Gentests aus der Apotheke Janina Rauers, 16.02.2012 10:13 Uhr
Mit DNA-Tests können genetische Variationen erkannt werden, die die Wirkung von Arzneimitteln beeinflussen. Der Frankfurter Dienstleister bio.logis bietet derartige genetische Analysen an – seit einigen Wochen auch über Apotheken. Basis ist die sogenannte PGS.box: Die Abkürzung steht für „personal genomics services“, Kunden können mit dem Boxinhalt eine anonymisierte Speichelprobe zur DNA-Analyse an das bio.logis-Labor senden.
Die Box enthält neben einem Röhrchen für die Probe und einer Versandtasche Zugangsdaten und einen USB-Stick, mit dem der Verbraucher später über das Internet seine Ergebnisse abfragen kann.
Getestet wird beispielsweise, ob im Bereich Herz-Kreislauf eine genetische Veranlagung vorliegt, die die Wirksamkeit von Statinen, Betablockern oder Clopidogrel beeinflusst. Im Bereich Diabetes können unter anderem Faktoren für die Wirkung von Rosiglitazon oder Metformin bestimmt werden. Auch Analgetika wie Ibuprofen und Paracetamol, Psychopharmaka wie Diazepam und Mephemytoin, Antibiotika, HIV-Präparate und Chemotherapeutika stehen auf der Liste von bio.logis.
Bislang ist die Box in rund einem Dutzend Apotheken erhältlich. Der Apothekeneinkaufspreis liegt bei rund 330 Euro, bio.logis empfiehlt einen Verkaufspreis von 395 Euro. Die Boxen werden über den Logistiker DHL an die Apotheken geliefert, die Mitarbeiter erhalten Informationsmaterial und können auf Wunsch vor Ort oder per Videokonferenz geschult werde. Derzeit beschäftigt bio.logis drei Außendienstmitarbeiter, das Team soll erweitert werden.
Demnächst wollen die Gen-Experten die Box in unterschiedlichen Varianten anbieten. In einem Pilotprojekt soll gezielt die individuelle Wirksamkeit von Blockbusterpräparaten getestet werden können, der Preis für beschränkte Tests soll unter 100 Euro liegen.
Ohnehin gibt es schon jetzt verschiedene Versionen der PGS.box: Per Direktbestellung oder beim Arzt können sich Kunden zusätzlich etwa über Vererbungswahrscheinlichkeiten informieren. Inklusive Beratung und Dokumenten können so bis zu 800 Euro für die Gentests anfallen.
bio.logis wurde 2008 gegründet, unter anderem von Professor Dr. Daniela Steinberger, die heute ärztliche Geschäftsführerin ist. Seit 2009 sitzt der Dienstleister im FIZ Frankfurter Innovationszentrum Biotechnologie, eine Zweigstelle in Mainz ist geplant. Derzeit beschäftigt das Unternehmen rund 50 Mitarbeiter, neben der PGS.Box bietet bio.logis auch konventionelle genetische Diagnostik an, die von Humangenetikern in Auftrag gegeben werden. Im Gegensatz zu den Tests, die über Apotheken erhältlich sind, untersucht bio.logis hier auch Genvarianten, die auf besonders schwerwiegende oder seltene Krankheiten hinweisen können.