Wieder haben die Kassen in zwei Bundesländern Zuschläge für Grippeimpfstoffe bis 2019 erteilt, wieder gibt es nur einen Gewinner: Mylan. Der US-Konzern hat sich in den vergangenen Jahren eine marktbeherrschende Stellung erarbeitet, auch weil andere Hersteller das Handtuch geworfen haben. Die Vorgabe der Politik an die Kassen, bei Ausschreibungen mindestens zwei Anbieter unter Vertrag zu nehmen, läuft ins Leere.
Zahlen von IMS Health zeigen: Der Markt hat sich in den vergangenen drei Jahren rasant konsolidiert. Hatte der führende Hersteller 2013 noch einen Anteil von 35 Prozent, sind es in den ersten neun Monaten dieses Jahres 78 Prozent. Die Nummer 2 kommt nur noch auf 14 statt 22 Prozent, die Nummer 3 auf 4 statt 11 Prozent. Die Nummer 5 ist nicht mehr mit 6, sondern nur noch mit 1 Prozent vertreten. Der Rest ist von 12 Prozent in die Bedeutungslosigkeit abgestürzt.
Aktuell gibt es fünf Hersteller, 2013 waren es nach Daten von IMS noch doppelt so viele. Allerdings konzentriert sich der Umsatz zum großen Teil auf Mylan. Der US-Generikahersteller hatte den Geschäftsbereich vom Mutterkonzern Abbott übernommen und ist mit den in den Niederlanden hergestellten Vakzinen Influvac (mit Kanüle) und Xanaflu (ohne Kanüle) mittlerweile in zahlreichen Bundesländern Rabattpartner der Kassen. Bei den jüngsten Ausschreibungen bis 2019 war Mylan teilweise der einzige Bieter überhaupt.
Seqirus, bis Anfang des Jahres unter dem Namen bioCSL firmierend, hat neben Afluria seit einigen Monaten Begripal und Fluad im Sortiment. Die Vakzine gehörten zuvor Novartis beziehungsweise Hexal. Aktuell hat Seqirus mehrere Rabattverträge für den Impfstoff ohne Kanüle, sodass das Geschäft anziehen könnte.
Sanofi Pasteur MSD (SPMSD) ist mit Vaxigrip vertreten. Seit dem Verlust von Hamburg, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt im Sommer dürfte der Marktanteil aber deutlich gesunken sein; ein Ende des negativen Trends ist nicht in Sicht: Bei den jüngsten Ausschreibungen der Kassen bis 2019 musste SPMSD weitere Bundesländer abgeben. Zum Jahresende wird das Gemeinschaftsprojekt von Sanofi und MSD Sharp & Dohme eingestellt, der Grippeimpfstoff geht zurück an Sanofi.
Ratiopharm und Stada hatten sich 2015 beziehungsweise 2016 zurückgezogen. Zusätzlich gibt es noch den nasalen Impfstoff Fluenz (AstraZeneca) und den tetravalenten Impfstoff Influsplit tetra (GlaxoSmithKline), die aber bislang nur in der Nische eine Bedeutung haben. Fluenz wird zwar von den Kassen mittlerweile übernommen, aber nur für Kinder von 2 bis 18 Jahren eingesetzt. Nicht angeboten werden derzeit die aus Zellkulturen hergestellten Impfstoffe Optaflu (Seqirus) und Preflucel (Baxter) sowie die für Senioren gedachte und intradermal zu applizierende Vakzine Intanza (SPMSD).
Laut IMS wurden in den zwölf Monaten bis September 13,5 Millionen Impfdosen im Wert von 117 Millionen Euro auf Basis der Herstellerabgabepreise (ApU) ausgeliefert. Das entspricht einem Umsatzsprung von 30 Prozent; fast das komplette Geschäft wird jeweils im dritten Quartal gemacht. 2014 waren die Umsätze um 7 Prozent eingebrochen, um sich 2015 mit einem Plus von 4 Prozent zu stabilisieren.
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