Die Grippewelle beflügelt den Absatz von Bionorica. Die Apothekenabverkäufe von Bronchipret stiegen zuletzt um etwa 40 Prozent auf rund 288.000 pro Woche an. „Wir hoffen, dass wir weiter lieferfähig sein werden“, sagt Firmenchef Professor Dr. Michael Popp. So ein Peak sei noch nie erreicht worden. Auch die Verkäufe von Sinupret seien mit rund 416.000 abgegebenen Packungen sehr hoch, Lieferprobleme erwarte er jedoch bei dem Präparat gegen Sinusitis nicht.
Noch ist Bronchipret lieferfähig. Das Präparat gegen akute Bronchitis mit Husten wird laut Popp stärker während der aktuellen Erkrankungswelle nachgefragt als Sinupret. „Die Apotheken sind gut bevorratet mit einer Reichweite von ein paar Wochen.“ Sollte es zu einem Engpass kommen, werde dieser nur kurzfristig sein. 2016 hatte es bereits Lieferschwierigkeiten bei Bronchipret gegeben.
Auch im vergangenen Jahr hat die Erkältungssaison das Geschäft positiv beeinflusst. Hierzulande wurde besonders bei den Kernmarken Sinupret (plus 16 Prozent), Canephron (plus 16 Prozent), Bronchipret (plus 15 Prozent) und Imupret (plus 15 Prozent) ein deutliches Umsatzwachstum erzielt. Bionorica sei um ein Mehrfaches über Markt gewachsen, so Popp. Der Phytohersteller legte um 7 Prozent zu, während der Markt ein Wachstum von knapp 1 Prozent verzeichnete.
Ein Grund für die positive Entwicklung sei auch der Neueinsteiger Solvohexal von Hexal. „Der Wettbewerb ist daran Schuld, dass wir so erfolgreich sind“, sagt Popp. So konnte bei Sinupret der Marktanteil in Deutschland nach Absatz von 61 auf 63 Prozent erhöht werden. Der Mitbewerber liege nicht einmal bei 1 Prozent. „Wettbewerb stimuliert“, so der Firmenchef. Allerdings habe man auch intensiv in Werbung und Information investiert.
Auch das Geschäft mit dem Cannabis-Wirkstoff Dronabinol entwickele sich positiv: „Wir haben damit jahrelang rote Zahlen geschrieben, wussten aber, irgendwann wird der Markt kommen“, so Popp. 2017 seien 11.000 Patienten versorgt worden, im Vorjahr waren es rund 4000. Investitionen im zweistelligen Millionenbereich seien geplant. Der Umsatz stieg in Deutschland laut einer Hochrechnung um 193 Prozent auf rund 8,6 Millionen Euro. Der Marktanteil sei gleichauf mit dem Mundspray Sativex (Almirall).
Der Bedarf an Cannabis-Wirkstoffen wird laut Popp weiter steigen. „Wir haben eine große Zahl an Patienten, die nicht versorgt werden.“ Schätzungen belaufen sich auf bis zu 200.000 Menschen. Der Hanf werde in Wien angebaut. Der Hersteller bietet laut eigenen Angaben bewusst keine Blüten an: Die Kontrolle, wie viel Wirkstoff tatsächlich aufgenommen wurde, sei schwer, da jeder unterschiedlich inhaliere, so Vertriebsvorstand Dr. Uwe Baumann. Auch die Apotheken sind laut Popp mit Blüten nicht so glücklich, da sie viel Arbeitsaufwand beim Verarbeiten bedeuten.
Der Umsatz stieg im vergangenen Jahr insgesamt um 18 Prozent auf rund 297,6 Millionen Euro. Auf dem Heimatmarkt erwirtschaftete der Hersteller Erlöse von rund 112 Millionen Euro. Weltweit wurden 58 Millionen Packungen abgegeben (plus 8 Prozent), davon entfielen 19,5 Millionen auf Deutschland.
Stärkster Markt war 2017 nach Absatz Russland mit einem Anteil von 14 Prozent vor Deutschland (12 Prozent). Die Durchhaltestrategie habe sich in Russland gelohnt, so Popp. Die Erlöse stiegen um 30 Prozent. Treiber sei zusätzlich zur Grippewelle die nicht mehr ganz so schwache Währung gewesen.
Die Preise seien nicht so stark erhöht worden, wie sich der Rubel verändert habe. „Die Ärzte und Apotheker sind dafür verantwortlich, dass wir so eine Dynamik haben“, sagt Baumann. Der Hersteller baut derzeit in Russland für 40 Millionen Euro einen neuen Produktionsstandort.
Zu weiteren Ländern, in denen der Hersteller im vergangenen Jahr aktiv wurde, zählt Iran. Das bayerische Unternehmen gründete dort mit einem Partner eine Firma und hält die Mehrheit der Anteile. Seit November sind sieben Marken verfügbar. Positive Entwicklungen gab es auch in der Ukraine und Polen. Auch in Italien, Frankreich und Spanien will der Hersteller seine Präsenz ausweiten, nachdem eine Angleichung der Zulassungsverfahren für pflanzliche Arzneimittel innerhalb der EU umgesetzt wird. In Mexiko ist der Einstieg für 2019 geplant.
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