Die Drogeriekette Rossmann beendet ihr Projekt mit Amazon. Juniorchef Raoul Roßmann sagte der Süddeutschen Zeitung (SZ), „dass diese spezielle Art der ultraschnellen Zustellung nach Bestellung von unseren Kunden nicht nachgefragt wird“.
Seit 2017 konnten sich Kunden in Berlin und München über „Prime Now“ rund 5000 Artikel aus dem Rossmann-Sortiment bestellen und sich innerhalb einer Stunde liefern lassen. Alternativ konnten Wunschtermine innerhalb eines Zeitfensters von zwei Stunden angegeben werden. Das Sortiment umfasst Haushaltsartikel, Kosmetik-Produkte sowie Babyprodukte und Lebensmittel.
Doch damit soll Mitte des Jahres Schluss sein. „Die Kunden gehen lieber in die Märkte und wollen keinen Aufpreis zahlen, um sich die Sachen ins Büro liefern zu lassen“, so Roßmann gegenüber der SZ. Sein Unternehmen habe gelernt, die Onlinelogistik effizienter zu gestalten. Er glaubt jedoch gar nicht, dass seine Kunden künftig nur noch online shoppen werden. „Einkaufen gehen hat Vorteile. Wir sind bei Auswahl, Verfügbarkeit und Erreichbarkeit besser als der Onlinehandel. Anders als bei den Textilanten gibt es bei uns keinen Grund, nicht zu uns kommen.“ Der Onlinehandel werde zwar auch in der Branche der Drogeriemärkte wachsen, „aber nicht so dynamisch wie anderswo“.
Amazon bestätigte dem Bericht zufolge das Ende der Zusammenarbeit mit dem Dienst „Prime Now“. Parallel muss der US-Internetriese weitere Abgänge verzeichnen: Die Lebensmittelkette Feneberg ist ebenfalls ausgestiegen, Basic verabschiedete sich bereits 2018. Kochhaus ist mittlerweile in der Insolvenz.
Damit ist nur noch die Bienen-Apotheke in München am Laimer Platz als Partner in Deutschland an Bord. Inhaber Michael Grintz verteidigte seine Partnerschaft unlängst noch einmal, ohne detaillierte Zahlen zu nennen. „Was ich tue, ist kaufmännisch sinnvoll“, sagte er beim Kooperationsgipfel des BVDAK in München. „Ich versuche alle Vertriebswege zu nutzen, um mich breit aufzustellen.“ Er selbst habe in acht europäischen Ländern Umsatzsteuer angemeldet. Allerdings könne er aus gesetzlichen Gründen keine Arzneimittel an den Konzern schicken, um sie dort einzulagern.
Die Plattform werde immer attraktiver für Nutzer, obwohl sie nicht zwingend der Ort sei, um günstig einzukaufen. Denn Amazon verlange vom Händler eine Gebühr: „15 Prozent vom Bruttoumsatz ist erst einmal viel Geld.“ Das bedeute aber nicht, dass man seine Produkte günstig anbieten müsse. Vermutungen, wonach der US-Konzern in Deutschland über eine eigene Apotheke aktiv sein will, hält er für spekulativ. „Ich persönlich halte es nicht für wahrscheinlich, dass Amazon eine Apotheke eröffnen wird.“ Zum einen sei dies in Deutschland nicht erlaubt. Zum anderen versuche der Konzern immer mehr Umsätze über Partnerschaften mit Händlern zu generieren.
Der Rückzug von Rossmann ist nicht der erste Rückschlag für Amazon, im Drogeriegeschäft in Deutschland Fuß zu fassen. Bereits im Jahr 2013 hatte der Rossmann-Konkurrent dm eine Zusammenarbeit mit dem US-Konzern beendet. Zwei Jahre lang hatten die Kunden dm-Produkte über Amazon bestellen können – offenbar nur mit mäßigem Erfolg. So soll der Umsatz nur etwas über dem einer durchschnittlichen dm-Filiale gelegen haben.
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