Großhandel

Gesine braucht Geldspritze

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Berlin -

Der Gesine Großhandel ist Spekulationen um seine Finanzen leid und hat zu einer außerordentlichen Generalversammlung eingeladen. Der Vorstand will die Genossen am 22. Mai über den „Stand der Entwicklung sowie die Kapital- und Liquiditätssituation“ des Großhandels unterrichten. Schon aus der Einladung zum Treffen wird jedoch deutlich: Gesine sucht akut nach neuen Geldgebern und will auch mit den Genossen über eine Erhöhung der Anteile reden. Ab Ende des Jahres will Gesine profitabel arbeiten.

Zwar betont der Vorstand, der Großhandel sei seit dem Start im April 2011 „vielfach optimiert“ worden, und die Mitarbeiter seien „zwischenzeitlich gut eingearbeitet“. Ausgelastet sei der Kommissionierer in Ludwigsfelde aber noch nicht, da das Genossenschaftskapital durch Anlaufverluste zu mehr als der Hälfte aufgebraucht sei, schreiben die Vorstände Dr. Andreas Kesselhut und Holger Gehlhar. Heißt im Klartext: Gesine hat aktuell nicht ausreichend Kapital, um sein Lager zu füllen.

Die Genossen konnten je nach Umsatz beim Großhandel Anteile zeichnen. Gesine hatte zunächst rund 200 Anteile im Wert von je 25.000 Euro ausgegeben. Mit Krediten soll das Startkapital bei insgesamt rund 14 Millionen Euro gelegen haben. Insidern zufolge wären aber 18 bis 20 Millionen Euro nötig gewesen.

Zwischenzeitlich sah es offenbar ziemlich ernst für die Finanzierung aus: „Unsere Hausbank hatte die Fortführung ihres Engagements von der Darstellung einer positiven Fortführungsprognose abhängig gemacht“, berichtet der Vorstand. Gesine hatte sich dann eine entsprechende Prognose von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO besorgt. Die Mittelbrandenburgische Sparkasse ließ sich offenbar überzeugen und bestätigte das Engagement.

 

Aktuell verhandelt Gesine mit weiteren Banken, bei einer sollen die Gespräche schon sehr konkret sein. Bis zur verbindlichen Zusage des Kreditantrags dürften aber noch rund drei Monate vergehen. Auch mit einem in Aussicht gestellten „Anschubkredit“ von ein bis zwei Millionen Euro könne man frühestens in zwei Monaten rechnen, heißt es in dem Schreiben. Auch das Factoring-Programm, bei dem der Großhandel seine Forderungen gegenüber den Kunden weiterverkauft, wird sich laut Gesine erst in einigen Wochen auf die Liquidität auswirken.

Daher wollen Vorstand und Aufsichtsrat Eigenkapital einsammeln: Die Anzahl der Genossen und Genossenschaftsanteile soll erhöht werden. Außerdem sollen Gelder mit „Eigenkapitalcharakter“ von Investoren an Land gezogen. „Hier ist im ersten Schritt an einen Gesamtbetrag in Höhe von bis zu 7 Millionen Euro gedacht“, schreibt der Vorstand. Der Vorlauf betrage allerdings wiederum drei Monate. Gesine braucht aber schon jetzt „kurzfristige Eigenkapitalhilfen“, um die monatlich entstehenden Verluste für das Hochfahren des Warenlagers auszugleichen.

Die Suche nach neuen Geldgebern wurde offenbar durch das Ausscheiden des damaligen Finanzvorstandes Axel Krause-Ruthenberg im Oktober 2011 erschwert. Die Turbulenzen in diesem Zusammenhang hätten die Bemühungen, die Liquidität sicherzustellen, zeitweise unterbrochen, heißt es im Brief an die Genossen.

 

 

Für die Zukunft macht der Vorstand den Genossen Mut: Laut einer Planerfolgsrechnung könnte im Dezember 2012 erstmals ein Monatsgewinn von etwa 80.000 Euro stehen. Im kommenden Jahr soll der Überschuss dann etwa 1,2 Millionen Euro betragen, 2016 knapp 3,3 Millionen Euro.

Derzeit sind Gesine zufolge 218 Genossen beim Großhandel engagiert, rund 200 beziehen auch Ware. Trotz der außerordentlichen Generalversammlung vor Abschluss des Geschäftsjahres mahnt Gesine daher zur Ruhe: „Die Gesine hat kein Liquiditätsproblem“, betonte ein Sprecher auf Nachfrage. Richtig sei, dass man immer auf der Suche nach Geld zur Expansion sei.

Das Treffen soll dem Sprecher zufolge vor allem die Marktgerüchte aus der Welt schaffen, Gesine sei pleite oder solle übernommen werden: „Denn unsere Genossen werden derzeit ganz konkret angegangen, und das sind zum Teil schon sehr geschäftsschädigende Gerüchte“, so der Sprecher. Deshalb werde man jetzt „Tacheles reden“.

 

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