Generikakonzerne

Teva findet sich unwiderstehlich

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Berlin -

Der Übernahmepoker um Teva, Mylan und Perrigo geht in die nächste Runde: Nachdem Mylan das Übernahmeangebot von Teva abgelehnt und in einer Flucht nach vorn das eigene Angebot für den OTC-Hersteller Perrigo erhöht hat, bekräftigt der israelische Konzern nun sein Angebot. Man bleibe bei dem Angebot von 82 US-Dollar pro Aktie – insgesamt rund 43 Milliarden Dollar. Der Kaufpreis soll zur Hälfte in bar, zur Hälfte in Teva-Anteilsscheinen fließen.

Teva-Präsident Erez Vigodman erklärte: „Obwohl wir enttäuscht darüber sind, dass Mylan unser Angebot offiziell abgelehnt hat, steht die Geschäftsführung hinter dem Ziel, Teva und Mylan zu vereinen, und wir stehen bereit, die Transaktion schnell abzuschließen.“ Aus Sicht von Vigodman ist die Transaktion sowohl für Teva- als auch Mylan-Aktionäre „unwiderstehlich“.

Teva geht davon aus, dass das Angebot für Mylan-Aktionäre extrem akktraktiv ist. Man biete ihnen die Möglichkeit, an einem finanziell und wirtschaftlich stärkeren Unternehmen teilzuhaben. Das Angebot liege fast 50 Prozent über dem Aktienkurs. Bei Teva glaubt man daran, dass die Übernahme Synergieeffekte von rund zwei Milliarden Dollar im Jahr herbeiführt. Die Einsparungen sollten größtenteils drei Jahre nach der Transaktion erreicht werden.

Das Angebot steht unter der Voraussetzung, dass Mylan die geplante Übernahme von Perrigo nicht durchführt. Allerdings hatte Mylan sein Angebot zuletzt erhöht: Statt 28,9 bietet der US-Generikakonzern nun 31,3 Milliarden Dollar für den OTC-Hersteller. Sollte der Deal zustande kommen, hätten die Perigo-Aktionäre künftig 38,2 Prozent der Mylan-Aktien.

Mylan hatte Ende März sein erstes Angebot für Perrigo abgegeben. In der vergangenen Woche lehnte das Perrigo-Management die Offerte offiziell ab: Das Angebot spiegele nicht den Firmenwert und die Wachstumsaussichten wider. Auch der Zukauf von Omega, der Ende März abgeschlossen wurde, sei noch nicht ausreichend berücksichtigt.

Beobachter gingen von Anfang an davon aus, dass sich der Generikakonzern mit der Perrigo-Übernahme in erster Linie Teva vom Hals halten wollte. Der Konkurrent aus Israel hatte in der vergangenen Woche erstmals 82 US-Dollar je Mylan-Aktie geboten. Der neue Gigant käme auf einen Umsatz von 30 Milliarden Dollar und einen operativen Gewinn (EBITDA) von 9 Milliarden Dollar.

Von den Kartellbehörden erwartet Teva kaum Hindernisse. Das Geschäft könne noch bis Ende dieses Jahres abgeschlossen werden. Mylan hatte Mitte April mitgeteilt, einen möglichen Zusammenschluss mit Teva nicht für sinnvoll zu halten. Zudem dürfte die Übernahme auf Probleme bei den Wettbewerbshütern stoßen, hieß es.

Mit der Übernahme von Mylan würde Teva seinen Abstand zum Rest des Generikamarktes deutlich vergrößern: 2013 kam Teva auf Erlöse von 20 Milliarden Dollar, gefolgt von Sandoz mit 9,2 Milliarden Dollar, Actavis mit 8,7 Milliarden Dollar, Mylan mit 6,9 Milliarden Dollar und Hospira mit 4 Milliarden Dollar. Stada kam auf mit 2,7 Milliarden Dollar, Sanofi auf 2,2 Milliarden Dollar und Ranbaxy auf 2,1 Milliarden Dollar. Nach den Übernahmen der vergangenen Monate haben sich die Zahlen teilweise verändert.

Actavis hatte im vergangenen Jahr erst Forest für 21 Milliarden Dollar und dann Allergan für 65 Milliarden Dollar gekauft. Den Botox-Hersteller wollte sich eigentlich Valeant einverleiben, doch der Mutterkonzern von Bausch + Lomb kam stattdessen für 12 Milliarden Dollar bei Salix zum Zug. Abbvie legte nach der gescheiterten Übernahme von Shire20 Milliarden Dollar für Pharmacyclics auf den Tisch, Pfizer 16,5 Milliarden Dollar für Hospira.

Bayer hatte 14 Milliarden Dollar für das OTC-Geschäft des US-Konzerns Merck ausgegeben, der seinerseits für mehr als 8 Milliarden Dollar Cubist übernommen hat. Ebenfalls 8 Milliarden Dollar zahlte Roche für Intermune.GlaxoSmithKline und Novartis hatten ganze Sparten gegeneinander ausgetauscht.

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