Befreiungsschlag für Stada: Claudio Albrecht übernimmt in Kürze die Führung des Generikakonzerns. Stabile Verhältnisse ziehen damit in Bad Vilbel aber noch nicht zwangsläufig ein: Auch Albrecht übernimmt das Amt nur interimsweise.
Albrecht werde Übergangschef Engelbert Willink vorzeitig ablösen, teilten die neuen Mehrheitseigner Bain und Cinven mit. Mit ihm kommt Mark Keatley, der Finanzchef Bernhard Düttmann ersetzen wird. Über die Berufung werde der Aufsichtsrat entscheiden, sobald dessen neue Mitglieder gerichtlich berufen seien. Es ist der vierte Wechsel an der Führungsspitze innerhalb gut eines Jahres.
Laut Unternehmenskreisen soll der Führungswechsel zu Beginn des vierten Quartals vollzogen werden. Willink und Düttmann waren erst im Juli interimistisch an die Stada-Spitze berufen worden, um Ex-Konzernchef Matthias Wiedenfels und Finanzchef Helmut Kraft abzulösen. Sie haben zwar Verträge bis Jahresende. Die neuen Mehrheitsaktionäre wünschten sich aber Klarheit für Stada, hieß es aus den Kreisen. Unverändert im Stada-Vorstand bleibt Barthold Piening, der seit Frühjahr Produktion und Entwicklung verantwortet.
Eigentlich sollte Albrecht zusammen mit Vertretern der Mehrheitsaktionäre in den Aufsichtsrat der Gesellschaft einziehen. „Wir haben ihn nun gebeten, vorbehaltlich der Zustimmung des Aufsichtsrats als Vorstandsvorsitzender den Übergangsprozess zu einem privat gehaltenen Unternehmen zu führen“, erklärten Michael Siefke, Managing Director bei Bain Capital, und Bruno Schick, Partner bei Cinven. „Es freut uns sehr, dass Herr Albrecht diese Position übernimmt. Wir gehen davon aus, dass er zu gegebener Zeit in eine nicht-geschäftsführende Funktion im Stada-Konzern wechseln wird, nachdem ein Vorstandsvorsitzender gewonnen wurde, der Stada langfristig führen wird.“
„Mit ihrer umfangreichen Erfahrung bei der Umsetzung internationaler Wachstums- und Transformationsstrategien in der Generikabranche verfügen sie über beste Voraussetzungen, um Stada in die nächste Phase des Wachstums zu führen“, so Siefke und Schick. Die beiden Vertreter der neuen Mehrheitsaktionäre dankten Willink und Düttmann für „ihre hervorragende Arbeit für das Unternehmen und ihre Bereitschaft, einen nicht einfachen Prozess hin zu einer stabilen Eigentümerstruktur und einer vielversprechenden Zukunft für das Unternehmen zu führen“.
Bis 2005 führte Albrecht den Generikahersteller Ratiopharm. Später sanierte er gemeinsam mit seinem langjährigen Geschäftspartner Peter Prock für die Deutsche Bank als Hauptgläubiger den angeschlagenen isländischen Wettbewerber Actavis. Im Zusammenhang mit Stada fiel sein Name schon im vergangenen Sommer. Damals dementierte er hartnäckig, wohl auch weil er Neuraxpharm für den Finanzinvestor Apax zu einem europaweiten Generikahersteller aufbauen soll. Keatley war unter Albrecht als Finanzvorstand bei Actavis tätig. Zuletzt hatten sie Bain und Cinven im Übernahmeringen um Stada beraten.
Mit dem neuen Eigner steht auch im Aufsichtsrat ein Wechsel bevor. Der Vorsitzende des Kontrollgremiums, Carl Ferdinand Oetker, tritt mit vier weiteren, erst im vergangenen Jahr berufenen Mitgliedern zum 25. September ab. Um die Nachfolger durch die Hauptversammlung wählen zu lassen, kam die Übernahme zu spät. Das Aktionärstreffen konnte wegen der gesetzlichen Fristen auch nicht verschoben werden. So müssen die Vorschläge formal vom Gericht freigegeben werden.
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