Der Verkauf der Marke Ladival mit anschließender Rücklizenzierung wird geprüft. Konzernchef Engelbert Tjeenk Willink sagte auf der Hauptversammlung, dass Aufsichtsrat und Vorstand eine Untersuchung zu dem Deal in Auftrag gegeben hätten. Dies berichtet die Wirtschaftswoche.
Im Dezember 2013 hatte der Konzern die Marke an den ehemaligen Investmentbanker Ingo Söhngen verkauft, der als Berater des damaligen Konzernchef Hartmut Retzlaff lange für die Stada tätig war. Für 30 Millionen Euro wechselten die Rechte den Besitzer, nach sieben Jahren gab es eine Rückkaufoption. Für die Nutzung muss der Konzern seitdem 10 Prozent des Nettoumsatzes in der EU zahlen – das sind knapp drei Millionen Euro pro Jahr.
Der damalige Vorstand hatte den Deal mit grundsätzlichen Finanzierungserwägungen begründet: Mit der Transaktion habe man eine „weitere Finanzierungsmöglichkeit zur Diversifizierung der bestehenden Finanzinstrumente“ erschließen können, hieß es.
Aus heutiger Sicht gebe es daran Zweifel, so Willink. Aufsichtsratschef Carl Ferdinand Oetker sagte laut Wirtschaftswoche, dem Kontrollgremium sei die Transaktion damals als steuerliches Optimierungsmodell vorgestellt worden. Aufgrund der damals vorliegenden Informationen habe man das Geschäft für sinnvoll erachtet.
Laut Wirtschaftswoche vermuten Insider, dass der Vorstand mit dem Verkauf seinen Bonus sichern wollte. Dafür sei der Betrag aber viel zu gering gewesen, erwidern Eingeweihte. Vielmehr habe es seinerzeit Überlegungen gegeben, wie man der Marke zu neuem Schwung verhelfen könne. Die Umsätze von Ladival seien seinerzeit zweistellig rückläufig gewesen. Nicht Retzlaff, sondern der damalige Finanzchef Helmut Kraft sei maßgeblich für den Deal verantwortlich gewesen. Auf keinen Fall sei das Geschäft nachteilig für Stada gewesen, da bis hin zum Rückkauf alle rechtlichen Fragen geklärt seien.
Die Querelen bei Stada nehmen auch nach der Übernahme durch Finanzinvestoren kein Ende. Oetker erklärte am Mittwoch auf der Hauptversammlung in Frankfurt überraschend, das Kontrollgremium wolle weder Retzlaff noch Kraft für das vergangene Jahr entlasten. Dasselbe gelte für Dr. Matthias Wiedenfels, der die Nachfolge des langjährigen Konzernchefs angetreten hatte und mittlerweile ebenfalls ausgeschieden ist.
Ursprünglich hatten Vorstand und Aufsichtsrat laut Tagesordnung eine Entlastung gefordert. Oetker erklärte, es gebe aber nun Ermittlungen des Aufsichtsrats wegen „belastbarer Erkenntnisse zu schwerwiegenden Pflichtverletzungen des Vorstands“. Es gehe um Unklarheiten im Asiengeschäft, Verstöße gegen Rechtsgrundsätze und Beraterverträge ohne erkennbare Gegenleistungen für Stada.
Mit diesen Hinweisen sei die Integrität von Wiedenfels und Kraft „nicht mehr gewährleistet gewesen“. Deshalb seien sie im Juli abgetreten. Der Hintergrund der Verträge sei nicht im Unternehmen und schon gar nicht im Aufsichtsrat bekannt gewesen, zitiert Börse Online. In einem Fall sei der Aufsichtsrat sogar über die Leistungserbringung getäuscht worden.
Teils hätten die Pflichtverletzungen zu signifikanten Schäden geführt. Als Kontrollgremium wolle man ein Signal setzen, „dass wir solche Geschäftspraktiken nicht tolerieren“, sagte Oetker. Eine Entlastung entspräche nicht einer zeitgemäßen Corporate Governance.
Oetker selbst war erst vor einem Jahr durch eine Revolte aktivistischer Investoren an die Spitze des Stada-Aufsichtsrats gekommen. Allerdings war er zuvor lange Vize seines Vorgängers Dr. Martin Abend – und damit vermutlich eingeweiht in jene Vorgänge, mit denen er jetzt nichts zu tun haben will.
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