Großhandel

Gesine: Durchstechereien und Indiskretionen

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Berlin -

Bei der Berliner Apothekenkooperation Gesine will man sich derzeit nicht zu den Problemen beim hauseigenen Großhandel äußern. Ganz so einfach ist die Sache aber nicht, denn immerhin haben rund 200 Apotheker Geld in Genossenschaftsanteile gesteckt – und wollen Auskunft über die aktuellen Turbulenzen. Aus einem Schreiben von Vorstandschef Dr. Andreas Kesselhut und Aufsichtsratschefin Susanne Lorra geht hervor, dass die Suche nach einem Investor alles andere als glatt läuft. Dieter Siebenbrodt ist mit seiner Firma „7b direkt“ offenbar nicht mehr im Rennen.

 

Der Vorstand des Großhandels hatte nach eigenen Angaben „seine ganze Kraft darauf verwendet, die Kooperation mit dem Investor 7b/Herrn Siebenbrodt zustande zu bringen“. Ein konkretes Konzept sei bereits erarbeitet und vereinbart gewesen; Investoren, die Siebenbrodt einbinden wollte, hätten eine „sehr kurzfristige Entscheidung in Aussicht gestellt“. „Alles war auf einem guten Weg.“

Doch am Tag der Generalversammlung Ende Juli seien Informationen vorab über die Presse und Äußerungen im Markt an die Öffentlichkeit gelangt – „ganz offensichtlich durch Persönlichkeiten aus dem gesine-Kreis angestoßen“. Siebenbrodt habe sich „bitter über diese Indiskretion beschwert“, zumal Stillschweigen vereinbart gewesen sei.

„Herr Siebenbrodt hat diesen Vorgang zum Anlass genommen, über die Vertrauenswürdigkeit unserer Genossenschaft und ihrer handelnden Personen nachzudenken“, schreiben Kesselhut und Lorra.

 

 

Zwei Wochen lang sei der Vorstand dann damit beschäftigt gewesen, das durch die „Durchstechereien und Indiskretionen“ gestörte Vertrauen wieder aufzubauen. Obwohl man zwischenzeitlich zuversichtlich gewesen sei, müsse man heute feststellen, dass es nicht gelungen sei, das verabredete Kooperationskonzept 1:1 umzusetzen: Einerseits habe sich ein potenzieller Mitfinanzier Siebenbrodts „nicht mehr kurzfristig für das Konzept entscheiden“ können, andererseits habe sich der 7b-Chef nicht mehr in der Lage gesehen, „prägenden Einfluss auf eine Kooperation mit der gesine Pharmahandel e.G. auszuüben“.

Erst jetzt erfuhr Gesine „auf heftiges Drängen“ einer eingeschalteten Anwaltskanzlei von Siebenbrodt den Namen zweier potenzieller Geldgeber, mit denen dann unter Hochdruck verhandelt wurde. Doch es klappte wieder nicht: Ein Investor stellte demnach Bedingungen, die für Gesine nicht akzeptabel waren. Der andere Kandidat sei zwar nach wie vor sehr interessiert, konnte aber den zeitlichen Zielvorstellung der unter finanziellen Druck geratenen Genossenschaft nicht zustimmen. Dasselbe gilt für andere potenzielle Partner, mit denen Gesine verhandelt.

Aus diesen Gründen hat Gesine die Lieferungen an die Apotheken eingestellt und für sich selbst ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung eröffnet. Auf diese Weise könnten Rechtsverstöße gegen die Regeln des Insolvenzrechts vermieden und Kooperationsverhandlungen ohne Zeitdruck geführt werden. Über die Ergebnisse sollen die Genossen dann auf einer Versammlung informiert werden.

 

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