Jetzt steht es fest: Mit der Stada wird der letzte selbstständige Generikahersteller Deutschlands verkauft. Nachdem der Vorstand in Bad Vilbel einem Preis von 5,3 Milliarden Euro seinen Segen erteilt hat, können die Beteiligungsgesellschaft Bain Capital und der Finanzinvestor Cinven nun den Angebotsprozess einleiten, der schon im Sommer abgeschlossen werden könnte.
Damit endet ein Ringen um den Konzern, das bereits mit dem Einstieg des Finanzinvestors Active Ownership Capital (AOC) im Mai vergangenen Jahres seinen Anfang nahm. Der Investor forderte eine Rosskur und neue Gesichter im Aufsichtsrat. Übernahmegerüchte wollte AOC damals nicht kommentieren, die Aktien machten aber schon damals einen Satz in die Höhe.
Anfang Juni nahm der langjährige Vorstandschef Hartmut Retzlaff seinen Hut. Zuvor waren immer mehr Details über seinen Führungsstil bekannt geworden. Matthias Wiedenfels übernahm kommissarisch, blieb aber bis jetzt im Amt. Auch der in seinem Tonfall bisweilen aggressive US-Investor Guy Wyser-Pratte stieg bei Stada ein und forderte den Zusammenschluss mit internationalen Konkurrenten.
Bei der Hauptversammlung im September brachten die Angreifer dann den Vorsitzenden des Aufsichtsrats, Martin Abend, zu Fall. Nachfolger wurde der bisherige Vize Carl Ferdinand Oetker.
Rückblickend könnten auch die Beteuerungen von Wiedenfels, er habe keinen Verkaufsauftrag, als erste Anläufe zum nun abgeschlossenen Pokerspiel um einen möglichst hohen Preis gedeutet werden. Schon im Dezember berichteten Medien, Stada prüfe mit der US-Investmentbank Goldman Sachs mehrere „strategischen Optionen“.
Kurz darauf legte Cinven ein Angebot vor, die Investoren schlossen sich später mit Bain. Advent bildete mit Permira ein zweites Bieterkonsortium. Die Angebote von 56 und 58 Euro je Aktie waren dem Stada-Vorstand jedoch zu wenig. Wiedenfels setzte die Verhandlungen aus, pushte das Deutschlandgeschäft, korrigierte die Unternehmensziele nach oben und begann zuletzt noch, über eine Herauslösung des seiner Ansicht nach in den Angeboten unterbewerteten Vietnamgeschäfts zu räsonieren.
Tatsächlich kann er jetzt ein Angebot von 66 Euro vorweisen, mit einigem Stolz. „Das Angebot belegt, dass Vorstand und Aufsichtsrat sehr klug gehandelt haben“, klopft er sich und Oetker auf die Schulter. „Seit Beginn des Prozesses haben wir so rund 750 Millionen Euro mehr Wert für unsere Aktionärinnen und Aktionäre geschaffen.“
Oetker ist ebenso zufrieden: „Mir fehlt in keinster Weise etwas, wir fühlen uns sehr wohl mit dem Ergebnis.“ Laut Analysten galten mehr als 60 Euro je Aktie als unwahrscheinlich, da nach einer Übernahme noch weiterer Investitionsbedarf bestehe. Die Versuche von Wiedenfels und Oetker, den Preis hochzutreiben, wurden als riskant eingestuft.
Auch sonst zeigte sich Stada zufrieden mit dem Ergebnis. Es sei in jeder Hinsicht ein sehr rundes und komfortables Paket herausgekommen, mit einem sehr weitgehenden und umfassenden Kündigungsverzicht, Standortgarantien und Schutz der wesentlichen Geschäftsbereiche Marken und Generika. Über Managementpositionen sei nicht gesprochen worden.
Nun werden Bain und Cinven ihr Übernahmeangebot offiziell vorlegen, das der Vorstand vorbehaltlich einer Prüfung dann zur Annahme den Aktionären empfehlen will. Nach Start der Angebotslaufzeit gilt eine Frist von sechs Wochen, in denen Bain und Cinven 75 Prozent der Aktien einsammeln müssen. Laut Wiedenfels könnte der Prozess im Sommer abgeschlossen sein.
Die zweite Bietergruppe von Advent und Permira hatte nach Medienberichten 58 Euro je Aktie geboten und ist offenbar nicht mitgezogen. Im ab jetzt offiziellen Bieterprozess können jedoch weitere Angebote abgegeben werden. Klar ist: Für das einst von Apothekern und Ärzten gegründete Unternehmen beginnt ein neues Kapitel.
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