„Keine peinlichen Fragen in der Apotheke“

Gesund.de und MySummer: EllaOne per Apothekenkurier

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Berlin -

Nach MySpring kommt MySummer – irgendwie logisch. Während sich das „Frühlingsangebot“ von Wellster Healthtech an Männer mit Haarausfall richtet, können sich Frauen auf dem neuen Portal ganz einfach die Pille vom Online-Arzt verschreiben lassen. Als Kooperationspartner ist wieder Gesund.de dabei. In ausgewählten Städten kann sogar die „Pille danach“ per Expresslieferung angefordert werden.

„Wir leben Frauengesundheit“, lautet das Motto von MySummer. Die Plattform verspricht die „passende Behandlung in den Bereichen Gynäkologie, Urologie oder Dermatologie“. Gemeint sind unter anderem verschreibungspflichtige Medikamente, für die nach Ausfüllen eines Fragebogens ein Online-Rezept ausgestellt wird. Konkret geht es um sechs Kategorien: Verhütung, Blasenentzündung, Intimgesundheit, Haut und Familienplanung. Demnächst sollen Kondome und Geräte zur Zyklusbeobachtung hinzu kommen.

Im Bereich Verhütung werden nicht nur hormonelle Kontrazeptiva angeboten, Verhütungsringe und -pflaster sowie ein Test auf Thromboserisiko. Kund:innen können auch die Pille danach erwerben: „Sexpanne gehabt? Wir liefern in weniger als zwei Stunden.“ Die „Quick-Delivery“ ist laut Website in „ausgewählten Städten“ verfügbar. Der Versand erfolge per Kurier mit Lieferung in weniger als zwei Stunden nach Rezeptausstellung.

Keine peinlichen Fragen

Dazu heißt es: „Fragebogen online ausfüllen. Bestätigung durch Ärztin in wenigen Stunden – keine peinlichen Fragen in der Apotheke. Lieferung in unter zwei Stunden per Kurier direkt zu Dir nach Hause – in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Köln, München und Stuttgart.“ Je nach Standort unterscheiden sich die Öffnungszeiten, in Berlin und Düsseldorf wird der Service auch sonntags angeboten. Kund:innen werden aufgefordert, drei Stunden vor Schließung der Apotheken zu bestellen.

„Am häufigsten gekauft“ wird laut Website EllaOne, das Angebot kostet 35,97 Euro. Folgt man der Aufforderung „Jetzt Pille danach bestellen“, muss man sich durch einen kurzen Fragebogen klicken. Hat man eine „falsche“ Antwort genannt, kann man diese durch einen Klick zurück einfach korrigieren.

Am Schluss folgen noch einige Warnhinweise, etwa dass die Wirksamkeit bei Frauen mit Übergewicht oder bei Erbrechen und Durchfall eingeschränkt sein kann und dass der Einsatz zur regelmäßigen Verhütung nicht sicher ist. Bei einer erneuten Verhütungspanne im gleichen Zyklus müsse das gleiche Präparat eingenommen werden wie beim ersten Mal. „Wende Dich hierbei an Deine:n Ärzt:in oder Apotheker:in und gebe an, welche Pille Danach Du zuvor eingenommen hast.“

Nicht in unserem Liefergebiet

Nun noch bestätigen, dass das Präparat nur zum persönlichen Gebrauch ist und dass man den Aufklärungsbrief von MySummer sowie die Packungsbeilage gründlich durchlesen wird. Jetzt kann endlich die Adresse eingegeben werden – und man erfährt, ob die Lieferung überhaupt möglich ist. Versuche in den Innenstadtlagen von München, Stuttgart, Frankfurt, Köln und Düsseldorf schlugen fehl: „Du befindest Dich leider noch nicht in unserem Liefergebiet“, so die Rückmeldung.

Nur in Berlin führte die eingegebene Adresse im Prenzlauer Berg zu einem Treffer: Die hiesige Schönhauser Apotheke würde das bestellte Medikament liefern, inklusive Behandlungsentgelt sowie Versand und Servicepauschale wären 55,77 Euro zu bezahlen. Der auf der Startseite beworbene Gutschein „Happysummer“ kann für das Produkt nicht eingelöst werden.

Vor Abschluss der Bestellung (nur mit der Anrede als Frau kann man das Produkt kaufen) muss man den AGB von MySummer sowie den AGB von Arzt und Apotheke zustimmen – letztere sind aber gar nicht hinterlegt.

Noventi und Gesund.de

In den AGB der Plattform wird erklärt, dass man einen Medikamentengutschein erwirbt, den man dann entweder bei der – ebenfalls zu Wellster gehörenden – niederländischen Versandapotheke „Apotheek Bad Nieuweschans“ einlösen oder eine „von der Noventi Healthcare GmbH betriebene Deutsche Apothekenplattform (DDAP) angeschlossene Vor-Ort-Apotheke“ übermitteln kann.

Im Menü wiederum ist das Logo von Gesund.de zu finden. Dort bestätigt man die Zusammenarbeit: „Gesund.de ermöglicht Patienten, die Rezepte über telemedizinische Sprechstunden erhalten, diese Verordnungen in ihre vertraute Apotheke vor Ort zu übermitteln“, erklärt eine Sprecherin die Zusammenarbeit auf Nachfrage. Derzeit bestünden entsprechende Möglichkeiten für Patienten, die über Zavamed und Wellster ihre Rezepte erhalten. „Jede Gesund.de-Apotheke kann über eine Einstellung im Gesund.de-Apothekencockpit festlegen, ob sie in den entsprechenden Apothekenfindern der Telemedizinanbieter angezeigt werden möchte.“

Nicht-apothekenpflichtige Arzneimittel, Nahrungsergänzungsmittel und Medizinprodukte können, abhängig vom Produkt, auch direkt vom Betreiber der Plattform verschickt werden. Das gilt offenbar auch für ein Akne-Gel, das man nach einem kurzen Fragebogen bestellen kann. Was man erhält, erfährt man bis zum Schluss nicht. Nur anhand des Produktfotos kann man erahnen, dass man für 29,90 Euro (zuzüglich Nebenkosten) eine hydrophile Tretionin-Creme 0,025% kauft. Marke: MySummer. Das Schwesterportal MySpring nutzt einen ähnlichen Trick: Hier werden Minoxidil und Finasterid als Defektur verkauft.

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