denen auch der Pharmahandel zählt, gehen weiter.

Die Beschäftigten in Baden-Württembergs Groß- und und Außenhandel bekommen mehr Geld. Am 1. Juli steigen die Löhne und Gehälter zunächst um 2,5 Prozent und am 1. April 2018 um 2 Prozent, wie Arbeitgeber und die Gewerkschaft Verdi nach ihrem Treffen in Ettlingen mitteilten. Der Nachwuchs bekommt zum Beginn des jeweiligen Ausbildungsjahr mehr Geld. 2,5 Prozent Zuwachs fällt zum 1. September 2017 an, 2 Prozent zum 1. September 2018. Der Zwei-Jahres-Vertrag beginnt rückwirkend zum 1. April, für die ersten drei Monate gibt es keine Entgelterhöhung. Beide Seiten machten Abstriche bei ihren ursprünglichen Positionen: Verdi hatte als ersten Schritt ein Plus von 5,6 Prozent gefordert, die Arbeitgeber hatten hierfür nur 1,3 Prozent geboten.

In der vergangenen Woche hatten sich als erste die Tarifparteien in Nordrhein-Westfalen geeinigt. Die dortigen Eckpunkte übernahmen die Verhandlungsführer bei ihrem Treffen in Ettlingen. Wolfgang Krüger von Verdi sprach nach der Einigung von einem „vertretbaren Abschluss, der auch angesichts der zu erwartenden Preissteigerungen noch zu realen Entgeltsteigerungen führen wird“. Arbeitgebervertreter Christoph Fauser nannte den Kompromiss „ein Ergebnis an der Grenze des Vertretbaren, mit dem aber beide Seite leben können“.

Im Groß- und Außenhandel im Südwesten arbeiten rund 120.000 Menschen. Der neue Tarifvertrag gilt nach Einschätzung von Verdi bindend nur für etwa 24.000 Beschäftigte. Zu den Branchengrößen mit Tarifbindung gehören in Baden-Württemberg die Großhändler Sanacorp und Noweda.

Der NRW-Landesbezirk von Verdi meldete am 6. Juni die erste Einigung bundesweit: Die Beschäftigten im Groß- und Außenhandel erhalten vom 1. August an 2,5 Prozent mehr Gehalt, ab dem 1. Mai 2018 kommen weitere 2 Prozent dazu. Die Vergütungen für den Nachwuchs werden zu Beginn des Ausbildungsjahres am 1. September ebenfalls um 2,5 Prozent angehoben. Weitere 2 Prozent kommen am 1. September 2018 hinzu.

Verdi Niedersachsen-Bremen zog einen Tag später nach: Die Angestellten im genossenschaftlichen Großhandel erhalten ab 1. August 2,5 Prozent mehr Lohn. Ab 1. Mai 2018 steigen die Einkommen um weitere 2 Prozent steigen. Für die Auszubildenden gelten dieselben Regelungen. Die Verhandlungen im allgemeinen Groß- und Außenhandel, zu dem auch der Pharmagroßhandel gehört, werden am 20. Juni fortgesetzt. In Nordrhein-Westfalen wie Niedersachsen-Bremen müssen die Großen Tarifkommissionen von Verdi noch dem Verhandlungsergebnissen zustimmen.

Das gilt nicht für Schleswig-Holstein, hier hatten die Unterhändler der Gewerkschaft bereits uneingeschränktes Mandat. Schon ab 1. Juli erhalten die Beschäftigten des Groß- und Außenhandels 2,5 Prozent mehr auf dem Lohnzettel, am 1. Mai 2018 kommen auch hier 2 Prozent hinzu. Das Ausbildungsjahr beginnt hier bereits am 1. August, die Azubis erhalten dann 2,5 Prozent mehr und im nächsten August einen weiteren Zuschlag von 2 Prozent.

Mitte Mai war auch in Sachsen-Anhalt und Bayern verhandelt worden. Insgesamt gibt es 15 Tarifbezirke, Niedersachsen und Bremen gehören zusammen. Zum Bereich Groß- und Außenhandel gehören auch die Pharmagroßhändler; bereits in der Vergangenheit gab es immer wieder Streiks. Die Apotheken mussten meist einen halben Tag lang auf ihre Ware warten. Da die Tarifrunden in der Regel kongruent verlaufen, wird in jedem Tarifstreit mit Spannung erwartet, wo das erste Angebot auf den Tisch kommt und wo sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer zuerst einigen.

Warnstreiks gab es am letzten Mittwoch dagegen in der Pfalz. Nichts ging mehr bei Alliance Healthcare Deutschland (AHD) in Ludwigshafen. Im Rahmen des Tarifstreits hatte die Gewerkschaft Verdi alle Beschäftigten zur ganztägigen Arbeitsniederlegung aufgerufen. Laut Verdi wurden 52 von 133 Mitarbeiter der AHD-Niederlassung als Streikende erfasst.

Verdi fordert für die rund 40.000 Beschäftigten in der Pfalz eine Gehalts- und Lohnerhöhung von 1 Euro pro Stunde. „Wir brauchen eine Tariferhöhung, die diesen Namen auch verdient. Wir brauchen kein Angebot, welches unterhalb der Inflationsrate liegt“, sagte Verhandlungsführer Stefan Prinz. Die Vergütungen für Auszubildende sollen um 50 Cent pro Stunde steigen. „In der letzten Runde hatte man sich darauf geeinigt, die Vergütungen weniger stark heraufzusetzen, damit dafür die Gehälter der Beschäftigten höher steigen können. Das wollen wir in diesen Verhandlungen angleichen.“

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