Telemedizin-Startup

GoSpring-Apotheker: Zusammenarbeit steht still Carolin Ciulli, 05.03.2024 10:04 Uhr

Apotheker Hans Jakob verteidigt den telemedizinischen Ansatz des Portals GoSpring. Foto: Jakob
Berlin - 

Seit dem Verbot eines Werbeclips für Sildenafil ist es um die Plattform Gospring ruhig geworden. Ein Befürworter des von prominenten Investoren unterstützen Projekts war auch Apothekeninhaber Hans Jacob. Er diskutierte im Medizinischen Beirat unter anderem Produktideen. „Die Zusammenarbeit ist zum Erliegen gekommen“, sagt der Pharmazeut, der seit 2016 auch ein Mitglied des Noventi-Aufsichtsrats ist.

GoSpring gehört zur 2018 gegründeten Betreiberfirma Wellster Healthtech. Jacob ist auch dort noch offiziell als Beiratsmitglied aufgelistet. „Ich bin theoretisch noch dabei, aber kein aktives Mitglied.“ Das letzte gemeinsame Treffen habe im vergangenen Sommer stattgefunden. Über seinen Posten als Aufsichtsratsmitglied bei Noventi kam er zu dem Telemedizin-Anbieter. Mittlerweile unterstützt auch Noventi die Plattform nicht mehr.

Apotheker weist Kritik zurück

Die Anfangsidee sei „prima“ gewesen, sagt Jakob. Es sei dabei nicht allein um den Versand gegangen, sondern um den Anspruch, eine gewisse Aufklärung und Verschreibungsqualität zu liefern. Der Beirat habe sich in der Regel einmal pro Quartal getroffen und Ideen besprochen. „Ich war dabei eine Art Bindeglied.“ Er habe eingeordnet, ob Projekte online umsetzbar seien oder nicht. Die Idee etwa, eine Harnwegsinfektion bei Frauen zu ermitteln, sei am Versand gescheitert, da die Patientinnen eine sofortige Hilfe benötigten und nicht auf ein Stäbchen warten könnten.

Für Abnehmprodukte, Hauterkrankungen oder Hämorrhoiden-Leiden eigne sich eine Internetdiagnose beziehungsweise -hilfe jedoch, sagt er. Der Übergedanke der Plattform sei gewesen, dass zukünftig nicht alle Patient:innen durch niedergelassene Ärzt:innen versorgt werden könnten und telemedizinische Lösungen nötig seien. „Ich mache dabei lieber aktiv mit. Dagegen sein ist immer einfach“, wehrt der Inhaber zweier Apotheken Kritik an seiner Nebentätigkeit ab. Die öffentliche Apotheke werde es immer geben, aber es gebe Felder, in denen Telemedizin nützlich sei. Das Gesundheitswesen werde sich ändern und auch die Zahl der Apotheken werde sinken, betont er.

Als Vor-Ort-Apotheker habe er im Beirat bewirkt, dass auch die öffentliche Apotheke in den Versand mit aufgenommen worden sei, betont er. „Klar kann man sagen, die betreiben Rosinenpickerei. Aber das ist nicht so. Dahinter steckt ein großer Aufwand und da hängen mehrere Monate Arbeit daran.“ Doch seit dem Herbst und dem Urteil des Landgerichts München I habe sich das Portfolio nicht erweitert. Auch die Lieferengpässe seien für das Start-up ein Problem gewesen.

Wellster wurde von verschiedenen Unternehmen unterstützt. Mindestens 60 Millionen US-Dollar hatte das Unternehmen seit 2018 eingesammelt, allein Dermapharm investierte beispielsweise rund 25,5 Millionen Euro und stockte die eigenen Anteile auf 45 Prozent auf. Die Gründer Dr. Manuel Nothelfer und Nico Hribernik traten mit ehrgeizigen Zielen an, doch bald trat angesichts des regulierten Marktes Ernüchterung ein.

Noch immer können Patienten etwa über die Sprechstunde bei Wellster Medical Sildenafil bestellen, wenn sie einen Fragebogen beantworten. Rx-Arzneimittel werden über die eigene „Spring Versandapotheke“ (Apotheek Bad Nieuweschans) aus den Niederlanden verschickt.